Die Namenaktien von Meyer Burger liegen am Dienstag zwar über weite Strecken im Angebot. In Anbetracht der negativen Vorgaben aus Übersee halten sich die Papiere des im bernischen Gwatt niedergelassenen Zulieferunternehmens allerdings gar nicht mal so schlecht.

Denn vergangene Nacht setzten die in New York gehandelten Aktien chinesischer Solarhersteller ihre Talfahrt fort. Bei Handelsende führte dieses Marktsegment die Verliererliste mit einem satten Minus von 3,8 Prozent an.

Aus Übersee wird mir von Gerüchten berichtet, wonach China die Subventionen in die heimische Solarindustrie kürzen wolle. Aus Peking sei sogar von substanziellen Subventionskürzungen zu hören, so heisst es.

Die Zahlungsunfähigkeit von Suntech Power zeigt, wie angeschlagen viele chinesische Solarhersteller mittlerweile sind. In den letzten Tagen machten sogar Spekulationen einer bevorstehenden Verstaatlichung des finanziell angeschlagenen Unternehmens die Runde. Bewahrheiten sich die Gerüchte einer substanziellen Subventionskürzung, wird sich das in der chinesischen Solarindustrie beobachtete Firmensterben wohl oder übel beschleunigen. Selbst grössere Unternehmen wären dann zur Kapitulation gezwungen.

Unklar ist zudem, ob eine solche Subventionskürzung ausreichen würde, um die USA zu einer Aufhebung der im letzten Spätherbst eingeführten Importzölle auf chinesische Solarzellen und -module zu bewegen. Und auch in Europa müssten in diese Richtung gehende politische Vorstösse auf Eis gelegt werden.

In den letzten Jahren erzielte Meyer Burger bis zu 80 Prozent des Jahresumsatzes mit chinesischen Grosskunden. Die Probleme von Suntech Power, die nach den USA auch in Europa drohenden Importzölle sowie mögliche Subventionskürzungen unter der neuen Regierung zeichnen ein weiterhin recht düsteres Bild der chinesischen Solarindustrie.

Eine Nachfragebelebung in diesem Schlüsselmarkt dürfte Zeit in Anspruch nehmen – Zeit, die Meyer Burger aufgrund der schmelzenden Barmittel nicht hat. Mit der Anfang Monat bekanntgewordenen Aufnahme eines hypothekargesicherten Kredits hat sich der einstige Börsenliebling zwar etwas Zeit erkauft. Der Kredit dürfte allerdings an den Bau des neuen Firmengebäudes zweckgebunden sein. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen in China scheint mir eine für die bisherigen Aktionäre stark verwässernde Kapitalerhöhung immer wahrscheinlicher. Wichtige Anhaltspunkte verspreche ich mir von der am kommenden Montag anstehenden Jahresergebnispräsentation. Mein Interesse gilt dabei den Fortschritten auf der Kostenseite und der Barmittelentwicklung während der zweiten Hälfte vergangenen Jahres.

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Die Namenaktien von Sonova stehen seit dem späten Dienstagvormittag unter starkem Verkaufsdruck. Als belastend erweist sich eine Sektorstudie von Bernstein Research. Darin nimmt die Verfasserin die Erstabdeckung des in Stäfa niedergelassenen Hörgeräteherstellers mit «Underperform» und einem optisch tiefen Kursziel von 98 Franken auf.

Die Analystin rechnet über die kommenden Jahre mit einem Marktwachstum von jährlich 3 bis 6 Prozent. Damit bewege sich die Hörgeräteindustrie verglichen mit anderen Teilbereichen des Medizinaltechniksektors gerademal im Mittelfeld.

Auf Basis der firmeneigenen Mittelfristziele sei bis Ende des Fiskaljahres 2015/16 mit einer Verbesserung der EBITA-Marge von rund 300 Basispunkten zu rechnen. Die Analystin geht dank Fortschritten bei der US-Tochter Advanced Bionics zwar ebenfalls von Margenverbesserungen aus. Das Margenverbesserungspotenzial im angestammten Geschäft mit Hörgeräten werde vom Markt jedoch überschätzt. Letzteres sei immerhin für knapp 92 Prozent des Jahresumsatzes verantwortlich.

Auch vom vertikal integrierten Geschäftsmodell zeigt sich die Analystin wenig angetan. Mit einem Umsatzbeitrag von 37 Prozent aus dem eigenen Verkaufsstellennetz werde es für das Unternehmen nicht einfach, Rentabilitätsverbesserungen zu erzielen. Die Marktführerschaft von Sonova spreche zudem gegen eine deutliche Steigerung des Produktabsatzes.

Gerade in der Hedgefonds-Industrie findet Bernstein Research seit je her grosse Beachtung. Dass mir heute aus dem Berufshandel von gezielten Baisse-Spekulationen seitens von Hedgefonds berichtet wird, passt deshalb hervorragend in dieses Bild.

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Mit der ISH fand in Frankfurt vergangene Woche die weltgrösste Messe für Bad-, Gebäude- und Energietechnik statt. Neben der Energiewende war auch der zunehmende Wettbewerb durch den Onlinehandel ein allgegenwärtiges Thema.

Einer im Vorfeld der Messe veröffentlichten Ausgabe des deutschen Börsenbriefs «DER PLATOW Brief» entnehme ich, dass der Onlinehandel den Sanitärtechnikherstellern zunehmend das Wasser abgräbt. Zwar sei der Onlinehandel in Deutschland erst für knapp 10 Prozent des auf 17,3 Milliarden Euro geschätzten Gesamtumsatzes verantwortlich. Denn die Anbieter hätten es bisher schwer gehabt, sich gegen die Macht von Grosshändlern und den Installateuren durchzusetzen. Das Landgericht Köln habe nun mit einem Urteil den Weg für den Onlinehandel geebnet, so der Autor weiter.

Am Hauptsitz von Geberit in Rapperswil-Jona dürfte man die weiteren Entwicklungen im Schlüsselmarkt Deutschland genauestens im Auge behalten. Denn sollte der Onlinehandel weiter Fuss fassen, droht auch dem erfolgsverwöhnten Sanitärtechnikunternehmen Druck auf die Margen. Immerhin erzielt Geberit derzeit gut einen Drittel des Jahresumsatzes im nördlichen Nachbarland.