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Nicht viele Schweizer Aktien haben das Zeug, zu einer Volksaktie zu werden. Die Valoren von Swisscom gehören allerdings zu diesem erlauchten Kreis, und das nicht nur, weil die Eidgenossenschaft noch immer eine wenn auch knappe Mehrheitsbeteiligung von 51,22 Prozent am einstigen Monopolunternehmen hält. Auch sonst stehen die Aktien von Swisscom hoch in der Gunst hiesiger Anleger.

Mit einer Hochstufung von «Underweight» auf «Overweight» durch Morgan Stanley im Rücken vollzogen die Kursnotierungen erstmals seit Jahren wieder einen Ausflug auf über 500 Franken. Dabei näherten sich die Papiere allerdings dem vom verantwortlichen Experten neu mit 525 (430) Franken angegebenen Kursziel, was prompt Gewinnmitnahmen auslöste.

Die Amerikaner glauben, dass Swisscom aufgrund der hohen Netzwerkqualität ein oder zwei Jahre früher als die europäischen Mitbewerber auf Stufe EBITDA wieder auf den Wachstumspfad zurückfinden wird. Über die kommenden Monate sei bei diesen Aktien deshalb mit einer überdurchschnittlichen Kursentwicklung zu rechnen.

Einen Schritt weiter geht der für JP Morgan tätige Berufskollege. Der Experte traut Swisscom im Hinblick auf die Jahresergebnispräsentation von Anfang Februar eine positive Überraschung zu. Zum einen habe sich das Geschäftsmomentum beim Telekommunikationsunternehmen spürbar verbessert, zum anderen helfe auch die wenig ambitiöse Vergleichsbasis aus dem Vorjahr.

Bei seinen Prognosen geht der Experte von einem um 5 Prozent höheren EBITDA aus, Restrukturierungskosten bereits berücksichtigt. Auf das Gesamtjahr betrachtet lässt sich davon ein EBITDA von 4,31 Milliarden Franken ableiten, was sowohl über den firmeneigenen Prognosen von 4,25 Milliarden Franken als auch über den Konsensschätzungen liegt.

Auch bei JP Morgan werden die Aktien von Swisscom mit «Overweight» zum Kauf empfohlen. Mit 530 Franken liegt das Kursziel der Amerikaner nur unbedeutend über jenem von Morgan Stanley.

Swisscom hatte in den letzten Jahren zweifelsohne gewaltige Investitionen zu stemmen. Spätestens ab dem kommenden Jahr kann das Unternehmen allerdings die Früchte dafür ernten. Die Aktionäre dürfte dies freuen, winkt ihnen in Zukunft doch eine noch grosszügigere Dividendenpolitik. Für meinen Geschmack sind die als langweilig verschrieenen Aktien über die letzten Wochen etwas zu gut gelaufen. Obschon auch ich mit einem recht ordentlichen Jahresergebnis rechne, rate ich dennoch davon ab, jetzt noch auf den fahrenden Zug aufzuspringen.

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Die gestrige Gewinnwarnung brachte ABB überraschend wenig Kritik ein. Der erst seit wenigen Monaten als CEO für die ganze Gruppe zeichnende Ulrich Spiesshofer wurde in den meisten Analystenkommentaren mit Handschuhen angefasst. Vermutlich nicht zuletzt deshalb, weil viele Experten selber von der Gewinnwarnung auf dem falschen Fuss erwischt worden sind.

Ein Analyst, der sich die doch recht einschneidende Gewinnwarnung nicht schön zu reden versucht, ist jener von JP Morgan. Im ersten Moment sei nicht klar gewesen, was die Gewinnentwicklung im zurückliegenden vierten Quartal über die Sonderfaktoren hinaus noch beeinträchtigt habe. Nach mehreren Kontakten mit dem Unternehmen komme er auf Stufe EBIT auf einen Quartalsgewinn von neu 1,15 Milliarden Dollar, so der Experte. Dem stünden vom vergangenen November her Konsensschätzungen von 1,35 Milliarden Dollar gegenüber.

Die von den Firmenverantwortlichen angedeutete Schwäche bei der Auftragslage werde sich ins laufende Jahr hineinziehen. Die diesjährigen Gewinnprognosen liegen bei JP Morgan schon seit längerer Zeit um rund 7 Prozent unter den jeweiligen Konsensschätzungen. Aufgrund des daraus resultierenden Anpassungsbedarfs hält der Experte den gestrigen Kursrückgang für nicht ausreichend. Konsequent wie er ist, bleibt er bei seiner kurzfristig negativen Haltung für die Aktien.

Auch für mich waren die gestrigen Erklärungsversuche der Firmenverantwortlichen zu wenig stichhaltig. CEO Ulrich Spiesshofer darf sich keinen weiteren Ausrutscher leisten, will er glaubwürdig bleiben. Spätestens nach der gestrigen Gewinnwarnung dürfte wohl klar sein, dass bei den spätzyklischen Geschäftsaktivitäten noch immer eine ganze Menge Arbeit auf ihn wartet.

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Die Jagd nach zurückgebliebenen Aktien bescherte jenen der Gategroup ein fulminantes Comeback. Am Dienstag sorgten grössere ausserbörsliche Blocktransaktionen für Gesprächsstoff. Insgesamt wechselten an diesem Tag 400000 Namenaktien zu Marktpreisen die Hand.

Der Name des Verkäufers ward rasch gefunden, offenbarte am Mittwoch eine Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX, dass die Beteiligung von Rainer-Marc Frey auf 2,24 Prozent gefallen sei.

Der Hedge Fonds Manager und UBS-Verwaltungsrat hielt in der Spitze ein Beteiligungspaket von 5,36 Prozent am in Zürich beheimateten Cateringunternehmen.

Vermutlich liebäugelte Frey bei der Gategroup schon seit längerer Zeit mit einer Beteiligungsreduktion, wenn nicht gar mit einem Ausstieg. Die Jagd nach zurückgebliebenen Aktien und die von Panik geprägten Deckungskäufe dürften dem Grossaktionär deshalb gerade gelegen gekommen sein.