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Mitte Juli wurde in New York Geschichte geschrieben. Nach sage und schreibe 15 Jahren liess dort der Nasdaq-100-Index seine im Zuge der Internetblase von Ende der Neunzigerjahre erklommene Rekordmarke hinter sich. Allerdings währte die Freude nicht lange. Noch bevor der Knall der Champagnerkorken verhallte, erlitt das Technologiebarometer einen deutlichen Rücksetzer.

Auslöser waren Gewinnmitnahmen beim Indexschwergewicht Apple. Immerhin ist das amerikanische Kultunternehmen beim Nasdaq-100-Index für knapp 12 Prozent der Gesamtkapitalisierung verantwortlich. Doch auch die wiederentbrannte Debatte rund um die aus dem Ruder laufenden Medikamentenpreise in den USA setzten dem Börsenbarometer zu, bereiteten sie dem Höhenflug der Biotechnologieaktien doch ein jähes Ende (siehe Kolumne vom 30. März).

Seit Ende September zeigt die Entwicklung beim Nasdaq-100-Index allerdings wieder steil nach oben. Es macht den Anschein, als ob mit Beginn des vierten Quartals ein neues Spiel begonnen habe. Bei diesem Spiel wird vor allem eines: auf die Karte Hoffnung gesetzt.

Treibende Kraft hinter den jüngsten Kursavancen ist nicht etwa die Unternehmensberichterstattung für das zurückliegende dritte Quartal. Vielmehr hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass negative Nachrichten aus der Wirtschaft und der Unternehmenswelt eigentlich positiv zu werten seien. In Anbetracht der Nachrichtenlage heisst es, dass die Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen die Märkte noch eine ganze Weile mit billigem Geld bei Laune halten werden. Nicht nur der Bank of Japan, auch der Europäischen Zentralbank wird sogar eine weitere Öffnung der Liquiditätsschleusen nachgesagt. Zudem schieben die Vertreter der US-Notenbank die erste Leitzinserhöhung seit der Finanzkrise 2007/08 abermals auf die lange Bank.

Fragt man die Banken und ihre Strategen, gibt es an Aktien auch weiterhin kein Vorbeikommen. Sie empfehlen ihrer Anlagekundschaft in Rückschläge hinein gebetsmühlenartig gebetsmühlenartig zum Zukauf.

Grosse Töne spuckt schon seit Tagen Julius Bär. Dass die Zürcher Traditionsbank die Aktienmärkte vor einer Jahresend-Rallye wähnt, wissen wir inzwischen (siehe Kolumne vom 14. Oktober). In ihrer wöchentlich erscheinenden "Technical Investment Strategy" legen die für Julius Bär tätigen Charttechnikexperten nun nach.

Sie sehen den Nasdaq-100-Index aus einer Dreiecksformation ausbrechen und bei 4816 Punkten auf einen neuen Rekordstand klettern. Das aufsehenerregende an dieser Prognose: Vergangene Nacht ging das Börsenbarometer in New York bei 4418 Zählern und damit um knapp 10 Prozent unter der bisherigen Bestmarke aus dem Handel. Für die Experten ist dennoch schon heute klar: Der Nasdaq-100-Index steht aus mittelfristiger Sicht vor einer weiteren Aufwärtsbewegung.

Dass den Aktienmärkten auch in diesem Jahr wieder eine Jahresend-Rallye bevorsteht, wird bei den Banken und ihren Strategen immer mehr zur gängigen Meinung - und mit der Hilfe führender Zentralbanken zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Die Bewährungsprobe steht den Börsen vermutlich erst Anfang nächsten Jahres bevor.

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So richtig rehabilitiert haben sich die Namenaktien der Zurich Insurance Group noch immer nicht. Nach der genauso überraschenden wie auch tiefgreifenden Gewinnwarnung von Mitte September sitzt der Schock tief.

In einer Kopf-an-Kopf-Studie lässt die Citigroup die Papiere des traditionsreichen Versicherungskonzerns nun gegen die der Rivalin Allianz antreten. Um es vorwegzunehmen: Die Zurich Insurance Group hat bei diesem Vergleich ziemlich das Nachsehen.

Obschon beide Unternehmen einen ähnlich hohen freien Cash Flow erwirtschaften, schütten die Schweizer eine höhere Dividende aus. Gemäss Berechnungen des für die amerikanische Grossbank tätigen Studienverfassers deckt der freie Cash Flow die zukünftigen Ausschüttungen bei der Zurich Insurance Group mit einem Faktor zwischen 1 und 1,2. Bei der Allianz kommt der Experte auf einen Faktor von mehr als 1,6.

Gleichzeitig sieht er beim deutschen Versicherungskonzern eine grössere Wahrscheinlichkeit positiver Ergebnisüberraschungen und damit verbunden deutlich mehr Spielraum für Dividendenerhöhungen. Der Studienverfasser empfiehlt deshalb die Aktien der Allianz mit einem Kursziel von 168 Euro zum Kauf und stuft jene der Zurich Insurance Group nur mit "Neutral" und einem Kursziel von 265 Franken ein.

Zu meiner Überraschung ist bei der Citigroup in diesem Zusammenhang weder eine Sonderdividende noch ein Aktienrückkaufprogramm ein Thema. Dabei macht der in Zürich beheimatete Versicherungskonzern kein Geheimnis daraus, dass er einen Teil des Überschusskapitals an die Aktionäre zurückführen könnte. Ich gebe unabhängig davon weiterhin den Papieren von Swiss Re den Vorzug.
 

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