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Ende Juli bestätigte Nobel Biocare erstmals Gespräche mit potenziellen Kaufinteressenten. Seither rankten sich die wildesten Spekulationen um den in Glattbrugg beheimateten Hersteller von Premiumimplantaten. Zuletzt hiess es, das Unternehmen werde für 23 Franken je Aktie ins Ausland verkauft.

Umso mehr dürfte das heute vom Mischkonzern Danaher vorgelegte Angebot bei einigen Marktakteuren für lange Gesichter sorgen. Denn die Amerikaner bieten den Publikumsaktionären gerade mal 17,10 Franken je Aktie in bar. Damit liegt das Angebot sogar einen Franken unter dem Schlusskurs vom Freitagabend.

Da Danaher den Segen des Verwaltungsrats hat, ist eine Gegenofferte seitens eines industriellen Mitbieters wenig wahrscheinlich. Die Amerikaner müssen mindestens zwei Drittel plus eine Stimme hinter sich vereinen. Gemäss Offenlegungsmeldungen kontrollieren alleine schon die grössten vier Aktionäre rund 36 Prozent der Stimmen. Auch ihre Zustimmung dürfte sich Danaher mittlerweile gesichert haben.

In den letzten Wochen aufgrund der Übernahmespekulationen aufgebaute Aktienengagements werden heute deshalb wieder auf den Markt geworfen. Das gilt vor allem für alle weit aus dem Geld ragenden Derivate, wie mir berichtet wird.

Das Nachsehen dürfte die Credit Suisse haben. Erst vergangene Woche setzte die Schweizer Grossbank die vor wenigen Wochen mit einem Kursziel von 24 Franken auf "Outperform" hochgestuften Aktien von Nobel Biocare auf die Favoritenliste für Schweizer Nebenwerte.

Als sehr viel realistischer erweisen sich hingegen die am Freitag in einer Branchenstudie von Barclays Capital kommunizierten Erwartungen. In der Studie stufte der Verfasser die Papiere des Herstellers von Premiumimplantaten von "Underweight" auf "Equal Weight" hoch und zog das Kursziel auf 17,20 (7,50) Franken nach.

Nicht nur, dass sich dieses Kursziel nahezu mit dem von Danaher unterbreiteten Angebot deckt, der Experte nennt auch gleich die Gründe, weshalb die Amerikaner für Nobel Biocare nicht tiefer ins Portemonnaie greifen.

Der Erzrivale Straumann habe kürzlich anlässlich der Ergebnisveröffentlichung ein Interesse seinerseits unmissverständlich dementiert. Darüber hinaus seien in der Vergangenheit vor allem Unternehmen übernommen worden, die in stark wachsenden Absatzmärkten tätig seien und es dem Käufer erlaube, seine Ertragsbasis nachhaltig auszubauen. Nur gerade beim Zusammenschluss der beiden breit diversifizierten Medizinaltechnikkonzerne Biomet und Zimmer hätten Synergieeffekte im Vordergrund gestanden, so der Studienverfasser.

Dem Experten zufolge spricht sowohl die strategische als auch die finanzielle Situation der meisten potenziellen Käufer mit industriellem Hintergrund gegen eine Übernahme von Nobel Biocare. Eine solche sei selbst auf dem aktuellen Kurs- und Bewertungsniveau schlichtweg nicht vernünftig.

Mit einer Gegenofferte aus der Finanzindustrie ist erst recht nicht mehr zu rechnen. Zu diesem Schluss kommt auch der für Barclays Capital tätige Studienverfasser. Abgestützt auf ein Leveraged-Buyout-Modell erachtet er einen Übernahmepreis von mehr als 15 Franken pro Titel als unattraktiv für einen nicht-industriellen Käufer.

Alte Börsenfüchse werden jetzt entgegnen, dass bei Firmenübernahmen und –zusammenschlüssen selten die Vernunft siegt. Und das mit gutem Recht, werden doch nur allzuoft Aktionärswerte vernichtet statt geschaffen. Dennoch kann ich mir schlichtweg nicht vorstellen, dass sich jetzt noch ein weiterer Interessent zu erkennen gibt.

Eine deutliche Sprache spricht der Kursverlauf. Die Aktien von Nobel Biocare notieren schon seit dem Vormittag geringfügig unter der Barofferte von Danaher.

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Wenn es am Schweizer Aktienmarkt eine Aktie der Stunde gibt, dann jene von AMS. Alleine seit Jahresbeginn errechnet sich beim Halbleiterhersteller ein beachtliches Kursplus von 57 Prozent.

Fantasie geht vor allem vom Grosskunden Apple aus. Dieser Meinung ist auch der für Kepler Cheuvreux tätige Experte – und steht damit bei weitem nicht alleine da.

Vom neuen Produktzyklus des amerikanischen Kultunternehmens verspricht er sich allerdings sehr viel mehr Schwung für den hiesigen Zulieferer als die meisten seiner Berufskollegen. Seinen Berechnungen zufolge hat sich der Wert der ins iPhone eingebauten Komponenten von AMS im Jahresvergleich nahezu verdoppelt. Dadurch zähle das Unternehmen zu den mit Abstand grössten Gewinnern der Produktoffensive von Apple.

In seinem aktuellsten Kommentar findet der Experte klare Worte: Er hält AMS für vom Markt unterschätzt und die mit einem Kursziel von 39 Franken zum Kauf empfohlenen und als "Schnäppchen" bezeichneten Aktien für unterbewertet.

Die Papiere nach der Neubeurteilung und –bewertung der letzten Monate als Schnäppchen zu bezeichnen, halte ich für mutig. Auf kurze Sicht sind meines Erachtens nur dann noch einmal substanziell höhere Kurse möglich, sollte das Halbleiterunternehmen von einem grossen amerikanischen Rivalen übernommen werden.