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Als die UBS im Spätherbst vor drei Jahren einen Rückzug aus weiten Teilen des kapitalintensiven Investment Bankings bekanntgab, leistete sie Pionierarbeit. Es sollte eine gefühlt Ewigkeit dauern, bis andere Rivalen unter dem steten Druck strengerer Eigenmittelvorschriften ebenfalls zu einem Befreiungsschlag nach Vorbild der Schweizer Grossbank ansetzten.

Seit gestern ist aber nichts mehr, wie es einmal war. Stein des Anstosses sind anlässlich der Quartalsergebnispräsentation gemachte Aussagen. Denn am Rande liess man die Öffentlichkeit wissen, dass die UBS kurz- bis mittelfristig risikogewichtete Aktiven im Umfang von rund 250 Milliarden Franken anstrebe. Soweit so gut - nur sind das gut 50 Milliarden Franken mehr als ursprünglich geplant.

Prompt gerieten die Namenaktien der grösseren der beiden Schweizer Grossbanken unter Verkaufsdruck. Im Laufe des Nachmittags hiess es dann, mächtige angelsächsische Marktakteure würden auf Seiten der Abgeber in Erscheinung treten. Bis Handelsende resultierte schliesslich ein vielsagendes Minus von 4,2 Prozent auf 19,17 Franken.

Eine mögliche Erklärung liefert eine mir aus Brüssel zugespielte Unternehmensstudie aus dem Hause Merrill Lynch. Darin wechselt der als Koryphäe geltende Autor in ein und demselben Schritt aus dem Lager der Haussiers in das der Baissiers.

Seiner Kaufempfehlung sei eine Redimensionierung des kapitalintensiven Investment Bankings zugrunde gelegen, so der Experte. So harsch das auch scheinen mag: In den neuen Zielwerten für die risikogewichteten Aktiven sieht er eine Absage an den strategischen Kurswechsel von vor etwas mehr als drei Jahren und auch an eine grosszügigere Dividendenpolitik.

Nach einer substanziellen Reduktion seiner Dividendenschätzungen für das Geschäftsjahr 2017 rechnet er neu nur noch mit einer Ausschüttung von 0,90 Franken je Aktie und stuft die Aktien der UBS von "Buy" auf "Underperform" herunter. Durch die Anpassungen fällt das Kursziel auf 19 (23) Franken.

Neben dem Bankenanalyst von Merrill Lynch warf gestern auch sein für die MainFirst Bank tätige Berufskollege das Handtuch. Aufgrund der verhaltenen Wachstumsaussichtigen passte dieser sein Anlageurteil von "Outperform" auf "Neutral" an und nahm das bisherige Kursziel von 23 Franken in negative Überprüfung.

Was die zukünftige Bedeutung des Investment Bankings anbetrifft, so scheint die UBS in altes Fahrwasser zu geraten. Dass die Pläne für eine rigorose Reduktion der risikogewichteten Aktiven in irgendeiner Schublade verschwinden könnten, lässt auch die überraschende Rochade auf der Position des Finanzchefs vermuten.

Sollte sich dieser Verdacht erhärten, wird es bei den Aktien der UBS womöglich nicht beim gestrigen Kursrückschlag bleiben.

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Morgen wird Adecco den Zahlenkranz für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2015 vorlegen. Ohne eine deutliche Belebung beim organischen Umsatzwachstum scheint das bis Ende Jahr definierte Ziel einer operativen Marge (EBITA) von mindestens 5,5 Prozent in weite Ferne zu Rücken.

Der für die MainFirst Bank tätige Experte prognostiziert für das zurückliegende Quartal zwar eine Wachstumsbeschleunigung auf 5,5 Prozent. Für eine Punktlandung auf den firmeneigenen Margenprognosen reiche dieses allerdings nicht aus, so schreibt er in einem Ausblick auf den morgigen Tag. Seinen Berechnungen zufolge müsste der Westschweizer Stellenvermittler dazu den Umsatz im Schlussquartal aus eigener Kraft um 10 Prozent steigern.

Der Experte hält deshalb für möglich, dass Adecco beim Ziel einer operativen Marge von mindestens 5,5 Prozent zurückkrebsen wird. In der Folge stuft er die Aktien mit "Underperform" ein, was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt. Das Kursziel lautet weiterhin 73 Franken.

Nachdem andere Rivalen wie Randstad oder Manpower ihre Quartalsergebnisse bereits veröffentlicht haben, rechne ich bei Adecco nicht mit grösseren Überraschungen. Dass das schon vor Jahren kommunizierte Margenziel angezweifelt wird, ist nicht neu und spiegelt sich längst in den Konsensschätzungen wider. Ich bleibe jedenfalls bei meiner positiven Einschätzung dieser Aktien. Von einem Einstieg im Vorfeld der anstehenden Ergebnispräsentation rate ich allerdings ab.
 

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