Die Namenaktien von Micronas können sich am Donnerstag von den in den Tagen zuvor erlittenen Jahrestiefstständen nach oben lösen. Verständlicherweise sitzt der Schock über den ernüchternden Ausblick anlässlich der Jahresergebnispräsentation von Ende Februar noch immer tief.

Bei Fidelity International scheint man sich allerdings nicht davon abschrecken zu lassen. Gemäss einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX hat die Grossaktionärin die Gunst der Stunde genutzt und ihre Beteiligung in die Schwäche der letzten Tage hinein von 4,07 auf 5,03 Prozent erhöht. Gut möglich, dass die amerikanische Fondsgesellschaft nach dem Überschreiten der meldepflichtigen Marke von 5 Prozent weitere Aktien zukaufen wird.

Mir ist bewusst, dass sich über die derzeitige Verfassung der Automobilindustrie durchaus streiten lässt. Insbesondere bei europäischen und amerikanischen Herstellern hat sich die Absatzsituation in den vergangenen Wochen und Monaten eingetrübt. Dies bleibt nicht ohne Folgen für die Zulieferer. Dank der hohen Abhängigkeit vom japanischen Grosskunden Toyota steht Micronas jedoch vergleichsweise gut da. Und auch der Druck auf den japanischen Yen hat zuletzt spürbar nachgelassen. Aus dem währungsseitigen Gegenwind der letzten Monate könnte im weiteren Jahresverlauf deshalb sogar Rückenwind werden.

Aufwärtspotenzial sehe ich bei Micronas insbesondere im Zusammenhang mit der Gas-Sensor-Technologie mySENS. Das kommerzielle Potenzial der voraussichtlich ab dem kommenden Jahr auf den Markt kommenden Gas-Sensoren spiegelt sich noch bei weitem nicht im aktuellen Kurs- und Bewertungsniveau der Aktien wider. Im Hinblick auf diese Markteinführung brauchen die Aktionäre vor allem eines: etwas Geduld. Zumindest Fidelity International scheint solche jedenfalls zu haben.

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In den vergangenen Wochen ist es überraschend ruhig um Meyer Burger geworden. Die letzte Pressemitteilung des im bernischen Gwatt niedergelassenen Solarzulieferunternehmens geht auf Mitte Februar zurück und auch aus dem Analystenlager sind in den vergangenen Wochen keine Wortmeldungen eingetroffen. Dementsprechend lustlos dümpeln die Namenaktien vor sich hin.

Neuigkeiten gibt es allerdings auf politischer Ebene. Wie mir aus Brüssel berichtet wird, treibt die Europäische Union die Einführung von Importzöllen auf chinesischen Solarmodulen und -zellen nach dem Vorbild der USA weiter voran. Seit gestern gilt offiziell eine Registrierungspflicht für Importe aus dem Reich der Mitte.

Von westlichen Anbietern wird den chinesischen Herstellern von Solarmodulen und -zellen aufgrund staatlicher Subventionen Marktverzerrung vorgeworfen. In den USA belegte das dortige Handelsministerium die Anbieter aus der Volksrepublik deshalb schon im vergangenen Mai mit Importzöllen im Ausmass von 21 bis 250 Prozent.

Unter Federführung des deutschen Unternehmens Solarworld ist seit dem vergangenen September auch in der Europäischen Union eine Beschwerde hängig. In Europa scheinen die Mühlen allerdings einmal mehr deutlich langsamer zu mahlen.

Neben den USA gelten auch die beiden europäischen Länder Deutschland und Italien als Schlüsselmärkte für Solarmodule und -zellen aus China. Die chinesischen Grosskunden gehören ihrerseits zur Zielkundschaft von Meyer Burger. In den vergangenen Jahren erzielte das Zulieferunternehmen bis zu 80 Prozent des Umsatzes mit Grosskunden aus der Volksrepublik.

Bis spätestens Anfang Juni wird sich entscheiden, ob den chinesischen Anbietern auch in Europa ein Importzoll droht und wie hoch dieser ausfällt. Schliessen sich für China auch die europäischen Schlüsselmärkte, bekäme die dortige Solarindustrie ihre nicht unbeträchtlichen Überkapazitäten noch stärker zu spüren.

Ungemach droht den chinesischen Solarunternehmen auch im Zusammenhang mit den finanziellen Problemen bei Suntech. Noch in diesem Monat wird sich zeigen, ob der Branchenprimus und Grosskunde von Meyer Burger eine längst überfällige Anleihe doch noch zurückzahlen kann.

Bei Meyer Burger scheint man sich jedenfalls auf eine längere Auftragsflaute einzustellen. Denn anders als zuvor schloss CEO Peter Pauli Anfang Februar im Interview mit einem meiner Kollegen eine Kapitalerhöhung nicht mehr kategorisch aus. Es bleibt abzuwarten, ob dem einstigen Börsenliebling die kostenseitigen Hausaufgaben gelingen. Falls nicht, wird eine für die bisherigen Aktionäre verwässernde Kapitalerhöhung tatsächlich immer wahrscheinlicher.

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Schon vor seinem Amtsantritt erhielt Robert Erni als neuer CFO von Panalpina Vorschusslorbeeren. Unter Erni erhoffte man sich am Markt glaubwürdige Massnahmen um den Problemen im operativen Geschäft Herr zu werden.

Spätestens die Analystenkonferenz im Anschluss an die Jahresergebnispräsentation von gestern dürfte diese Hoffnungen jedoch zerschlagen haben: Wie ich einem Kommentar aus dem Hause Merrill Lynch entnehmen kann, macht Erni keine einfach zu realisierenden Kosteneinsparungen aus. Ausserdem habe er anlässlich der Analystenkonferenz davor gewarnt, dass sich der Prozess zur Verbesserung der Geschäftsentwicklung in die Länge ziehen könnte.

Dem für Merrill Lynch tätigen Experten zufolge ist die gestrige Ergebnisenttäuschung nicht ausschliesslich auf konjunkturell bedingte Gegebenheiten zurückzuführen. Er macht mittlerweile auch Anhaltspunkte für strukturell bedingten Druck aus.

Auf Basis der um 45 Prozent nach unten revidierten Gewinnschätzungen für das laufende Jahr errechnet der Experte ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 47 sowie ein Verhältnis vom Economic Value zum EEBITDA von 14. Er macht bei den mit «Underperform» und einem neu 83 (89) Franken lautenden Kursziel zum Verkauf empfohlenen Aktien deshalb weiteres Abwärtspotenzial aus.

ACHTUNG: Die nächste Kolumne des «cash Insider» erscheint aufgrund einer Abwesenheit meinerseits erst wieder am Montag, 11. März 2013, um 14 Uhr. Für Ihr Verständnis danke ich herzlich.