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ESG – diese drei Buchstaben müssen sich Anlegerinnen und Anleger unbedingt merken. Sie stehen nämlich für die englischen Begriffe "Environment", "Social" und "Governance". Gemeint ist eine möglichst verantwortungsvolle Unternehmensführung, nicht zuletzt auch in Sachen Umwelt und Gesellschaft.

Dass das Thema Nachhaltigkeit längst auch das Börsengeschehen erreicht hat, zeigen Erhebungen von Morning Star. Wie die Beratungsfirma vorrechnet, sind den nach ESG-Grundsätzen investierenden Aktienfonds in den vergangenen 12 Monaten unter dem Strich 45 Milliarden Dollar zugeflossen – monatlich, versteht sich.

Seit Oktober lässt Vontobel das Thema ESG über ihr gesamtes Schweizer Anlageuniversum hinweg in die Bewertungsmodelle einfliessen. Bei 87 der 104 Unternehmen zog das damals sogar Veränderungen bei den Aktienkurszielen nach sich.

Erst kürzlich nahmen Analyst Simon Fössmeier und seine Mitautoren auf der im Oktober kommunizierten Rangliste wieder Anpassungen vor. Die Goldmedaille geht damals wie heute an Givaudan mit 42 Punkten. Das macht den Aromen- und Riechstoffhersteller aus Genf zum nachhaltigsten Unternehmen der Schweiz. Den zweiten Platz muss sich Logitech neuerdings mit Geberit teilen. Die beiden Firmen kommen auf respektable 41 Punkte. Bronze geht an Belimo, Nestlé, Swiss Re und Zurich Insurance mit jeweils 40 Punkten. Während Belimo und die beiden Versicherer einen Rang gutmachen, fällt SGS mit 39 Punkten auf den undankbaren vierten Platz. Dort stösst der Warenprüfkonzern aus Genf auf Barry Callebaut und Temenos. Auf Rang fünf folgen Swisscom und ABB, wobei es sich bei ABB um einen Aufsteiger handelt.

Was die Kollegen bei Vontobel können, können wir auch, dürften sich die beiden Stifel-Analysten Tobias Fahrenholz und Christian Arnold wohl gedacht haben. Ihres Erachtens schneiden in Sachen ESG neben Geberit und Belimo auch Firmen wie Sika, Georg Fischer, SIG Combibloc, V-Zug, SFS Group oder Bossard am besten ab. Kritisch äussern sich Fahrenholz und Arnold hingegen zu Holcim, Autoneum und Sulzer. Bei diesen drei Firmen machen sie grösseren Handlungsbedarf aus.

Kaum ein börsenkotiertes Unternehmen aus der Schweiz, welches sich nicht auch den ESG-Grundsätzen verschrieben hat. Wichtig ist, dass auf Worte auch Taten folgen und es nicht bei einem blossen Lippenbekenntnis bleibt.

Meine Vermutung: Auf längere Sicht bleibt das Thema Nachhaltigkeit von Kursrelevanz...

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Wenn die hiesigen Multis einmal im Jahr ihre Vergütungsberichte vorlegen, bläst ihnen nicht selten ein Sturm der Entrüstung entgegen. Kaum ein anderes Thema erregt die Gemüter so sehr wie (zu) üppige Manager-Saläre. Da liegt es doch auf der Hand, dass einige dieser Vergütungsberichte medial ausgeschlachtet werden.

Ein beliebtes Ziel öffentlicher Schelte ist Roche-Chef Severin Schwan. Im letzten Jahr verdiente er 14,6 Millionen Franken. Obwohl er im Zuge der Covid-19-Krise freiwillig auf eine halbe Million Franken verzichtete, kann ihm kein anderer Chef eines Unternehmens aus dem Swiss Market Index (SMI) das Wasser reichen. Kommt hinzu, dass in der Forschung und Entwicklung gleichzeitig Stellen verloren gehen sollen. Das bietet nach aussen verständlicherweise eine gewisse Angriffsfläche.

Allerdings scheint der Pharma- und Diagnostikkonzern aus Basel bei der Entschädigung seines Chefs etwas ganz so schlecht doch nicht zu machen. Zu diesem Schluss kommt zumindest die Pharmaanalystin Luisa Hector von der Berenberg Bank. Gemeinsam mit drei Mitautorinnen nimmt sie in einem 50 Seiten starken Papier die Vergütungspolitik weltweit führender Pharmaunternehmen unter die Lupe.

Kursentwicklung der Bons von Roche über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Ihre Schlüsselbotschaft: Die Vergütungspolitik Roches wird den Aktionärsinteressen so gerecht wie bei keinem anderen grossen Pharmaunternehmen. Schwan erhält nämlich ziemlich genau drei Viertel der besagten 14,6 Millionen Franken in Form von Aktien ausbezahlt, wobei jene für die Bonus-Komponente mit einer Sperrfrist von nicht weniger als 10 Jahren belegt sind. Verlumpen dürfte der Roche-Chef deswegen trotzdem nicht.

Interessant ist, dass die Berenberg Bank die Genussscheine von Roche wie bis anhin bloss mit "Hold" und einem Kursziel von 340 Franken einstuft. Das wiederum mutet etwas inkonsequent an.

Wie die Basler im zweiten Quartal abgeschnitten haben, werden wir voraussichtlich schon in gut zwei Wochen erfahren. Darf man Pharmaanalyst Richard Vosser von J.P. Morgan Glauben schenken, dann deuten gerade die Absatzstatistiken für Nordamerika einen soliden Zahlenkranz an. Er stuft die Genussscheine sogar nur mit "Neutral" und einem Kursziel von 310 Franken ein.

 

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