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Der Neid ist den Aktionären von Unternehmen wie Roche, Logitech oder Lonza in diesen Tagen sicher. Die Valoren von Roche kosten gut 10 Prozent mehr als noch zu Jahresbeginn, jene von Lonza sogar fast 30 Prozent mehr. Irgendwo dazwischen bewegen sich die Papiere von Logitech.

Den Aktionären vieler anderer Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) – unter ihnen die Swatch Group oder die Credit Suisse – dürften bei solch beeindruckenden Zahlen schier Tränen der Verzweiflung in die Augen schiessen. Denn ihre diesjährige Bilanz trägt pandemiebedingt ein dickes Minus als Vorzeichen.

Wie schon Mitte Februar fliesst seit Wochen viel Geld in die Valoren von Roche, Logitech und Lonza. Gemeinsam mit Bachem und Tecan sind es sogar deren fünf "Gipfelstürmer". Auch diese beiden Nebenwerte hat das Rekordfieber erfasst.

Schon damals standen vorwiegend Aktien aus der als konjunkturresistent geltenden Gesundheitsindustrie in der Anlegergunst.

Eine Ausnahmeerscheinung sind die Papiere von Logitech. Dass der Peripheriegerätehersteller aus Lausanne auf ein starkes Schlussquartal zurückblickt, wurde schon eine ganze Weile gemunkelt. Allerdings übertraf der Zahlenkranz selbst die kühnsten Erwartungen – dem pandemiebedingten Trend in Richtung Heimarbeit und Heimunterhaltung sei Dank.

Seit Februar öffnet sich bei den Aktien von Logitech (rot) und Credit Suisse (grün) die Kursschere (Quelle: www.cash.ch)

Ob und wie lange der Wachstumsschub andauert, bleibt abzuwarten. Dennoch erwischte Logitech am gestrigen Dienstag gleich mehrere grosse amerikanische Hedgefonds "contre pied". Diese warfen daraufhin entnervt das Handtuch und verhalfen den Aktien so zu neuen Kursrekorden.

Ebenfalls als einer der Gewinner sieht man Roche aus der Krise hervorgehen. Der Pharma- und Diagnostikkonzern geht einerseits mit dem als Arthritispräparat gedachten Medikament Actemra, andererseits aber auch mit Coronavirus-Massentests und Antikörper-Tests ins Rennen. Unnötig zu erwähnen, dass den Baslern in angloamerikanischen Anlegerkreisen deswegen viel Aufmerksamkeit zuteil wird.

Spannend ist, dass weder Firmenchef Severin Schwan, noch sein Spartenverantwortlicher für die Pharmadivision den eigenen Arbeitgeber als Krisengewinner sieht. Da fragt sich doch: Grenzt das an falsche Bescheidenheit - oder steckt gar Kalkül dahinter?

Auch bei den Aktien der beiden Pharmazulieferer Lonza und Bachem scheint der Himmel das Limit. Die Überlegung hinter der Rekordjagd ist denkbar einfach: Wenn Grosskunden auf politischen Druck hin die Produktion einiger wichtiger Medikamente wieder aus dem asiatischen Raum nach Hause holen, winken diesen Unternehmen zusätzliche Aufträge.

Obschon das noch Zukunftsmusik ist, bringt Bachem an der Börse fast 60 Prozent mehr auf die Waage als in den ersten Januar-Tagen. Selbst auf Basis der nächstjährigen Schätzungen wird der Pharmazulieferer mittlerweile mit mehr als dem Fünfzigfachen Jahresgewinn bewertet.

Auch in den Leonteq-Aktien tummelten sich einst angloamerikanische Momentum-Investoren (Quelle: www.cash.ch)

Da sind die Aktien von Tecan – dem fünften Überflieger im Bunde – mit dem Vierzigfachen des für das nächste Jahr erwarteten Gewinns geradezu ein Schnäppchen. Die Analysten kommen mit ihren Kurszielen gar nicht mehr richtig hinterher.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Diese Konzentration von Geldern auf einige wenige Titel ist nicht ungefährlich – sind Exzesse dann doch an der Tagesordnung. Momentan tummeln sich in allen fünf der hiesigen Gipfelstürmer angloamerikanische Momentum-Investoren. Und die sind für gewöhnlich so schnell wieder über alle Berge, wie sie gekommen sind. In den letzten Tagen floss fast nur noch Geld seitens der hiesigen Marktakteure in diese Aktien. Meist sind sie es, die das Nachsehen haben, wenn die angloamerikanischen Momentum-Investoren das Weite suchen. Langjährige Aktionäre des Derivatespezialisten Leonteq oder des Sensorenherstellers AMS wissen genau, wovon ich spreche...

 

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