Apple droht den Status als Börsenliebling abhanden zu kommen. Seit ihren Höchstständen von Ende September haben die Papiere des Kultunternehmens zeitweise um 30 Prozent auf unter 500 Dollar korrigiert.

In einem Bericht sagt das renommierte «Wall Street Journal» dem Hersteller von Smartphones und Tablet-PCs nach, bei den Zulieferern seit Dezember weniger Komponenten für das iPhone 5 zu disponieren. Der Bericht weckte in den letzten Tagen Befürchtungen, wonach sich die Absatzschätzungen von Analysten für das aktuellste Smartphone von Apple als zu optimistisch erweisen könnten.

Interessant ist, dass seit Montag zahlreiche prominente Bankinstitute mit verteidigenden Kommentaren an die Öffentlichkeit drängten. Dass der Börsenliebling am Markt dennoch in Ungnade fiel, lässt vermuten, dass wo Rauch auch Feuer ist. Oder um es in den Worten des für Nomura tätigen Experten zu sagen: Die offiziell mit «Neutral» und einem neu 530 (660) Dollar lautenden Kursziel eingestuften Aktien könnten aufgrund von Druck auf die in den letzten Jahren ungewöhnlich hohen Margen im schlechtesten Fall vorübergehend noch auf 400 Dollar zurückfallen.

Vermutlich hat Apple immer stärker mit Faktoren zu kämpfen, vor denen ich schon eine ganze Weile warne: Einem immer intensiveren Wettbewerb seitens immer zahlreicher werdenden Anbietern sowie immer schwieriger zu erzielenden kommerziellen Differenzierungsmerkmalen zwischen den jeweiligen Produktgenerationen. Beide Faktoren sprechen beim Kultunternehmen für in Zukunft tiefere Margen. Nach dem Einbruch der letzten Tage ist auf kurze Sicht zwar eine Gegenbewegung möglich. Ob die schon seit Wochen zu beobachtende Korrektur damit jedoch abgeschlossen ist, stelle ich deshalb ernsthaft in Frage. Einen Rückschlag auf 400 Dollar halte ich jedoch für wenig wahrscheinlich. Denn das Unternehmen verfügt über Barmittel in der Grössenordnung von gut einem Viertel der Börsenkapitalisierung, was immerhin 130 Dollar je Aktie entspricht.


***

Noch bis vor wenigen Wochen erntete die Credit Suisse Kritik für ihr Bekenntnis zum Investment Banking. Dass die Grossbank anders als ihre Platzrivalin UBS an der bisherigen Geschäftsstrategie festhielt, stiess nicht nur in Analystenkreisen auf allgemeines Unverständnis.

Am lautesten schrie der für BNP Paribas tätige Bankenanalyst auf. Seit der Erstabdeckung der Papiere im Januar vergangenen Jahres bis Mitte Oktober äusserte sich der Experte in mehr als einem Dutzend Kommentaren negativ zur von der Credit Suisse verfolgten Strategie. Mitte Oktober stufte er die Aktien dann in einem ersten Schritt von «Underperform» auf «Neutral» hoch und zog das Kursziel auf 23 Franken nach.

In einer aktuellen Studie geht der Experte sogar noch einen Schritt weiter und empfiehlt die Papiere neu mit «Outperform». Und obschon die Gewinnschätzungen nur um 2 bis 9 Prozent angehoben werden, liegt das Kursziel neu bei optisch hohen 32 Franken.

Mit seinen Annahmen für die Jahre 2013 und 2014 liegt der Experte mittlerweile um 7,5 und 16,3 Prozent über den jeweiligen Konsensschätzungen des Marktes.

Bei BNP Paribas wird die jüngste Kaufempfehlung vor allem mit den freundlicheren Finanzmärkten begründet, gehöre die Credit Suisse doch zu den Gewinnern der höheren Risikobereitschaft seitens der Marktteilnehmer. Ausserdem habe die Schweizer Grossbank ihre Geschäftsaktivitäten im Investment Banking weniger stark beschnitten als  andere Mitbewerber. Überraschungspotenzial gebe es deshalb nicht zuletzt auch bei den Handelserträgen.

Mich überrascht, wie rasch sich am Markt in Bezug auf die von der Credit Suisse verfolgte Geschäftsstrategie ein Stimmungsumschwung durchgesetzt hat. Die Geschwindigkeit ist beinahe schon erschreckend und zeigt, wie leicht ein Unternehmen in Ungnade fallen aber auch wieder auferstehen kann.

Zumindest charttechnisch betrachtet verfügen die Aktien der Schweizer Grossbank kurzfristig über Raum für einen Vorstoss in die Region von 27 bis 27,50 Franken. Die mittlerweile stark überkaufte Situation spricht spätestens dann jedoch für eine etwas längere Verschnaufpause.

***

Den Namenaktien von Temenos gelang ein beeindruckender Einstand ins neue Börsenjahr. Innerhalb nur weniger Handelstage sprangen die Papiere des Herstellers von Bankensoftware um 18 Prozent nach oben.

Insbesondere im angelsächsischen Raum steht das Unternehmen vermehrt wieder in der Gunst institutioneller Grossinvestoren. In unseren Breitengraden begegnet man ihm trotz der jüngsten Aufweichung des Regelwerkes nach Basel III noch immer mit einer gewissen Skepsis.

Von Skepsis ist auch ein Kommentar aus dem Hause Berenberg Bank geprägt. Darin schreibt der Verfasser, dass er in den Absatzmärkten von Temenos vorerst keine Gründe für in Zukunft wieder höhere Softwareinvestitionen sehe. Dank einer tiefen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr seien die Lizenzeinnahmen im zurückliegenden vierten Quartal möglicherweise zwar gestiegen. Und obschon viele seiner Berufskollegen ebenfalls mit einer Erholung bei den Lizenzeinnahmen rechnen, sieht der Experte bei Temenos keine nachhaltige Rückkehr auf den Wachstumspfad.

Gefahren sieht die Berenberg Bank für die Softwareschmiede vor allem vom mächtigen Mitbewerber SAP ausgehen. Der deutsche Rivale habe kürzlich durchblicken lassen, dass das Geschäft mit Bankensoftware intern derzeit zu den stärksten Segmenten zähle. Der Experte befürchtet deshalb, dass Temenos ein immer intensiverer Wettbewerb seitens von SAP droht.

Nach der Neubeurteilung- und bewertung der Aktien durch den Markt muss Temenos nun erst einmal den Beweis antreten, dass die Geschäftsentwicklung die Talsohle durchschritten hat. Gelingt dies dem Unternehmen anlässlich der Quartalsergebnispräsentation vom 26. Februar nicht, sind ihm Verleiderverkäufe so gut wie sicher.