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An den Edelmetallmärkten tobt weiterhin ein erbitterter Kampf zwischen Haussiers und Baissiers. Insbesondere beim Gold sorgen nun ausgerechnet die Produzenten für Wasser auf die Mühlen der Baissiers.

Noch in den 1990er-Jahren war es an der Tagesordnung, dass gerade die grossen Produzenten die zukünftige Fördermenge über Termingeschäfte gegen rückläufige Preise absicherten. Während der beispiellosen Hausse der letzten Jahre gaben viele Goldproduzenten dem Druck der eigenen Aktionäre nach und bauten ihre Absicherungstransaktionen ab.

Aus Übersee wird mir nun allerdings berichtet, dass erste Produzenten wieder damit begonnen haben, ihre zukünftige Fördermenge abzusichern. Dabei verweist man auf Aussagen des an der Börse in London gehandelten Goldproduzenten Petropavlovsk. Vor wenigen Tagen gab das Unternehmen bekannt, dass es mehr als die Hälfte der für das zweite Quartal erwarteten Fördermenge zu einem Durchschnittspreis von 1408 Dollar je Unze auf Termin verkauft habe.

Sollte dieses Beispiel Schule machen, ginge davon eine negative Signalwirkung für die Edelmetallmärkte aus. Und dies, nachdem letztere aufgrund beruhigender Aussagen seitens der US-Notenbank und der Reduktion der Importzölle durch Indien endlich wieder Mut gefasst haben.

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In den letzten Tagen fegte ein Hurrikan über die Namenaktien der Zurich Insurance Group. Alleine seit Mittwoch letzter Woche sind die Papiere des Versicherungskonzerns um knapp 5 Prozent zurückgefallen.

Noch immer ist die Unwetterkatastrophe im US-Bundesstaat Oklahoma in den Medien allgegenwärtig. Erste Schätzungen gehen von versicherten Schäden zwischen 1 und 5 Milliarden Dollar aus. Schon seit Jahren verfügt die Zurich Insurance Group im amerikanischen Sachversicherungsgeschäft über eine starke Marktstellung. Dass Schadensersatzforderungen auf das Traditionsunternehmen zukommen, ist aus heutiger Sicht so gut wie sicher.

Seit gestern gehen bei mir auch aus der Analystengemeinde erste Kommentare ein. Der für JP Morgan tätige Experte rechnet mit versicherten Schäden im Umfang von bis zu 2 Milliarden Dollar. Farmers bringe es im US-Bundesstaat Oklahoma auf einen Marktanteil von 15 Prozent, was 150 bis 300 Millionen Dollar entspräche. Da die Zurich Insurance Group bei der US-Tochter für 18,5 Prozent der Schäden geradestehe, entfalle ein Anteil von 28 bis 56 Millionen Dollar auf das Mutterhaus. Dies entspreche etwas weniger als 5 Prozent des für das laufende Quartal erwarteten operativen Gewinns.

In einem Kommentar aus dem Handel der Deutschen Bank stützt sich der Verfasser auf erste Erhebungen des auf Katastrophenrisiken spezialisierten Beratungsunternehmens AIR ab. Letzteres rechne mit versicherten Verlusten zwischen 2,2 und 6,4 Milliarden Dollar. Farmers verfüge bei den Versicherungen gegen Naturkatastrophen über einen Marktanteil von geschätzten 12 Prozent, bei den Gebäudeversicherungen sogar über einen von 18 Prozent. Bei der Deutschen Bank stellt man sich deshalb auf eine Schadensbelastung von wenigen hundert Millionen Dollar für das Schweizer Mutterhaus ein.

Wahrscheinlich liegt die Realität irgendwo zwischen den beiden mir vorliegenden Prognosen. Denn während mir die Schätzung von JP Morgan etwas tief scheint, ist jene der Deutschen Bank wohl eher zu hoch angesetzt. Nach der Ergebnisenttäuschung von vergangener Woche kennt der Markt bei der Zurich Insurance Group allerdings kein Pardon: Schon nur die Möglichkeit kleinerer Sonderbelastungen setzt den Aktien sichtlich zu.

Ich bleibe auf längere Sicht zwar zuversichtlich für die Papiere der Zurich Insurance Group. Allerdings rechne ich erst dann mit einer weiteren Neubeurteilung und -bewertung, wenn das Unternehmen endlich sein wahres Ertragspotenzial entfalten kann. Das wiederum dürfte noch dauern. Bis dahin spendet zumindest die attraktiv hohe Dividendenrendite etwas Trost.

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Für Gesprächsstoff sorgt heute ein Kommentar aus dem Hause HSBC zu den Inhaberaktien der Swatch Group. Darin sagen die Verfasser dem Westschweizer Börsenliebling einen Margenrückgang vorher.

Sei der mit 37 Prozent hohe Umsatzbeitrag aus China und Hongkong in der Vergangenheit noch positiv beurteilt worden, so werde er kurzfristig immer mehr zu einem Bumerang für das Unternehmen. Selbst CEO Nick Hayek habe sich Ende April in einem Interview in der Lokalpresse eher vorsichtig über diese Absatzmärkte geäussert.

Für einen Druck auf die Margen spreche in der ersten Jahreshälfte auch der hohe Investitionsbedarf. Neben einem höheren Budget für die Uhrenmesse in Basel rechnen die Experten auch darüber hinaus mit höheren Marketingausgaben. In der Folge werde die EBIT-Marge in der ersten Jahreshälfte um 150 bis 200 Basispunkte schrumpfen. Bei HSBC werden die Inhaberaktien der Swatch Group deshalb nur mit «Neutral» und einem Kurzsiel von 590 Franken eingestuft.

Dass sich die Schweiz und China nach zweieinhalb Jahren intensiver Verhandlungen über die Eckpunkte für ein Freihandelsabkommen einigen konnten, verlieh den Papieren in den letzten Tagen noch einmal Rückenwind. Wenn, dann würde ich den Namenaktien gegenüber den Inhaberaktien derzeit ganz klar den Vorzug geben. Denn mit Ausnahme der etwas schlechteren Handelbarkeit gibt es für mich kein Argument, weshalb der Abschlag von 14 Prozent von Dauer sein sollte.