Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

***

Der Schweizer Aktienmarkt befindet sich in Korrekturlaune. Seit seinem Rekordhoch von Mitte Juni ist der breit gefasste Swiss Performance Index mal schnell um gut 5 Prozent zurückgefallen. Noch härter traf es die hiesigen Bankaktien. Ihr Unterindex hat in derselben Zeitspanne nämlich knapp 12 Prozent eingebüsst.

Nach dem Ausverkauf von vergangener Woche konnten sich die Bankaktien am späten Freitagnachmittag endlich fangen. Nach einem vorübergehenden Rückschlag auf ziemlich genau 800 Punkte ging der Unterindex des Swiss Performance Index bei 820 Zählern aus dem Handel, was gegenüber dem Schlussstand vom Vortag einem ansehnlichen Plus von 1,2 Prozent entspricht.

Nach dem jüngsten Kurszerfall sieht sich vor allem der für Nomura tätige Experte in Erklärungsnot. In einem Kommentar bricht der viel beachtete Verfasser erneut eine Lanze für die hiesigen Bankaktien. Letztere hätten in den vergangenen Monaten deutlich schlechter als jene amerikanischer Banken abgeschnitten, so schreibt er. Und das trotz ihrer deutlich höheren Bewertung. Der Experte sieht den Grund in der generell ungünstigeren Zusammensetzung der Erträge sowie in den ungleich höheren Risiken im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten.

Für Vorbehalte sorge auch die anhaltend schwache Bruttomarge in der Vermögensverwaltung. Allerdings sei die Talsohle nahezu erreicht und eine substanzielle Erholung dank einer Neuausrichtung der verwalteten Kundenvermögen auf längere Sicht sehr wahrscheinlich. Der Experte schliesst eine Verbesserung der Bruttomarge um 15 Basispunkte nicht aus.

Die Konsensschätzungen für die Nettoneugeldentwicklung und die Kostenseite seien heute so konservativ gehalten wie noch nie. Der Studienverfasser sieht deshalb Raum für positive Überraschungen.

Die UBS werde den in Zukunft strengeren Eigenmittelvorschriften und den höheren Anforderungen an die Leverage-Ratio alleine schon mit dem geplanten Rückzug aus dem Investment Banking und dem damit einhergehenden Abbau von Risikoaktiven gerecht. Im gleichen Atemzug warnt der Experte jedoch vor unterschätzten Rechtsrisiken. Diese könnten die Gewinnentwicklung und die Dividendenaussichten zumindest auf kurze Sicht beeinträchtigen. Dennoch empfiehlt er die Aktien der in Zürich und Basel beheimateten Grossbank mit einem Kursziel von 22 Franken zum Kauf.

Der Experte gibt den mit einem optisch hohen Kursziel von 36 Franken ebenfalls zum Kauf empfohlenen Papieren der Erzrivalin Credit Suisse allerdings ganz klar den Vorzug. Anders als bei anderen europäischen Grossbanken seien die drohenden Rechtskosten überblickbar. Um die in Zukunft strengeren Eigenkapitalvorschriften und die höheren Anforderungen an die Leverage-Ratio erfüllen zu können, sei die Credit Suisse hingegen gefordert. Der viel beachtete Studienverfasser rechnet in diesem Zusammenhang mit einer weiteren Reduktion von Risikoaktiven im Investment Banking sowie mit einer zu Lasten der Dividende gehenden organischen Stärkung der Eigenkapitalbasis. Anders als bei den anderen europäischen Grossbanken könne das Unternehmen diese Faktoren jedoch mit einer grundlegenden Neubeurteilung und –bewertung der eigenen Aktien auffangen.

Anders als der für Nomura tätige Experte glaube ich in der Vermögensverwaltung nicht an eine Erholung der strukturell unter Druck stehenden Bruttomarge. Die mittlerweile stark überverkauften hiesigen Bankaktien könnten zwar für eine kurzfristige Erholung gut sein. Gerade bei der Credit Suisse rechne ich nur dann mit grundlegend höheren Kursen, wenn sich die Grossbank doch noch zu einer strategischen Neuausrichtung nach dem Vorbild der Erzrivalin UBS durchringen kann und endlich für frischen Wind an der Konzernspitze sorgt.

***

Nach dem kurzen aber heftigen Gewitter an den Aktienmärkten treffen heute gleich mehrere Kommentare aus dem Lager der Aktienstrategen ein. Die unmissverständliche Botschaft lautet ausnahmslos: Jetzt bloss die Nerven behalten.

Dieser Meinung ist auch der für Nomura tätige Experte. Er bezeichnet den jüngsten Rückschlag in Europa als gesunde Korrektur und nicht als Anfang einer neuen Baisse. Nicht zuletzt deshalb, weil Schlüsselrisiken wie eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft oder die politische Ungewissheit in Europa an Intensität eingebüsst hätten.

Trotz neuen Gefahren wie der sich abzeichnende geldpolitische Kurswechsel in den USA, die konjunkturelle Wachstumsverlangsamung in Europa oder der Konflikt in der Ukraine bleibt der Stratege verhalten optimistisch. Der jüngste Rückschlag habe sogar eine bereinigende Wirkung, schüttle er doch schwache Hände aus dem Markt.

Der Experte nennt gleich mehrere Gründe, weshalb er an den europäischen Aktienmärkten mit einer Fortsetzung der mehrjährigen Hausse rechnet. Zum einen seien die Probleme in den Peripherieländern nicht systemischer Natur und zum anderen setze sich die Heilung im Bankensektor still und leise fort. Darüber hinaus seien die mittelfristigen Aussichten für die Unternehmensgewinnentwicklung gut. Ein Blick in die Vergangenheit zeige, dass Leitzinserhöhungen nicht zwingend zu einem Ende einer Aktienhausse führen müssen.

Obschon sich die Aktienindizes bereits wieder von ihren im Laufe des Freitagvormittags erlittenen Rückschlag nach oben gelöst haben, kann noch nicht Entwarnung gegeben werden. Zumindest beim Swiss Performance Index ist ein Bruch des mehrjährigen Aufwärtstrends fürs erste abgewendet. In den nächsten Tagen könnte dem Börsenbarometer noch einmal eine Bewährungsprobe bevorstehen. Vermutlich wissen wir bis Ende dieser Woche wieder ein bisschen mehr.