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Für die Aktionäre von Transocean sind die vergangenen Monate ein finanzielles Desaster. Während der Schweizer Aktienmarkt unmittelbar vor einer Wiederaufnahme seiner Rekordjagd steht, hat sich bei den Aktien des Ölserviceunternehmens seit Jahresbeginn ein Minus von mehr als 30 Prozent aufgestaut.

Geht es nach dem für Canaccord Genuity tätigen Experten, dann ist der Boden noch immer nicht erreicht. In einer Unternehmensstudie nimmt er die Erstabdeckung mit einer Verkaufsempfehlung und einem Kursziel von 19,30 Franken auf. Mit anderen Worten: Der Studienverfasser sieht die an der Schweizer Börse gehandelten Titel unter 20 Franken fallen.

Im Bereich der Rohölförderung auf hoher See seien in den letzten Jahren signifikante Überkapazitäten geschaffen worden, so schreibt der Experte. Eine Rückkehr zu einem ausgeglicheneren Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage sei nur dann möglich, wenn die ins Alter gekommenen Förderschiffe und Förderplattformen konsequent ausgemustert würden. Noch seien die Tagessätze aber nicht lange und tief genug gefallen, um die Anbieter zu einem solchen Schritt zu bewegen. Dies werde frühestens 2017 der Fall sein.

Bis dahin mache der rückläufige Ölpreis die Auftragsflaute vermutlich noch schlimmer, was Transocean als einer der zwei Marktführer im Bereich der Ölförderung auf hoher See verletzbar mache.

An dieser Stelle in der Studie müssen die Aktionäre besonders stark sein: Aufgrund des Alters der Förderflotte hält der Experte einen Grossteil der Vermögenswerte des Unternehmens für wertlos. Der Gewinn von Transocean werde gegen Null tendieren und zu einer Aussetzung der Dividende führen.

Gerade diese Vorhersage dürfte dem US-Milliardär und Grossaktionär Carl Icahn so gar nicht passen. Er war es, der nach seinem Einstieg die Entscheidungsträger des Ölserviceunternehmens zu einer sehr viel grosszügigeren Ausschüttungspolitik drängte. Eine Dividendenaussetzung wäre für Icahn nicht nur ein finanzielles Desaster, sondern würde auch seinem Renommee erheblichen Schaden zufügen.

Genauso wie es an den Aktienmärkten von Euphorie begleitete Exzesse gibt (siehe Kolumne vom 6. November), gibt es auch solche mit negativen Vorzeichen. Vor diesem Hintergrund ist die aufsehenerregend pessimistische Studie aus dem Hause Canaccord Genuity vermutlich ebenfalls mit Vorsicht zu geniessen – auch wenn der jüngste Ölpreiszerfall zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt für Transocean kommt.

Ursprünglich wollte das Unternehmen vergangene Nacht um 22 Uhr MEZ das Ergebnis für das zurückliegende dritte Quartal kommunizieren. Eine Pressemitteilung wurde bislang allerdings nicht versandt oder veröffentlicht, was Fragen aufwirft. Ob die Firmenverantwortlichen heute Nachmittag wie geplant um 16 Uhr vor das Publikum treten, bleibt jedenfalls unklar.

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Auch Kritiker werden einräumen müssen, dass der Turnaround von Logitech seinesgleichen sucht. Unter CEO Bracken Darrell hat der Westschweizer Peripheriegerätehersteller das Ruder erfolgreich herumgerissen.

Legt das Unternehmen Zahlenkränze vor, werden die Erwartungen der Analysten mittlerweile mit einer beeindruckenden Regelmässigkeit übertroffen – und das oft ziemlich deutlich.

Dass die Baisse-Engagements innerhalb von gerade mal einem Monat um einen Drittel auf 10 Prozent gefallen sind, überrascht deshalb kaum. Gerade in Übersee haben viele Baissiers kalte Füsse gekriegt.

Geschmälert wird der Erfolg von Logitech im Kerngeschäft mit Peripheriegeräten für Smartphones und Tablet-PC ausgerechnet vom ehemaligen Partnerunternehmen ZAGG. Die Amerikaner konnten den Umsatz im vergangenen Quartal um 20 Prozent auf 60 Millionen Dollar steigern. Das lukrative Geschäft mit Tastaturen für Tablet-PC wuchs im Jahresvergleich sogar um 25 Prozent.

Einem Kommentar aus dem Hause UBS entnehme ich, dass der Quartalsumsatz in diesem Produktsegment bei Logitech um 20 Prozent rückläufig gewesen sei. Dank neu gewonnenen Kunden und einer grösseren Präsenz im Handel sei es ZAGG sogar möglich gewesen, die Zielbandbreite für den Jahresumsatz auf 225 bis 235 Millionen Dollar (bisher: 218 bis 228 Millionen Dollar) anzuheben, so der Verfasser des Kommentars. Dennoch warnt der Experte vor voreiligen Rückschlüssen auf Logitech, sei ein einziges Quartal doch noch lange nicht repräsentativ.

Den Aktien des Westschweizer Vorzeigeunternehmens setzt heute vor allem die nicht enden wollenden Probleme mit der Berichterstattung zu. Wie der mit der Buchprüfung betraute Revisor PWC gestern erklärte, ist er für das zweite Quartal des Fiskaljahres 2014/15 nicht unabhängig. Dies aufgrund von im August unabhängig vom Revisionsmandat erbrachten Software-Beratungsdienstleistungen. Dadurch kommt es zu Verzögerungen bei der Ergebnisveröffentlichung, vermutlich sogar zu einer Vertagung der ordentlichen Generalversammlung von Mitte Dezember.

Meines Erachtens werfen die Probleme kein gutes Licht auf Logitech, auch wenn sie höchst wahrscheinlich ohne grössere finanzielle Folgen für das Unternehmen und seine Aktionäre bleiben werden.