Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

***

Es ist kein Geheimnis, dass die Ausschüttungspolitik von Unternehmen von zentraler Bedeutung für den Anlageerfolg der Aktionäre ist. In den vergangenen zwanzig Jahren waren Dividendenausschüttungen für nicht weniger als 40 Prozent des Erfolgs verantwortlich.

Sich auf aktuelle Gegebenheiten wie die Dividendenrendite zu verlassen, kann aus Anlegersicht allerdings zu Fehlentscheiden führen. Viel wichtiger sind Faktoren wie die Wachstumsaussichten, die Nettoverschuldung, die Kapitalbindung oder die Ausschüttungsquote. Sie alle entscheiden über den finanziellen Spielraum für eine in Zukunft allenfalls grosszügigere Ausschüttungspolitik einer Firma.

Es gibt hierzulande nicht viele Unternehmen, welche alle diese Punkte erfüllen. Eines davon ist Coltene. Für das vergangene Geschäftsjahr entrichtete der in Altstätten beheimatete Anbieter von Verbrauchsmaterial für Zahnärzte und zahnmedizinische Institute den Aktionären 2,20 Franken pro Titel. Davon lässt sich schon heute eine Rendite von 4,2 Prozent ableiten.

Geht es nach dem Experten der Credit Suisse, dann wird Coltene die Dividende über die nächsten drei Jahre auf 2,94 Franken je Aktie steigern – eine gleichbleibende Ausschüttungsquote von 70 Prozent des Jahresgewinns vorausgesetzt. Aus heutiger Sicht entspräche das dann einer Rendite von 5,7 Prozent.

Doch auch sonst findet der viel beachtete Experte in einem Kommentar zum Anfang August veröffentlichten Halbjahresergebnis sichtlich Gefallen an den mit "Outperform" und einem 12-Monats-Kursziel von 65 Franken zum Kauf empfohlenen Aktien. Das Unternehmen habe den Absatz der attraktiven Schlüsselprodukte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gesteigert. Diese würden mittlerweile rund 45 Prozent zum Gesamtumsatz beitragen, so schreibt er. Gleichzeitig sei das Geschäft in den Schwellenländern auf 27 Prozent des Umsatzes ausgebaut worden.

Das erklärte Ziel von Coltene, die operative Marge auf Stufe EBIT mittelfristig auf über 15 Prozent zu steigern, hält der Experte zwar für ambitiös. Obschon er mit seinen Annahmen für die kommenden Jahre deutlich dahinter zurückbleibt, schliesst er ein Erreichen dieses Ziels nicht aus.

Regelmässige Leserinnen und Leser wissen, dass ich nicht zum ersten Mal eine Lanze für die Aktien von Coltene breche. Nachdem die Papiere jedoch deutlich von ihren Jahreshöchstständen zurückgefallen sind, mache ich wieder günstige Einstiegsgelegenheiten aus.

***

Schon seit Tagen wird mir von auffälligen Käufen berichtet, welche sich gleich über mehrere Call-Warrants auf die Namenaktien der Credit Suisse erstrecken. Alleine gestern gehörten CSGII, CSGLL, CSGJO, CSGOF und CSGFX hierzulande zu den zwanzig umsatzstärksten Warrants. Der stark nachgefragte CSGBB schaffte es bis Handelsende sogar an die Spitze der Rangliste.

Ähnliche Beobachtungen sind auch heute wieder zu machen. Über die Hintergründe lässt sich nur spekulieren. Vermutlich werfen ausländische Baissiers bei den Aktien der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken reihenweise das Handtuch. Denn man munkelt, dass beim Unternehmen grössere Veränderungen anstehen könnten.

Ich bleibe bei meiner vorsichtigen Einschätzung der Papiere der Credit Suisse und rechne nur im Falle einer strategischen Neuausrichtung oder Veränderungen an der Konzernspitze mit einer nachhaltigen Kurserholung.

***

Die Namenaktien von Nobel Biocare kletterten heute im Laufe des Vormittags vorübergehend auf den höchsten Stand seit dem Frühsommer des Jahres 2010.

Obschon der Hersteller von Premiumimplantaten im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzrückgang hinnehmen musste, gelang es ihm, den operativen Gewinn und den Reingewinn zu verdoppeln. Auf beiden Stufen wurden die jeweiligen Markterwartungen um knapp 20 Prozent übertroffen. In Folge dessen wurden die firmeneigenen Zielsetzungen für die aus den Kosteneinsparmassnahmen resultierenden Margenverbesserungen angehoben.

Seit bekannt ist, dass Nobel Biocare gleich mit mehreren Interessenten in Gesprächen über einen Unternehmensverkauf steht, rücken fundamentale Gegebenheiten wie die Geschäftsentwicklung in den Hintergrund. Gerade aufgrund dieser Gespräche ist der vorliegende Zahlenkranz allerdings mit Vorsicht zu geniessen. Dasselbe gilt für die Erhöhung der Margenerwartungen.

Denn es macht ganz den Anschein, als ob sich die Braut quasi in letzter Minute dazu entschlossen hätte, sich noch schnell fein herauszuputzen. Einem Kommentar aus dem Hause Zürcher Kantonalbank entnehme ich, dass im zurückliegenden zweiten Quartal im grossen Stil bei den Vertriebs- und Marketingkosten gespart wurde. Ein Berufskollege der verantwortlichen Analystin beziffert die Differenz zwischen den effektiven und den erwarteten Kosten auf rund 5 Millionen Euro, was mehr oder weniger jener auf den Stufen operativer Gewinn und Reingewinn.

Die alles entscheidende Frage, welche sich auch die bei Nobel Biocare Schlange stehenden Interessenten stellen müssen, ist: Sind diese tiefen Vertriebs- und Marketingkosten auch wirklich nachhaltig oder handelt es sich dabei bloss um "Kosmetik"?