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Schon seit Jahren gilt die in Flamatt beheimatete Comet bei den hiesigen Fondsmanagern als Rohdiamant, der nur noch geschliffen werden muss. Nach einem raketenhaften Kursanstieg - innerhalb von gerademal fünf Jahren verachtfachte sich der Börsenwert - bekommt die Erfolgsgeschichte nun aber erste Kratzer.

Im zurückliegenden Geschäftsjahr sorgte der starke Franken für einen Umsatzrückgang um knapp 2 Prozent auf 282 Millionen Franken. Aufgrund wegfallender Steuereffekte ging der Reingewinn sogar um einen Drittel auf 17 Millionen Franken zurück. Dennoch erhalten die Aktionäre eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 11 Franken je Aktie ausbezahlt.

Seit dem letzten Donnerstag wissen wir nun, dass dem Hersteller von Vakuumkondensatoren ein weiteres Übergangsjahr bevorsteht. Das lässt zumindest das firmeneigene Ziel eines Umsatzes von 300 bis 320 Millionen Franken bei einer operativen Marge (EBITDA) von 11 bis 13 Prozent erahnen. Alleine zusätzliche Investitionen in die ebeam-Technologie kosten das Unternehmen 3 Margenprozent.

Prompt tauchten die Aktien von Comet vorübergehend in die Nähe von 600 Franken und damit um 30 Prozent unter das bisherige Rekordhoch vom vergangenen Sommer.

In einem Kommentar schlägt der für die MainFirst Bank tätige Autor nun vehement verteidigende Töne an. Er erachtet die Investitionen in die seines Erachtens vielversprechende ebeam-Technologie sogar als gute Neuigkeiten. Von den am Donnerstag gemachten Aussagen schliesst der viel beachtete Experte darauf, dass weitere Kundenprojekte gewonnen werden konnten.

Alleine schon aufgrund des enormen kommerziellen Potenzials dieser bahnbrechenden neuen Technologie hält er die mit "Outperform" und einem Kursziel von 770 Franken empfohlenen Comet-Aktien nach dem jüngsten Kursrücksetzer als kaufenswert. Unter den optimistischsten Annahmen sieht er die Papiere über die nächsten 12 Monate sogar auf 1000 Franken steigen.

Es gibt in diesen Tagen nicht viele Schweizer Unternehmen, hinter welchen eine überzeugende Investmentthese steht. Allerdings bedarf es schon weiterer ebeam-Projekte, um den Aktien neues Leben einzuhauchen. Denn mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 19 auf Basis der nächstjährigen Gewinnschätzungen sind sie längst kein Schnäppchen mehr.

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Die Börse lebt von Erwartungen. Nicht selten wird harten Fakten ein geringeres Gewicht eingeräumt. Diesen Umstand versucht man sich auch am Hauptsitz von Meyer Burger im bernischen Gwatt zunutze zu machen.

Mit einem Jahresumsatz von 324 Millionen Franken verfehlte das einst erfolgreiche Solarzulieferunternehmen die Analystenschätzungen Ende Januar einmal mehr ziemlich deutlich. Dank dem im Jahresvergleich um 29 Prozent höheren Auftragseingang von 419 Millionen Franken kletterte die Aktie dennoch innerhalb weniger Tage um rund 10 Prozent nach oben. Endlich sei die Auftragsflaute ausgestanden, so hiess es damals in Analystenkreisen.

Gestern folgte nun die kalte Dusche für die nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionäre, da Meyer Burger abermals einen Jahresverlust einräumen musste. Erschreckend dabei: Nachdem das Unternehmen im operativen Geschäft weitere 52 Millionen Franken verbrannt hat, hielt es Ende Dezember noch gut 100 Millionen Franken an Barmitteln in den Büchern.

So weit, so gut - wäre da nicht die im Mai nächsten Jahres zur Rückzahlung fällige Obligationsanleihe über 130 Millionen Franken. Auch wenn bis dahin in Thun noch viel Wasser die Aare abfliesst, sorgt diese Fälligkeit schon heute bei einigen Analysten für Unbehagen.

Zumindest der für die Credit Suisse tätige Experte lässt durchblicken, dass er eine weitere Kapitalerhöhung nicht ausschliesst. Und der Aktienkurszerfall von gestern und heute zeigt: Vermutlich steht er mit seiner Meinung nicht alleine da.

Ich bin jedenfalls gespannt, ob und wie lange die ausländischen Grossaktionäre der Barmittelverbrennung bei Meyer Burger noch untätig zuschauen. Bleibt für die Anspruchsgruppen des Unternehmens, insbesondere für die Mitarbeiter zu hoffen, dass die Absatzmärkte endlich wieder Tritt fassen.
 

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