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Gut eine Woche ist es her, dass sich Martin Ebner gemeinsam mit anderen Investoren beim Strombetreiber Alpiq einkaufte. Medienberichten zufolge hält die Aktionärsgruppe um den Financier Aktien im Gegenwert von rund 60 Millionen Franken. Noch bewegt sie sich mit einem Stimmenanteil von 2,8 Prozent unter dem Radar der Schweizer Börse SIX und der Öffentlichkeit. Gemäss Börsengesetz werden namhafte Aktionäre hierzulande nämlich erst beim Überschreiten des Schwellenwerts von 3 Prozent meldepflichtig.

Was kaum jemand weiss: Die Beteiligungsnahme von Ebner bei Alpiq ist nicht zuletzt eine Wette gegen die beiden Schweizer Grossbanken. Denn sowohl der für die UBS Investmentbank tätige Aktienanalyst als auch sein Berufskollege bei der Credit Suisse empfehlen die Aktien des Strombetreibers schon seit Monaten zum Verkauf.

Eine eher unglückliche Hand bewies der Experte der UBS Investmentbank. Er stufte die Aktien von Alpiq Mitte März von "Neutral" auf "Sell" herunter. Um seiner Verkaufsempfehlung Nachdruck zu verleihen, strich er das 12-Monats-Kursziel auf 58 (100) Franken zusammen.

Der Unternehmensstudie ist zu entnehmen, dass der Verfasser über die nächsten fünf Jahre mit einer rückläufigen Gewinnentwicklung rechnet. Er begründet seine düstere Prognose mit dem Druck auf die Strompreise, den negativen Folgen des starken Frankens, den in den Jahren 2017/18 auslaufenden Lieferverträgen mit EDF, der sehr hohen Verschuldung und der damit verbundenen Gefahr einer verwässernden Kapitalerhöhung. Auf Stufe des operativen Gewinns (EBITDA) werde die Gewinnentwicklung vermutlich erst 30 Prozent unter dem heutigen Stand Boden finden, so der Experte weiter.

Sein für die Credit Suisse tätiger Berufskollege teilt diese Meinung mehr oder weniger. Er stuft die Aktien von Alpiq schon seit dem letzten August mit "Underperform" und einem Kursziel von 45 Franken ein, was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt.

Damals revidierte er nicht nur seine zukünftigen Gewinnschätzungen um bis zu 58 Prozent nach unten, sondern strich auch gleich die Dividendenprognosen um durchschnittlich 80 Prozent zusammen. Liegt er mit seinen Annahmen richtig, dann müssen sich die Aktionäre auf Jahre hinaus auf eine magere Ausschüttung von 2 Franken je Aktie einstellen.

Alleine schon der Name Ebner liess Anfang der Neunzigerjahre selbst die Führungsetagen grosser Schweizer Weltkonzerne erzittern. Über seine dem Publikum zugänglichen Beteiligungsgesellschaften jonglierte der Financier mit Milliarden von Franken und stieg damit zum gefürchteten Grossaktionär und Firmenschreck auf. Allerdings verspekulierte sich Ebner in der Folge, was ihn zum Verkauf seiner Beteiligungsgesellschaften an die kreditgebenden Banken zwang.

Nach einer längeren Pause meldete sich Ebner in den vergangenen Jahren still und leise zurück. Gemeinsam mit seiner Frau Rosmarie und anderen Investoren nistete er sich über seine Beteiligungsgesellschaft Patinex bei mittelständischen Unternehmen wie Galenica, Mobilezone oder Temenos ein.

Obschon die Zeiten vorbei sind, in denen alleine schon der Einstieg Ebners den Aktien der betroffenen Unternehmen kräftig einheizte, scharen sich vermehrt wieder Trittbrettfahrer um den Financier.

Wer Ebner kennt, der weiss, dass sich dieser nicht einfach so mir nichts, dir nichts an einem Unternehmen beteiligt. Vermutlich errechnet der Financier beim Stromanbieter eine deutlich über der aktuellen Börsenkapitalisierung liegende Summe der einzelnen Teilbereiche. Die Credit Suisse selber schätzt beispielsweise alleine schon den Wert der Servicesparte auf gut 34 Franken je Aktie.

Nur die Zeit wird zeigen, ob sich diese Wette für Ebner und die anderen Investoren ausbezahlen wird oder ob letztendlich nicht doch die Aktienanalysten der beiden Schweizer Grossbanken richtigliegen.

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Keine andere amerikanische Grossbank macht sich die eigene Kundenbasis auch nur annähernd zunutze wie Merrill Lynch. Beinahe wöchentlich fühlen die Aktienstrategen ihrer Anlagekundschaft auf den Zahn.

Einem mir aus Übersee zugespielten Kommentar entnehme ich einmal mehr interessante Aussagen zum Investorenverhalten. Bankeigene Erhebungen zeigen, dass die Vermögensverwalter und Fondsmanager derzeit vor allem auf Aktien aus den Sektoren Biotechnologie und zyklischer Konsum setzen. Hoch in der Gunst der Profis stünden auch die Papiere junger Technologieunternehmen.

Nach dem enttäuschenden Abschneiden der vergangenen zwölf Monate seien gerade aktiv verwaltete Fonds immer mehr gezwungen, gezielte Einzelwetten einzugehen. Doch auch dieses Vorgehen sei nicht immer von Erfolg gekrönt, so die Verfasser des Kommentars.

Es überrascht nicht, dass sich das Kapital an den Aktienmärkten immer stärker konzentriert. Die Auswirkungen davon sind auch an der Schweizer Börse zu beobachten, beispielsweise im jüngsten Höhenflug von Modeaktien wie jenen von Leonteq, U-blox, Lonza oder Autoneum. Die Angst der Anleger, bei diesen Unternehmen etwas verpassen zu können, zeigt meines Erachtens aber auch, dass sich die langjährige Aktienhausse in einer weit fortgeschrittenen Phase befindet.
 

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