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Schon seit Jahren haben sich Hedgefonds aus dem angelsächsischen Raum auf Logitech eingeschworen. Es laufen grosse Wetten gegen die Aktien des Peripheriegeräteherstellers aus Lausanne. Diese kosten die Leerverkäufer heute sehr viel Geld.

Nicht nur, dass das innovative Unternehmen einmal mehr mit einem sehr überzeugenden Zahlenkranz aufwarten kann - es hebt auch gleich noch seine Wachstums- und Gewinnprognosen kräftig an. An der Börse wird das frenetisch mit einem Kursfeuerwerk gefeiert.

Logitech ist allerdings nicht die einzige Wette, die den ausländischen Leerverkäufern in diesen Tagen Kopfschmerzen bereitet. Gestern spielten sich an der Schweizer Börse SIX schon bei EFG International panikartige Szenen ab. Im Zuge eines recht ordentlichen Ergebnisses für die erste Jahreshälfte schossen die zuvor abgestraften Aktien des Vermögensverwalters vorübergehend um 35 Prozent nach oben.

Die Liste der Unternehmen, bei denen die Leerverkäufer den Rückzug antreten, wird immer länger. Da wäre beispielsweise der Halbleiterhersteller AMS. Für seinen soliden Zahlenkranz wurde er in den letzten Tagen mit prozentual zweistelligen Kursavancen belohnt. Und selbst beim Sorgenkind Meyer Burger hatten ausländische Hedgefonds zuletzt einen schweren Stand. Zuerst kaufte sich der mittlerweile berüchtigte Vermögensverwalter Veraison über die Wandelanleihe beim Solarzulieferer aus dem bernischen Gwatt ein, dann wurde an der Börse auf eine strategische Beteiligungsnahme durch den russischen Milliardär Viktor Vekselberg spekuliert (siehe Kolumne vom Montag).

An dieser Stelle berichtete ich am Donnerstag vor zwei Wochen von panikartigen Deckungskäufen an der amerikanischen Leitbörse in New York und sagte dasselbe bei den zehn unbeliebtesten Aktien aus der Schweiz vorher (siehe Kolumne vom 14. Juli).

Mit diesen liessen sich seither 4,1 Prozent verdienen. Mit einem satten Plus von 19,7 Prozent entwickelten sich die Valoren von AMS am besten, gefolgt von jenen von Logitech. Sie konnten um 17,2 Prozent zulegen. Noch haben die Leerverkäufer nicht bei allen zehn Aktien kapituliert. Was nicht ist, kann allerdings noch werden.

Am meisten leerverkaufte Aktien der Schweiz

Unternehmen

Leerverkäufe

G/V seit Mitte Juli

Swatch Group

26,0 Prozent

-10,5 Prozent

Basilea

19,3 Prozent

+5,2 Prozent

Aryzta

15,8 Prozent

-1,6 Prozent

Logitech

14,9 Prozent

+17,2 Prozent

Evolva

12,8 Prozent

+4,2 Prozent

Meyer Burger

11,6 Prozent

+15,3 Prozent

Charles Vögele

11,4 Prozent

+0,8 Prozent

AMS

10,9 Prozent

+19,7 Prozent

Leonteq

9,9 Prozent

-7,2 Prozent

Sonova

8,4 Prozent

+0,7 Prozent

Angaben per Ende Juni 2016, Quelle: Markit, FuW, cash

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Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt hat Novartis seinen Stempel aufgedrückt. Heute erinnern nur noch einige Altlasten an die Ära seines Vorgängers Daniel Vasella, beispielsweise in Form von Problemen bei der für teures Geld erworbenen amerikanischen Augenheiltochter Alcon.

Der Consumer Health Bereich wurde mit jenem von GlaxoSmithKline verschmolzen und das eigene Geschäft mit Krebsmedikamenten mit der Übernahme der ähnlich gelagerten Aktivitäten des britischen Partnerunternehmens verstärkt. Finanzieren liess sich diese Transaktion mit dem Verkauf der Tiergesundheitssparte an Eli Lilly - was für eine Rochade.

Seither ist am Hauptsitz in Basel Ruhe eingekehrt. Doch diese scheint trügerisch. An der Quartalsergebnispräsentation liess Novartis vergangene Woche nämlich durchblicken, dass der Erhalt der "AA-" lautenden Bonitätsnote nicht sakrosankt sei.

Für den Pharmaanalysten der Citigroup steht damit fest: Bieten sich lukrative Übernahmegelegenheiten, wird man nicht zögern und diese auch wahrnehmen.

Der Experte geht sogar noch einen Schritt weiter und wähnt das Unternehmen vor einem grossen Wurf. Seines Erachtens bedarf es eines Zusammenschlusses mit einem anderen grossen Rivalen, um den unter Jörg Reinhardt begonnenen Transformationsprozess zum Abschluss zu bringen.

Als mögliche Ziele nennt der Pharmaanalyst Bristol Myers Squibb oder der amerikanischen Incyte Pharmaceuticals. Auf Basis von Planspielen erachtet er einen Schulterschluss mit AstraZeneca allerdings als attraktivste Möglichkeit, Aktionärswerte zu schaffen.

Schon Novartis selber ist durch eine Grosshochzeit von Sandoz und Ciba Geigy entstanden. Ich kann mich an die Euphorie am Tag des Bekanntwerdens erinnern, als wäre es gestern gewesen. Auf den anfänglichen Jubel folgte damals dann aber ziemlich rasch Katerstimmung.

Heute würde die Börse womöglich sehr viel besonnener, wenn nicht gar mit Skepsis auf einen Zusammenschluss von Novartis mit AstraZeneca reagieren. So lässt sich aus Sicht der Aktionäre beider Pharmahersteller nur der Dinge harren, die da kommen mögen - oder eben halt auch nicht.

 

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