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Für die Gategroup wird es zusehends ungemütlich. Seit seinem Einstieg Anfang Dezember hat der Hedgefonds RBR Capital sein Aktienpaket auf nicht weniger als 7,5 Prozent ausgebaut.

Aus seinen Absichten macht der neue Grossaktionär denn auch kein Geheimnis: Er fordert grundlegende Veränderungen beim in Kloten beheimateten Catering-Unternehmen, auch im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung.

Einen ersten Etappensieg verbuchte RBR Capital mit dem Mitte Januar bekannt gewordenen Rücktritt von CEO Andrew Gibson. Sein Nachfolger Xavier Rossinyol scheint dem neuen Grossaktionär aber ebenfalls nicht genehm zu sein. Das letzte Wort ist deshalb wohl noch nicht gesprochen, zumal am Freitag beobachtete ausserbörsliche Blocktransaktionen auf einen weiteren Beteiligungsausbau durch RBR
Capital schliessen lassen.

Was sich bei der Gategroup abspielt, dürfte nur ein kleiner Vorgeschmack auf das sein, was noch kommen wird. Denn angeblich rennen private wie auch institutionelle Grossanleger den Hedgefonds und der Private-Equity-Industrie rund um den Globus die Türen ein. Grund ist der ins Unerträgliche steigende Renditedruck. Alleine aus Nordamerika wird von einem Nettomittelzufluss seit Oktober in zweistelliger Milliardenhöhe berichtet.

Damit geht der Renditedruck auf die Finanzinvestoren über, die ihrerseits nun über randvolle Kriegskassen sowie über spektakulär günstige Finanzierungsbedingungen verfügen. Wie zu hören ist, unterbieten sich die Banken bei den Konditionen für sogenannte "Leveraged Loans" zur Finanzierung von Firmenübernahmen nämlich gegenseitig.

Es dürfte deshalb wohl nur noch eine Frage weniger Wochen sein, bis eine Welle von feindlichen Übernahmen über Europa hinwegrollt. Gerade in den umliegenden Nachbarländern gibt es unzählige kleinere und mittelgrosse Unternehmen mit einer vergleichsweise hohen Free-Cash-Flow-Rendite. Durch den Einsatz von billigem Fremdkapital ist es Finanzinvestoren somit möglich, satte Übernahmeprämien zu bezahlen und dennoch attraktive Renditen auf dem eigenen Kapital zu erzielen.

Weniger Angst vor Übergriffen aus der Private-Equity-Industrie müssen hiesige Firmen haben. Der noch immer überbewertete Franken könnte den Appetit ausländischer Finanzinvestoren zügeln und diese von feindlichen Übernahmeversuchen abhalten.

Völlig ausschliessen möchte ich trotzdem nicht, dass auch das eine oder andere Schweizer Unternehmen zum Ziel eines feindlichen Übernahmeversuchs wird.

Ich habe mich deshalb über das Wochenende auf die Suche nach Unternehmen ohne statutarische Stimmrechtsbeschränkung, einem stark zersplitterten Aktionariat und einer hohen Free-Cash-Flow-Rendite gemacht. Hier einige kleinere und mittelgrosse Unternehmen, die bestens in dieses Beuteschema passen:

Wenn ich auf einen Namen wetten müsste, dann auf Ascom. Der Berner Telekommunikationskonzern steht schon seit Jahren immer wieder im Zentrum von Übernahmespekulationen. Je nach Analystenschätzungen ist im laufenden Jahr mit einer Free-Cash-Flow-Rendite zwischen 6 und 8 Prozent zu rechnen. Mit grösseren Hürden hätten Finanzinvestoren nicht zu rechnen, gilt das Aktionariat des Industriekonzerns doch als stark fragmentiert. Sprich: Seit dem Beteiligungsverkauf durch die Zürcher Kantonalbank gibt es keine Grossaktionäre mehr, die sich potenziellen Interessenten in den Weg stellen könnten.

Ähnliches gilt für den Bauzulieferer Forbo mit einer geschätzten Free-Cash-Flow-Rendite von 8 Prozent für dieses Jahr. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen mittlerweile wieder über Nettobarmittel in dreistelliger Millionenhöhe. 95 Prozent aller ausstehenden Aktien befinden sich im Besitz von Publikumsaktionären.

Eine Free-Cash-Flow-Rendite von rund 6 Prozent wird bei Clariant erwartet. Noch hat der Basler Spezialitätenchemiekonzern jedoch nicht zur alten Stärke zurückgefunden, was die Barmittelgenerierung anbetrifft. Das könnte sich für einen potenziellen Käufer jedoch sogar als Vorteil erweisen. Eine Gruppe früherer Süd-Chemie-Aktionäre hält den mir vorliegenden Informationen zufolge noch 13,9 Prozent der Stimmen.

Etwas schwieriger gestaltet sich die Situation bei Rieter. Auf Basis von Schätzungen für das laufende Geschäftsjahr errechnet sich eine Free-Cash-Flow-Rendite von ziemlich genau 8 Prozent. Allerdings müssten Finanzinvestoren zuerst mit den beiden Grossaktionären Peter Spuhler (19,1 Prozent) und Michael Pieper (11,5 Prozent) einig werden. Vielleicht nutzt allerdings auch gleich einer dieser beiden finanzkräftigen Industriellen selber die Gunst der Stunde.

In einer vergleichbaren Situation befindet sich Gurit. Schätzungen zufolge wird der Hersteller von Verbundstoffen im laufenden Jahr eine Free-Cash-Flow-Rendite von 8 Prozent erwirtschaften. Doch auch hier müsste zuerst der Grossaktionär zum Verkauf bewogen werden.

Ausweichen könnten Finanzinvestoren deshalb auf Temenos mit einer geschätzten Free-Cash-Flow-Rendite von 6 Prozent. Martin Ebner hält als einziger Grossaktionär eine Beteiligung von 11,3 Prozent am Genfer Bankensoftwareunternehmen. Die übrigen Aktien befinden sich breit gestreut im Publikum.

Diese Liste ist nicht abschliessend, gibt es doch noch zahlreiche weitere Schweizer Firmen, die ein attraktives Ziel für Interessenten aus der Finanzindustrie abgeben würden. Vermutlich werden Finanzinvestoren in den umliegenden Nachbarländern jedoch einfacher fündig.
 

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