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Die Adventszeit lebt von Traditionen. Sei es das Anzünden der Kerzen des Adventskranz', die Herstellung von kalorienreichem Weihnachtsgebäck oder das Schmücken des Christbaums. Traditionen gibt es auch an der Börse. Die wohl bekannteste ist das sogenannte "Window Dressing".

Was auf Deutsch so viel wie "Fensterdekoration" heisst, hat auf den zweiten Blick jedoch herzlich wenig mit dem nahenden Weihnachtsfest zu tun. Denn der Begriff steht für Bereinigungstransaktionen zum Jahresende hin.

Mit anderen Worten: Vermögensverwalter und Fondsmanager nutzen die letzten Handelstage eines Jahres, um sich in letzter Minute noch wenig beliebter Aktien zu entledigen. Nicht selten müssen diese jenen Platz machen, die im Jahresverlauf überdurchschnittlich stark abgeschnitten haben.

In der Folge beschleunigt sich die Talfahrt unbeliebter Aktien für gewöhnlich sogar und beliebte Aktien klettern weiter nach oben. Da viele Marktakteure ihre Bücher schon vor Weihnachten schliessen, treffen diese Bereinigungstransaktionen saisonal bedingt auf dünne Handelsvolumen. Das wiederum sorgt für starke Kursverzerrungen, die sich in den ersten Januar-Wochen meist wieder korrigieren. Findige Marktakteure machen sich das mittels Kurspflege zunutze.

Auf der Suche nach heissen "Window Dressing"-Kandidaten für die nächsten Wochen genügt ein Blick auf die Liste der bisherigen Kursgewinner. Am Schweizer Aktienmarkt sind dies die Aktien von Galenica (plus 91,2 Prozent), VZ Holding (plus 79,7 Prozent), Kardex (plus 75,8 Prozent), Ypsomed (plus 75,6 Prozent), U-Blox (plus 58,3 Prozent), Gategroup (plus 50 Prozent), Temenos (plus 44,5 Prozent), Gurit (plus 44,5 Prozent), Lonza (plus 42,3 Prozent) sowie Tecan (plus 37,1 Prozent).

Es dürfte mehr als nur ein Zufall sein, dass Martin Ebner mit Galenica, Ypsomed und Temenos gleich bei drei der weit oben auf der Liste stehenden Unternehmen seine Finger im Spiel hat (siehe Kolumne vom 19. November).

Gut möglich, dass sich findige Vermögensverwalter und Fondsmanager die eine oder andere Aktie vor den Festtagen noch rasch ins Körbchen legen. Den Financier und seine Investoren dürfte das freuen.

Ungemach droht den bisherigen Jahresverlierern. Auch sie werden zum Ziel von Bereinigungstransaktionen, allerdings unter negativen Vorzeichen. Nicht nur des frostigen Wetters wegen warm müssen sich die Aktionäre von Arbonia (minus 59,6 Prozent), Schmolz+Bickenbach (minus 53,7 Prozent), Valartis (minus 51,3 Prozent), Tornos (minus 48,2 Prozent), Orascom Development (minus 41 Prozent), Looser (minus 38,3 Prozent), Aryzta (minus 36,9 Prozent) und Myriad (minus 34,7 Prozent) anziehen.

Wie in jedem Jahr stellt sich die Frage: Lässt sich mit diesem wiederkehrenden Phänomen überhaupt Geld verdienen - und wenn ja, wie?

Fakt ist: Für gewöhnlich überschreiten die Gewinneraktien schon in der zweiten Dezember-Hälfte ihren Zenit. Um dieselbe Zeit des Jahres herum durchschreiten die Kurse der Verliereraktien die Talsohle.

Geld verdienen lässt sich deshalb vermutlich nur, wenn man gegen den Trend schwimmt und in den nächsten Wochen im richtigen Moment bei Aktien wie Arbonia, Schmolz+Bickenbach oder Aryzta zugreift.

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Noch bis vor wenigen Wochen wähnte man die europäischen Aktienmärkte bei Kepler Cheuvreux vor einem Rücksetzer. Mit verbalen Drohgebärden zwang EZB-Präsident Draghi den für das Cross Asset Research tätigen Strategen allerdings in die Knie.

Nach einer Herunterstufung des defensiven Schweizer Aktienmarktes von "Overweight" auf "Underweight" und grösseren Anpassungen bei den Branchenpräferenzen legt der Experte nun nach: Er erhöht seine taktische Einschätzung für die dividendenstarken Versicherungsaktien von "Neutral" auf "Overweight". Diesen traut der Stratege eine Aufholjagd auf europäische Bankaktien zu.

Gerade was die Dividendenaussichten anbetrifft, so kann ich dem Experten nur beipflichten. Anders als die meisten Banken haben die Versicherungsunternehmen ihre Hausaufgaben nach der Finanzkrise längst gemacht. Allerdings rate ich Anlegern auch hier dazu, sehr selektiv zu sein. Mit den Aktien von Swiss Re und Bâloise ist man meines Erachtens auf der sicheren Seite.
 

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