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Noch bis vor wenigen Jahren galten die Aktionäre von Syngenta als erfolgsverwöhnt. Und das nicht ohne Grund: Beim aus dem Zusammenschluss der Agrarchemiebereiche von AstraZeneca und Novartis hervorgegangenen Unternehmen mit Sitz in Basel reihte sich lange Zeit ein Rekordergebnis an das nächste.

Beliebt waren die Aktien allerdings nicht nur deswegen, sondern auch aufgrund ihres gelegentlich sehr eigenwilligen Charakters. Schliesslich unterliegt die Landwirtschaft ihrem eigenen Zyklus. Das gilt auch für die Geschäftsentwicklung von Syngenta.

Doch die goldenen Zeiten sind vorbei: Immer öfters spüren die Basler den Wettbewerb von Billiganbietern aus den Schwellenländern. Gerade bei den Pflanzenschutzmitteln herrscht mittlerweile ein regelrechter Verdrängungskampf.

Dieser greift immer öfter vom Geschäft mit Insektiziden auf jenes mit Herbiziden und Fungiziden über und trifft die Grossen der Branche mitten ins Gesicht. Im Saatgutbereich hingegen machen sich die Grossen der Branche gegenseitig das Leben schwer.

Ein Lied davon singen kann der amerikanische Partner DuPont. Dienstagnacht unserer Zeit sah sich der breit abgestützte Chemiekonzern zu einer Gewinnwarnung gezwungen. Neben ungünstigen Verschiebungen im Währungsgefüge berichtete das Unternehmen auch von Schwierigkeiten im Agrarchemiegeschäft.

Branchenexperten zufolge verliert DuPont beim Mais und bei den Sojabohnen Marktanteile an den Rivalen Monsanto. Und das sowohl in Nordamerika als auch in Brasilien. Beides sind auch Schlüsselmärkte von Syngenta, was die Entscheidungsträger am Hauptsitz in Basel nachdenklich stimmen sollte.

Vermutlich werden sie durch hausgemachte Probleme wie Verzögerungen bei der Zulassung neuer Produkte und Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem Spezialsaatgut Viptera in Nordamerika absorbiert. Für eine zusätzliche Baustelle sorgt seit wenigen Wochen der erstarkte Franken. Dieser kommt für Syngenta zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, untergräbt er doch die Stellung im internationalen Wettbewerb.

Aus New York eintreffende Börsenstatistiken sprechen jedenfalls eine klare Sprache: Innerhalb von gerademal zwei Wochen haben die Marktakteure ihre Wetten gegen das Basler Unternehmen nahezu verdoppelt.

Der Druck aus dem Aktionariat auf die Entscheidungsträger von Syngenta dürfte mittlerweile kaum noch zu ertragen sein. Denn während der Schweizer Aktienmarkt in den letzten zwei Jahren von einem Rekord zum nächsten kletterte, büssten die Aktien rund einen Viertel ihres Kurswerts ein.

Dabei liegt eine Lösung des Problems doch so nahe: Mit einer Annäherung an das Partnerunternehmen DuPont könnten die Verantwortlichen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen könnten sie die Aktionäre versöhnlich stimmen und zum anderen liesse sich der Konkurrenz ein Schnäppchen schlagen.

Die beiden Firmen arbeiten schon seit Jahren in der Forschung und Entwicklung zusammen und haben diese Zusammenarbeit über die Jahre kontinuierlich ausgebaut. Mit einem Umsatz von 11,7 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr ist die Agrarchemiesparte von DuPont um einiges grösser und erst noch rentabler als die von Rivalen wie Dow Chemical.

Anders als Syngenta mit einem Umsatzanteil von drei Vierteln aus dem Pflanzenschutzgeschäft, erzielt DuPont rund 70 Prozent des Spartenumsatzes mit Saatgut. Mit einem Zusammenschluss könnte das Basler Unternehmen die Abhängigkeit vom hart umkämpften Geschäft mit Fungiziden, Herbiziden und Insektiziden reduzieren. Auf den immer intensiveren Wettbewerb in diesem Geschäftszweig bin ich bereits eingegangen.

Vermutlich sind die Ansprechpartner bei DuPont deutlich verhandlungswilliger als in der Vergangenheit. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ihnen mit dem US-Milliardär Nelson Peltz und seinem Hedgefonds Trian ein berühmt-berüchtigter Finanzinvestor im Nacken sitzt.

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Der Zerfall des Rubels, der Ausverkauf an den Rohstoffmärkten und eine vom Embargo gezeichnete Heimat, nein, das Leben als russischer Oligarch ist in den vergangenen Monaten nicht einfacher geworden.

Das wird vermutlich auch der russische Milliardär Viktor Vekselberg bestätigen können. Anders als viele seiner Landsleute kann er sich dank des starken Frankens wenigsten über einen satten Währungsgewinn auf seinen Schweizer Beteiligungen freuen.

Diese hat Vekselberg denn auch dringend nötig, dürften ihm seine hiesigen Schlüsselbeteiligungen in den letzten Wochen doch keine Freude bereitet haben.

"Zurück auf Start" heisst es auch bei Schmolz + Bickenbach. Die Aktien des Edelstahlherstellers sind in den letzten Tagen auf den Stand vom April vor zwei Jahren gefallen, als der russische Milliardär beim damals finanziell angeschlagenen Unternehmen einstieg.

Darf man der Zürcher Kantonalbank Glauben schenken, dann ist das untere Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. In einer aktuellen Studie beziffert er den fairen Wert von Schmolz + Bickenbach auf 0,70 Franken je Aktie. Das entspricht noch einmal einem Rückschlagspotenzial von knapp 12 Prozent. Das Anlageurteil des verantwortlichen Experten bleibt deshalb wenig überraschend bei "Untergewichten", was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt.

Kaum ein anderes Schweizer Unternehmen ist derart stark von der zukünftigen Entwicklung des Frankens abhängig wie Schmolz + Bickenbach, was die Aktien des Edelstahlherstellers zu einer nicht uninteressanten Wette auf eine Beruhigung der Währungssituation macht.