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Seit der Veröffentlichung des Jahresergebnisses von Mitte März befinden sich die Verantwortlichen von Schmolz + Bickenbach auf Charmeoffensive bei Investoren.

Eine Rückmeldung der MainFirst Bank von einer Road-Show mit CEO Clemens Iller und CFO Hans-Jürgen Wiecha in London liefert ein eindrückliches erstes Stimmungsbild. In einem Kommentar schreibt der begleitende Experte von zuversichtlichen Aussagen der beiden Verantwortlichen zum angelaufenen Geschäftsjahr.

Seien im vergangenen Jahr Marktanteilsgewinne zur Steigerung der Kapazitätsauslastung und zur besseren Verteilung der Fixkosten im Vordergrund gestanden, so stehe das laufende Jahr im Zeichen von Fortschritten bei der Margenentwicklung. Dank in der Vergangenheit eingeleiteten Massnahmen, Anpassungen beim Geschäftsmodell im Automobilzuliefergeschäft und einem gesunden Energiezuliefergeschäft sollten die Margen im weiteren Jahresverlauf eine materielle Steigerung erfahren.

Als ermutigend beurteilt der Experte auch die von den Verantwortlichen zum erklärten Ziel eines jährlichen EBITDA von über 300 Millionen Euro bis Ende 2016 gemachten Aussagen. Allem Anschein nach mache man das Erreichen dieses Ziels bei Schmolz + Bickenbach nicht von einer Aufhellung in den Absatzmärkten abhängig. Mit 319 Millionen Euro liegt die Schätzung der MainFirst Bank schon heute etwas über den in Aussicht gestellten 300 Millionen Euro.

Offiziell werden die Namenaktien des Edelstahlherstellers vom Experten mit "Outperform" und einem Kursziel von 1,40 Franken zum Kauf empfohlen. Aufwärtspotenzial verspricht er sich zum einen von einer möglichen Abtrennung der Vertriebsstruktur in Deutschland und zum anderen von tieferen Zinskosten nach der im Sommer anstehenden Refinanzierungsrunde. Sofern auch noch das Wirtschaftsumfeld mitspielt, hält der Experte sogar einen Aktienkurs zwischen 1,50 und 1,80 Franken für möglich.

Ich kann die Zurückhaltung des Marktes bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, wurden die Aktionäre in den letzten Jahren doch mehr als nur einmal zur Kasse gebeten. Ausserdem hat die aus den Gründerfamilien und dem russischen Milliardär Viktor Vekselberg zusammengesetzte Aktionärsgruppe ihre Vormachtstellung mit einem Stimmenanteil von etwas mehr als 40 Prozent zementiert. Es ist zu befürchten, dass die Publikumsaktionäre und ihre Interessen in Zukunft eine untergeordnete Rolle spielen werden.

Dennoch spricht bei den Aktien von Schmolz + Bickenbach meines Erachtens einiges für wieder höhere Kurse in Zukunft. Als Nischenanbieter im Edelstahlbereich ist das Innerschweizer Unternehmen deutlich besser als andere europäische Stahlhersteller aufgestellt. Ich erhoffe mir über die kommenden Wochen umfangreiche Umschichtungen innerhalb des Stahlsektors in die Papiere von Schmolz + Bickenbach.

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Gestern Nachmittag spielten sich in den Namenaktien von Basilea wüste Szenen ab. Negative Vorgaben aus Übersee liessen die Papiere des in Basel beheimateten Biotechnologieunternehmens auf zweistellige Kurse zurückfallen, wo grössere limitierte Verkaufsaufträge lauerten. Wie mir Händler berichteten, wurden diese denn auch losgetreten.

Die heute zu beobachtende Gegenbewegung ist auf einen vehement verteidigenden Kommentar aus dem Hause Kepler Cheuvreux zurückzuführen. Wie der viel beachtete Verfasser darin schreibt, hält er den Kurseinbruch der letzten Wochen selbst vor dem Hintergrund der jüngsten Bewertungskorrektur in der Biotechnologieindustrie für ungerechtfertigt.

Anders als andere Mitbewerber stehe Basilea unmittelbar vor der Marktzulassung zweier fortgeschrittener Produktkandidaten. Das Breitbandantibiotikum Ceftobiprole sei in Europa schon seit Ende letzten Jahres zugelassen und beim Antipilzmedikament Isavuconazole sollten über die kommenden acht Wochen weltweit Zulassungsanträge gestellt werden. Jetzt sei aus Sicht der Aktionäre alles nur noch eine Frage der Umsetzung durch das Unternehmen selber.

Der Experte rechnet auf einen Horizont von 12 bis 15 Monate mit weiteren Meilensteinzahlungen von Astellas und GlaxoSmithKline im Gegenwert von rund 128 Millionen Franken. Darüber hinaus seien Vorabzahlungen von einem potenziellen Partnerunternehmen für das Antibiotikum Ceftobiprole zu erwarten. Während Basilea nach und nach eigene Produktumsätze generiere, werde sich die Barmittelschatulle dadurch weiter füllen.

Der eigenen Anlagekundschaft rät der Experte den jüngsten Kurseinbruch zum Auf- bzw. Ausbau von Engagements zu nutzen. In Erwartung eines erstmals ausgeglichenen Ergebnisses im kommenden Jahr werden die Aktien weiterhin mit einem optisch hohen Kursziel von 160 Franken zum Kauf empfohlen.

Die gestrige Kapitulation der Haussiers lässt sich meines Erachtens mit losgetretenen limitierten Verkaufsaufträgen, sogenannten Stopp-Loss-Aufträgen, erklären und darf nicht überbewertet werden. Unternehmensspezifische Gegebenheiten sprechen für ein vom Gesamtmarkt und dem Biotechnologiesektor unabhängiges Eigenleben. Ich bleibe jedenfalls bei meiner positiven Haltung und halte jegliche Rückschläge auf zweistellige Kurse für interessante Kaufgelegenheiten.