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J.P. Morgan gehört zu den wenigen Banken, welche sich Mitte Januar nicht von unserer Schweizerischen Nationalbank (SNB) auf dem falschen Fuss erwischen liess. Schon Monate vor der überraschenden Aufgabe des Mindestkurses drängte die amerikanische Grossbank die eigene Anlagekundschaft zu Absicherungsgeschäften. Weil damals niemand an eine Kapitulation der SNB rechnete, liessen sich Eurobestände sozusagen für Lau gegen den Franken absichern.

Nun sorgt J.P. Morgan hierzulande erneut mit einer gewagten Franken-Prognose für Gesprächsstoff. Anders als damals stammt diese allerdings nicht von den Währungsstrategen, sondern von ihren Kollegen aus der Charttechnikanalyse.

Nach dem Sprung des Euro über den Schlüsselwiderstand bei 1,0678 Franken rechnen die Experten mit einem Vorstoss der europäischen Einheitswährung in die Region von 1,1249 Franken. Noch habe der Dollar den Ausbruch jedoch nicht bestätigt, so schreiben sie. Erst wenn auch der Greenback über die zwischen 0,9865 und 0,9880 Franken verlaufende Widerstandszone finde, sei der Grundstein für einen allgemein schwächeren Franken gelegt.

Scheitere der Dollar an der Widerstandszone zwischen 0,9865 und 0,9880 Franken und tauche der Euro wieder unter 1,0815 Franken, drohe der europäischen Einheitswährung dem Lehrbuch zufolge ein Rückschlag in die Region von 1,0165 Franken. Erst dann steige der Euro auf 1,1249 Franken und der Greenback auf 1,0241 Franken.

Dennoch ist die Botschaft der Charttechnikexperten unmissverständlich: Unser Franken steht vor einem stärkeren Rückschlag. Daran wird bei der amerikanischen Grossbank festgehalten, solange der Dollar nicht unter 0,9581 Franken und der Euro nicht unter 1,0507 Franken fällt.

Mich hält vor allem die aufgeblähte Bilanz unserer SNB davon ab, an einen nochmals substanziell schwächeren Franken zu glauben. Irgendwann werden unsere Währungshüter die Fremdwährungsreserven im Gegenwert von nicht weniger als 532 Milliarden Franken zurückfahren.

Ich möchte ja nicht wissen, wie der Franken reagiert, sollten an den Devisenmärkten erstmals Spekulationen rund um Fremdwährungsverkäufe seitens der SNB aufkommen. Dass unsere Währungshüter vor einer äusserst delikaten Aufgabe stehen, schleckt jedenfalls keine Geiss weg.

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Nestlé wird im Berufshandel auch gerne mit einem schwerfälligen Öltanker verglichen. Dieser Vergleich wird dem im waadtländischen Vevey beheimateten Nahrungsmittelhersteller allerdings nicht gerecht. Denn obschon die wachstumsträchtigsten Jahre wohl der Vergangenheit angehören, wächst Nestlé noch immer aus eigener Kraft.

In diesen Tagen bietet sich den erfolgsverwöhnten Aktionären ein ungewohntes Bild: Mit einem Plus von gerademal einem Prozent seit Jahresbeginn liegen die Namenaktien weit abgeschlagen hinter dem Swiss Performance Index zurück.

Ein Blick über den grossen Teich lässt vermuten, dass sich das schon bald ändern könnte. Seit der bekannte Ketchuphersteller Heinz vor eineinhalb Jahren in die Fänge eines aus dem Private Equity Unternehmen 3G Capital und der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway des amerikanischen Milliardärs Warren Buffett zusammengesetzten Konsortiums geraten ist, überschlagen sich die Ereignisse. Erst vor wenigen Monaten schloss sich Heinz mit Kraft Foods zusammen. Unter seinen neuen Besitzern erzielt das Unternehmen seither Margenverbesserungen, welche anderen Finanzinvestoren den Mund wässrig lassen werden.

Es überrascht deshalb nicht, dass sich der Multimillionär Bill Ackman erst kürzlich über seinen Hedgefonds Pershing Square zu Höchstkursen mit 7,5 Prozent bei der ehemaligen Kraft-Tochter Mondelez eingekauft hat.

In einem Kommentar aus dem Aktienhandel der MainFirst Bank bezeichnet der Autor den Einstieg von Pershing Square bei Mondelez als Weckruf für viele Entscheidungsträger in der Nahrungsmittelindustrie. Nestlé selber sieht er allerdings nicht als Ziel einer Beteiligungsnahme aus der Finanzindustrie. Die Aktien des Westschweizer Unternehmens werden im Hinblick auf die vermutlich ernüchternde Halbjahresergebnispräsentation vom Donnerstag mit "Neutral" und einem Kursziel von 75 Franken eingestuft.

Aufgrund der grundsoliden Bilanz weisen einige der ausstehenden Obligationsanleihen von Nestlé sogar negative Renditen auf. Mit anderen Worten: Anleger stellen dem Unternehmen nicht nur gerne Geld zur Verfügung, sie sind sogar bereit, dafür zu bezahlen. Damit eröffnen sich für einen Finanzinvestor ganz neue Möglichkeiten (siehe Kolumne vom 12. Februar). Wie die Amerikaner sagen würden gilt allerdings auch hier: Für einen Tango braucht es immer zwei.
 

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