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Seit Jahresbeginn hat sich der Börsenwert von Meyer Burger mehr als verdoppelt. Der im bernischen Gwatt beheimatete Solarzulieferer habe die Talsohle durchschritten, so heisst es in Analystenkreisen.

Doch gerade China steht dem einstigen Börsenliebling noch immer ganz gewaltig in der Sonne. Gestern liess das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie verlauten, dass sich die Investitionen in die heimische Solarindustrie in Zukunft auf die Erhaltung von Kapazitäten beschränke.

In guten Jahren erzielte Meyer Burger mehr als 90 Prozent des Jahresumsatzes in China. Aufgrund der restriktiven Haltung der chinesischen Regierung sind aus dem ehemaligen Schlüsselmarkt allerdings auch in Zukunft keine Grossaufträge zu erwarten.

Der für Helvea tätige Experte vermutet, dass China mit diesem Vorstoss möglicherweise eine Bereinigung der heimischen Solarindustrie anstrebe. Obschon die führenden Unternehmen mittlerweile recht gut ausgelastet seien, bestünden insgesamt noch immer Überkapazitäten. In einem heute erschienenen Kommentar schätzt der Experte die chinesischen Produktionskapazitäten auf 43 bis 49 Gigawatt. Dem stehe derzeit eine weltweite Nachfrage von 35 bis 40 Gigawatt gegenüber.

Da sich China auf die Instandhaltung bestehender Kapazitäten konzentriere, sei zwar nicht auszuschliessen, dass bei Meyer Burger der eine oder andere Auftrag für Anlagen der neusten Produktgeneration eingehen. Für das Unternehmen seien Aufträge zum Aufbau neuer Kapazitäten allerdings wichtiger, so der Experte. Bei Helvea werden die Aktien von Meyer Burger deshalb weiterhin mit einem optisch tiefen Kursziel von 5,50 Franken zum Verkauf empfohlen.

Nachdem viele Bankinstitute ihre Verkaufsempfehlungen überdacht haben, stehen die Genfer mit ihrer Einschätzung ziemlich alleine da. Möglicherweise wird sich schon in wenigen Wochen zeigen, ob der für Helvea tätige Experte nicht doch richtig liegt. Denn bleiben bei Meyer Burger in naher Zukunft weitere Aufträge aus, gehören zweistellige Kursnotierungen wieder der Vergangenheit an.

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In einer Strategiestudie untersuchen die für Morgan Stanley tätigen Verfasser die Zusammensetzung europäischer Aktienindizes nach Regionen. Gefallen finden die Strategen unter anderem am Schweizer Aktienmarkt.

Der Studie ist zu entnehmen, dass die im Swiss Market Index vertretenen Unternehmen derzeit rund einen Viertel ihres Umsatzes in den USA erzielen. Die Studienverfasser erklären sich diesen im europäischen Vergleich stolzen Anteil mit dem hohen Gewicht von Firmen aus dem Gesundheitssektor.

Aus Sicht von Morgan Stanley vereint der Schweizer Aktienmarkt deshalb gleich mehrere gesuchte Attribute. Denn die Strategen gehen in den USA von einer konjunkturellen Erholung aus und erachten den defensiven Gesundheitssektor als vergleichsweise günstig bewertet. Darüber hinaus zählen die Studienverfasser den Schweizer Aktienmarkt zu den Gewinnern eines stärkeren Dollars.

Leider sind längst nicht mehr alle Banken zuversichtlich für die Aktien aus dem Gesundheitssektor. Erst gestern stufte BNP Paribas den europäischen Pharmasektor von «Overweight» auf «Neutral» zurück. Tags zuvor senkte Barclays Capital das Marktsegment sogar von «Neutral» auf «Negativ». Und auch die Strategen der Deutschen Bank raten der eigenen Anlagekundschaft seit Anfang Woche dazu, bei den Aktien aus dem Gesundheitssektor erste Gewinne ans Trockene zu fahren.

Interessant ist übrigens eine weitere Beobachtungen von Morgan Stanley: Das Bankinstitut berichtet, dass amerikanische Investoren in der ersten Jahreshälfte netto so viele europäische Aktien erworben haben wie seit 36 Jahren nicht mehr. Davon dürfte in den letzten Wochen auch der hiesige Aktienmarkt profitiert haben. Noch ist es aus Sicht der Schweizer Investoren zu früh, um jetzt schon das Handtuch zu werfen.