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Die gute Nachricht zuerst: Allen Unkenrufen zum Trotz gehört der Schweizer Aktienmarkt noch immer zu den stärksten Börsen der vergangenen neun Monate. Selbst nach dem Rückschlag der letzten Tage liegt der breit gefasste Swiss Performance Index knapp 7 Prozent über dem Stand von Anfang Jahr.

Dennoch dürfte sich die Freude im Aktionariat vieler Schweizer Grossunternehmen in Grenzen halten. Die Liste der Aktien mit einer im bisherigen Jahresverlauf rückläufigen Kursentwicklung wächst von Tag zu Tag. Ohne die drei Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis hätte der Swiss Performance Index sogar eine negative Jahresbilanz zu beklagen.

In den letzten Tagen erlitten zum ersten Mal seit Monaten auch diese als weitestgehend von der Konjunktur unabhängigen Aktien einen Rückschlag. Der Grund liegt bei Absicherungstransaktionen grosser Marktakteure in den Index-Futures, welche bei den drei Indexschwergewichten für beträchtlichen Verkaufsdruck sorgten.

Noch fallen immer wieder grössere Käufer am Markt auf, welche die Hausse der letzten Jahre verpasst und auf einen Rückschlag gewartet haben. Die alles entscheidende Frage ist nun: Geht zuerst den Käufern oder den Verkäufern der Atem aus? Für gewöhnlich sind es nicht die starken Hände, welche in einer weit fortgeschrittenen Phase der Aktienhausse noch rasch auf den fahrenden Zug aufspringen.

Fakt ist, dass die Korrektur schon vor Monaten schleichend begonnen hat. Schleichend deshalb, weil die hiesigen Indexschwergewichte den Kursrückgang bei anderen ebenfalls prominent vertretenen Grossunternehmen und ihren Aktien kaschiert haben.

Wichtige Anhaltspunkte liefert in diesen Tagen die charttechnische Ausgangslage des Swiss Performance Index. Anders als der durch Dividendenabgänge geschwächte Swiss Market Index fiel das Börsenbarometer erstmals Ende Juli aus dem seit dem Spätsommer 2011 entstandenen Aufwärtstrend. Wer sich damals auf einen substanziellen Rückschlag einstellte, wurde jedoch enttäuscht. Denn nur wenige Wochen später kletterte der Swiss Performance Index wieder in den Aufwärtstrendkanal zurück, um letzteren vor wenigen Tagen wieder zu verlassen.

Trotzdem rate ich davon ab, jetzt schon das Handtuch zu werfen. Zum einen hat sich seit Juni letzten Jahres ein sekundärer Aufwärtstrend mit Unterseite bei aktuell 8300 Punkten gebildet. Noch wurde dieser Trend nicht verletzt. Zum anderen wird die Situation erst dann wirklich brenzlig, wenn das breit gefasste Börsenbarometer das Zwischentief von Anfang August bei 8100 Punkten an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen unterschreitet. Bis dahin sehe ich für längerfristig orientierte Aktieninvestoren eigentlich keinen Handlungsbedarf.

Vermutlich ist die scharfe Gegenbewegung in New York von vergangener Nacht eine Falle für die Haussiers, ein sogenannter "Dead cat bounce". Dasselbe gilt für die heute an den europäischen Aktienmärkten zu beobachtenden Avancen. An der New York Stock Exchange fielen vergangene Nacht 282 Aktien auf neue Jahrestiefststände bei gerademal 33 Aktien mit neuen Jahreshöchstständen – eine sich auch in Europa schon seit Wochen abzeichnende und ziemlich besorgniserregende Entwicklung. Experten zufolge ist die Situation vergleichbar mit jener vom Frühsommer 2011. Damals brach der Swiss Performance Index innerhalb weniger Monate um knapp 30 Prozent ein.

Ich habe mich hierzulande deshalb auf die Suche nach geeigneten Aktien gemacht, um im Falle einer tiefergreifenden Korrektur Zuflucht zu suchen. Dabei bin ich rasch einmal über die Papiere von Swiss Re gestolpert. Zumindest bei der MainFirst Bank stellt man sich dank ausbleibenden Grosskatastrophen auf ein starkes drittes Quartal ein. Der verantwortliche Experte rechnet deshalb mit einer regulären Dividende und einer Sonderdividende von insgesamt 8 Franken je Aktie, was einer Rendite von 11 Prozent entspräche.

Auch die Aktien von Swisscom sollten eine Korrektur vergleichsweise gut überstehen. Die Anhaltspunkte häufen sich, dass sich das ehemalige Monopolunternehmen ihres italienischen Sorgenkinds Fastweb entledigen könnte. Kommt der Verkauf auf dem in der Finanzpresse herumgereichten Preisniveau von 5 Milliarden Euro zustande, winkt dem in Ittigen bei Bern beheimateten Mutterhaus – ausgehend vom heutigen Buchwert - ein Gewinn.

Wie ich einem Kommentar aus dem Hause J. Safra Sarasin entnehme, würde zudem ein wiederkehrender Investitionsbedarf in dreistelliger Millionenhöhe wegfallen. Eine Sonderausschüttung sowie eine in Zukunft höhere reguläre Dividende wären den Aktionären von Swisscom dann so gut wie sicher.

Für gewöhnlich sind auch die Papiere von Nestlé ein Fels in der Brandung. Die Erwartungshaltung an die zur Veröffentlichung anstehenden Neunmonatsumsatzzahlen ist wenig ambitiös. Ausserdem dürfte der Westschweizer Nahrungsmittelkonzern gleich danach das vorübergehend eingestellte Aktienrückkaufprogramm wieder aufnehmen. Anders als in der Vergangenheit sind die Aktien jedoch alles andere als günstig - aber das lässt sich mittlerweile von vielen Schweizer Aktien sagen.