Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

***

Zuerst kaufte die Europäische Zentralbank (EZB) nur verbriefte Schuldforderungen zurück. Ab März dieses Jahres wurde das Budget für dieses Programm kräftig aufgestockt und auf Staatsanleihen ausgedehnt. Seither fliessen Monat für Monat 60 Milliarden Euro ins europäische Finanzsystem.

Der Wirtschaft brachte das bislang herzlich wenig. Davon zeugen auch die Aktienmärkte, die ihre prozentual zweistelligen Kursgewinne wieder preisgeben mussten. Die Entscheidungsträger um den italienischen Notenbankchef Mario Draghi sind gefordert und müssen sich dringend etwas einfallen lassen.

Abhilfe könnte eine Ausweitung der Wertpapierkäufe auf europäische Aktien schaffen, so sind sich Experten einig. Die Japaner haben es schliesslich vorgemacht.

Die Aussicht auf eine noch gewaltigere Geldschwemme liess die Aktienkurse in ganz Europa steigen. Selbst der Swiss Performance Index kletterte alleine seit Donnerstag um knapp 4 Prozent nach oben.

Zu einer Erholung setzten auch die zuvor arg gebeutelten Namenaktien von Kuoni an. Bekanntlich hebt die Flut ja alle Boote, was insbesondere für die von den führenden Zentralbanken veranstaltete Geldflut gilt.

Das Nachsehen hatte im vorliegenden Fall der für die Bank Vontobel tätige Experte. Nachdem er die Aktien des traditionsreichen Reiseveranstalters über Monate hinweg tapfer zum Kauf empfohlen hatte, war seine Schmerzgrenze am vergangenen Donnerstag erreicht. Überraschend stufte er die Papiere von "Buy" auf "Hold" herunter und strich darüber hinaus auch gleich noch das Kursziel auf 220 (300) Franken zusammen.

Grund ist die Abfolge negativer Neuigkeiten, wie der ernüchternde Investorentag vom Juni, die unerwarteten Goodwill-Abschreibungen oder die ungünstige Entwicklung der Nettoverschuldung.

Bis Freitagvormittag tauchten die Kursnotierungen von Kuoni um gut 6 Prozent auf 177 Franken und somit vorübergehend in die Nähe des Mehrjahrestiefs von Anfang September. Doch noch am gleichen Tag setzte eine beeindruckende und von regen Handelsaktivitäten begleitete Gegenbewegung ein. Diese lief am Montag erst bei Kursen knapp unterhalb von 200 Franken wieder aus.

Darf man aus dem Berufshandel eintreffenden Spekulationen Glauben schenken, dann hat die Bank Vontobel das Handtuch zu früh geworfen. Denn angeblich nisten sich Finanzinvestoren bei Kuoni ein.

Völlig abwegig ist das nicht, wechselten doch alleine in den vergangenen zwei Tagen 76'000 Namenaktien im Gegenwert von mehr als 14 Millionen Franken die Hand. Dass beim in Zürich beheimateten Reiseveranstalter etwas im Busch ist, darauf lassen auch aggressive Käufe in den Call-Warrants KUNJQ und KUNJO schliessen. Auffällig ist: Bei beiden Derivaten ist die Bank Julius Bär Emittentin.

Auch wenn es den verschiedenen Anspruchsgruppen des Traditionsunternehmens nicht gefallen dürfte, könnten solche Finanzinvestoren versucht sein, dieses in seine Einzelteile aufzuspalten. Insbesondere dem Visageschäft wird in Expertenkreisen ein deutlich höherer Wert nachgesagt. Begehrlichkeiten könnte aber auch das Liegenschaftenportfolio wecken.

Am Donnerstag in einer Woche wird Kuoni den Zahlenkranz für die vergangenen neun Monate vorlegen. Ich werde die Handelsaktivitäten in den Basiswerten und den Derivaten bis dahin jedenfalls genauestens im Auge behalten.

***

Schon seit Jahren ist die Abdeckung von Nestlé bei Kepler Cheuvreux "Chefsache". Seit wenigen Monaten empfiehlt Jon Cox, seines Zeichens Leiter des Schweizer Aktien-Research, die Namenaktien des Nahrungsmittelmultis sogar mit einem Kursziel von 80 Franken zum Kauf.

Ob es den Entscheidungsträgern am Hauptsitz in Vevey nun passt oder nicht, in einem Kommentar thematisiert der als Koryphäe geltende Cox nun erstmals die Nachfolge von Nestlé-Chef Paul Bulcke. Verhalte es sich wie in früheren Jahren, werde Bulcke anlässlich der ordentlichen Generalversammlung von 2017 von seinem Posten zurücktreten und Peter Brabeck als Präsident des Verwaltungsrats ablösen, so schreibt der Experte.

Als Nachfolger von Bulcke bringt Cox drei unternehmensinterne Kandidaten ins Spiel: Den Amerika-Chef Laurent Freixe, die Asien-Chefin Wan Ling Martello sowie Chris Johnson.

Nachdem Nestlé das organische Wachstumsziel in den vergangenen drei Jahren knapp verfehlt hat, wähnt der Experte das Unternehmen unter Druck. Er schliesst nicht aus, dass grössere Veränderungen anstehen und sieht 2016 als Jahr operativer Verbesserungen.

Ein Ass im Ärmel haben Paul Bulcke und sein möglicher Nachfolger noch immer in Form von Veränderungen im Firmenportfolio. Früher oder später dürften die Aktionäre für ihre Geduld belohnt werden, da bin ich mir jedenfalls ziemlich sicher.
 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.