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Keine andere Börse ist auch nur annähernd so fest in der Hand ausländischer Grossinvestoren wie unser Schweizer Aktienmarkt. Das lassen diese finanzkräftigen Marktakteure ihre hiesigen Gegenspieler denn auch immer wieder gerne wissen.

Seit gestern Nachmittag sind die beiden Indexschwergewichte Roche und Novartis rege gefragt - und das nicht ohne Grund. Denn wie bekannt wird, hat mit Bernstein Research einer der besagten Marktakteure den Gesundheitssektor von "Underweight" auf "Overweight" heraufgestuft.

Zwar räumen die Strategen der amerikanischen Investmentbank ein, dass die Medikamentenpreise früher oder später unter Druck geraten werden. Ihres Erachtens geht die jüngste Bewertungskorrektur jedoch zu weit, nimmt sie mittlerweile doch ein Nullwachstum über die nächsten fünf Jahre vorweg. Kaufgelegenheiten machen die Experten innerhalb des Gesundheitssektors insbesondere bei den Pharmawerten aus.

Bernstein Research ist kein unbeschriebenes Blatt. Der Investmentbank wird schon seit Jahrzehnten nachgesagt, gemeinsame Sache mit grossen amerikanischen Hedgefonds zu machen.

Leisten weitere Banken und ihre Strategen diesem Vorbild Folge, werden die Karten an der Schweizer Börse neu gemischt. Die heute zu beobachtenden Anschlusskäufe in den hiesigen Indexschwergewichten lassen jedenfalls vermuten, dass dem so sein könnte.

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Die Aktionäre der Credit Suisse dürfen aufatmen: Allen Unkenrufen zum Trotz fällt der Quartalsverlust insgesamt etwas geringer als befürchtet aus. Die Angst vor einer vor sich hinschmelzenden Eigenkapitaldecke erweist sich rückblickend ebenfalls als übertrieben.

Allerdings steckt der Teufel wie gewohnt im Detail. Denn ohne den deutlich höheren Gewinnbeitrag aus dem Corporate Center wäre der bereinigte Verlust vor Steuern zweifelsfrei höher als erwartet ausgefallen.

Dass die Qualität des vorliegenden Zahlenkranzes in Expertenkreisen für Gesprächsstoff sorgt, überrascht mich deshalb eigentlich nicht. Doch auch diesbezüglich gehen die Meinungen weit auseinander: Während der Bankenanalyst der Zürcher Kantonalbank die Ergebnisqualität als niedrig anprangert, will sein für die Deutsche Bank tätiger Berufskollege diesen Vorwurf nicht gelten lassen. Als Argument führt er den höher als erwarteten Gewinnbeitrag aus dem Private Banking und das starke Abschneiden in der Wachstumsregion Asien/Pazifik an. Womöglich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.

Tief blicken lassen insbesondere die im Jahresvergleich um über 30 Prozent tieferen Erträge. Zwar wusste die kleinere der Schweizer Grossbanken mit raschen und umfassenden Anpassungen auf der Kostenseite Schlimmeres zu verhindern. Dennoch wird es ungemütlich, sollte diese Ertragsflaute andauern.

Schon die nächsten Tage werden darüber entscheiden, ob es sich beim heutigen Kursfeuerwerk bloss um ein Strohfeuer handelt.

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Die Liste der bei den Anlegern in Ungnade gefallenen Überflieger der letzten Jahre wird hierzulande immer länger. Nur gerade die Aktien von Temenos erweisen sich bisweilen als ziemlich resistent - auch heute wieder.

Weder die Reduktion des Beteiligungspakets von 5,03 auf 4,46 Prozent durch den britischen Versicherungskonzern Aviva, noch eine Herunterstufung durch die Berenberg Bank können den Valoren des Herstellers von Bankensoftware etwas anhaben.

Doch mit jedem Tag, mit dem die Aktien nicht über die erst vor wenigen Wochen erklommene Bestmarke von 53,70 Franken steigen, wird die Luft dünner. Denn wie mir berichtet wird, gibt sich bei Temenos noch immer das "Wer-ist-Wer" unter den ausländischen Momentum-Investoren die Türklinke in die Hand. Es braucht bekanntlich nicht viel, um in der Gunst dieser sehr kurzfristig agierenden Marktakteure zu fallen.

Oder wie der für die Berenberg Bank tätige Experte in einer Branchenstudie schreibt: Auf Basis der nächstjährigen Gewinnerwartungen liegt die Bewertung in der Nähe des höchsten Standes in der Firmengeschichte - sowohl absolut betrachtet, als auch im Vergleich zu anderen Softwareherstellern. Kommt dazu, dass die Investitionsbereitschaft bei den Banken in den letzten Monaten nicht gerade grösser geworden ist.
 

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