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Gerade mal zwei Tage blieben den Anlegern, um aufzuatmen und sich von den Strapazen des Ausverkaufs an den Aktienmärkten zu erholen. So richtig traut man den Kursgewinnen noch nicht. Schliesslich kostete es in den vergangenen Wochen viel Geld, sich von solchen zum Zukauf von Aktien verleiten zu lassen. An der Börse gilt: Das gebrannte Kind scheut das Feuer - erst recht das Strohfeuer.

Viele Anlagestrategen geben sich bedeckt, was die kommenden Monate anbetrifft. Zu sehr sind sie darauf bedacht, sich nicht die Finger zu verbrennen. Um sich grundlegend mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den Systemrisiken zu befassen, bleibt da kaum Zeit.

Allerdings müssen die Banken und ihre hochbezahlten Experten auf der Hut sein: Die gespenstische "Ruhe nach dem Sturm" kann ihnen nämlich auch durchaus als Ratlosigkeit ausgelegt und übel genommen werden.

Dessen scheint man sich bei Kepler Cheuvreux sehr wohl bewusst. Zumindest lässt sich der für das Cross Asset Research tätige Stratege nicht lumpen und legt sogar einen Plan für die Zeit nach dem jüngsten Börsenrückschlag vor.

Den Ausverkauf bei den Bankaktien bezeichnet der Experte als angsterregend und gefährlich, führe dieser doch auf mögliche Kreditausfälle zurück. Für ihn steht unmissverständlich fest: Das Bankensystem ist die Achillesferse Europas.

Er schliesst deshalb nicht aus, dass die Börsen in den nächsten zwei Wochen noch einmal unter Verkaufsdruck geraten. Was die Situation bei den Bankaktien anbetrifft, so zieht man bei Kepler Cheuvreux jedoch eher Vergleiche zur Asienkrise von 1998 oder der Schuldenkrise von 2011. Eine Neuauflage der Finanzkrise der Jahre 2007/2008 sei höchst unwahrscheinlich, so lautet der Tenor.

In Erwartung eines endlich schwächeren Dollars und abermals rückläufiger Zinsen rechnet der Stratege ab Ende Februar, von einer Stabilisierung an den Rohstoffmärkten begleitet, mit einer Flucht aus den Qualitätsaktien in die Substanzwerte. Damit steht er übrigens nicht alleine da: Dieser Meinung sind nämlich auch die Berufskollegen der UBS und Barclays Capital.

Ab Anfang Juli sieht der Experte die Börsen nach und nach wieder zur Normalität zurückkehren. Sobald sich die Situation an den Rohstoffmärkten stabilisiert hat, steht einem Kurssprung an den Börsen seines Erachtens nichts mehr im Wege.

Was vergangene Woche auch am Schweizer Aktienmarkt zu beobachten war, kommt einer Kapitulation schon ziemlich nahe. Immerhin tauchte der Swiss Market Index (SMI) am Donnerstag vorübergehend in die Region von 7420 Punkten. Wird dieses Mehrjahrestiefst in der zweiten Hälfte Februar nicht noch einmal unterschritten, scheint das Schlimmste überstanden.

Die Aktien der beiden Schweizer Grossbanken dürften dem Gesamtmarkt dabei den Weg vorgeben. Denn wenn in nächster Zeit Hiobsbotschaften zu erwarten sind, dann aus dem Bankensektor. Mit anderen Worten: Fallen die Aktien der Credit Suisse auf unter 12,23 Franken oder jene der UBS auf unter 13,51 Franken, wäre das vermutlich kein gutes Omen für den SMI.

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Eine hohe Dividendenrendite schützt vor Kursverlusten, so lautet die gängige Meinung. Das Gegenteil beweist nun aber die Zurich Insurance Group. Mehrere Ergebnisenttäuschungen und Gewinnwarnungen in Folge haben den renditestarken Aktien des traditionsreichen Versicherungskonzerns ziemlich zugesetzt: Alleine seit Anfang Dezember errechnet sich ein sattes Minus von 23 Prozent.

Mit einer Dividendenrendite von 8 Prozent und einem optisch tiefen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 7,7 auf Basis von Analystenschätzungen für das kommende Jahr laden die Papiere geradezu zum Einstieg ein. Doch anstatt sich die Finger zu lecken, machen ausländische Substanzinvestoren weiterhin einen grossen Bogen um diese Valoren.

Von "einer Falle für Substanzinvestoren" spricht denn auch der für Bernstein Research tätige Experte. Den Problemen lasse sich nur mit einer fundamentalen Neuausrichtung beikommen, so ist er sich sicher. Allerdings hegt er erhebliche Zweifel an einer solchen.

Damit nicht genug: Die Wahrscheinlichkeit einer Dividendenkürzung auf 12 bis 14 Franken je Aktie beziffert der Experte auf 70 bis 80 Prozent, die von Nachreservierungen im Umfang von 2 bis 2,5 Milliarden Dollar immerhin noch auf 50 bis 60 Prozent. Er empfiehlt die Aktien deshalb wie bis anhin mit "Underperform" und einem Kursziel von 200 Franken zum Verkauf.

Bernstein Research wird schon seit Jahrzehnten eine Nähe zu grossen amerikanischen Hedgefonds nachgesagt. Es überrascht deshalb nicht, dass diesen mittlerweile grosse Wetten gegen den Versicherungskonzern nachgesagt werden.

Meines Erachtens nimmt die Kursentwicklung bei der Zurich Insurance Group schon viel Negatives vorweg. Selbst wenn die Dividende auf 12 Franken gekürzt würde, errechnet sich noch immer eine Rendite von 5,7 Prozent. Auf Mario Greco, ab kommendem Monat der neue starke Mann beim Versicherungskonzern aus Zürich, wartet allerdings viel Arbeit. Anders als sein Vorgänger wird er sich nicht länger auf der attraktiv hohen Dividende ausruhen können. Die Aktionäre wollen endlich eine glaubwürdige Blaupause in Richtung einer Rückkehr zur alten Stärke vorgelegt bekommen.
 

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