Schon seit Jahren fristen die Inhaberaktien von Roche ein Mauerblümchen-Dasein. Fest in der Hand der Familienaktionäre Hoffmann-Oeri und des Grossaktionärs Novartis, spielt sich das eigentliche Handelsgeschehen in den deutlich liquideren Genussscheinen ab.

Das war allerdings nicht immer so. Ich kann mich noch gut erinnern, als Martin Ebner in den Neunzigerjahren über seine dem Publikum zugängliche Beteiligungsgesellschaft «Pharma Vision» eine namhafte Beteiligung am Basler Traditionsunternehmen aufbaute. Das Interesse des Financiers galt damals den Inhaberaktien von Roche.

Ebner machte sich in den Neunzigerjahren mit seinen Beteiligungsgesellschaften gleich bei mehreren Grossunternehmen als aktiver Aktionär einen Namen. Dann verspekulierte sich der Financier allerdings und musste sich auf Druck der kreditgebenden Banken von seinen «Visionen» trennen und die an Roche gehaltene Beteiligung fiel in die Hände von Novartis.

Erst nach einer längeren Pause meldete sich Ebner in den vergangenen Jahren zurück. Gemeinsam mit seiner Frau Rosmarie stieg er über seine Beteiligungsgesellschaft Patinex AG bei mittelständischen Unternehmen wie Galenica, Ypsomed und zuletzt Temenos ein. Daneben kontrollieren der Financier und seine Frau weiterhin eine Mehrheit an der BZ Bank.

Anfang vergangener Woche lancierte die BZ Bank den Branchenfonds «BZ Fine Pharma». Seither verzeichneten die Inhaberaktien von Roche vorübergehend eine Versiebenfachung der Handelsaktivitäten. Und auch in den Genussscheinen zogen die Aktivitäten deutlich an.

Ich frage mich, ob es sich dabei bloss um einen unglücklichen Zufall handelt, oder ob sich Martin Ebner tatsächlich über den Branchenfonds der BZ Bank bei den Baslern als Aktionär zurückmeldet.

Dass die Valoren von Roche heute dennoch unter Verkaufsdruck stehen, ist auf eine Rückstufung der Genussscheine von «Outperform» auf «Neutral» bei einem neu 205 (198) Franken lautenden Kursziel durch BNP Paribas zurück zu führen. Der verantwortliche Experte hegt in der Unternehmensstudie Zweifel am zukünftigen Umsatzpotenzial der Brustkrebs-Franchise der Basler. Es werde nicht einfach, die Franchise im Hinblick auf den Patentablauf des Medikaments Herceptin zu verteidigen.

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Mit dem vor Wochenfrist veröffentlichten Jahresumsatz konnten die Aktionäre von Geberit vorerst aufatmen, lag dieser doch über den entsprechenden Konsensschätzungen. Gleichzeitig verengten die Firmenverantwortlichen das Zielband für die EBITDA-Marge in den oberen Bereich.

Trotz schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellte das Ostschweizer Sanitärtechnikunternehmen damit unter Beweis, dass es sich bei der Ergebnisenttäuschung des dritten Quartals um einen einmaligen Ausrutscher handeln sollte.

Dennoch stuft heute die MainFirst Bank die Namenaktien von Geberit um zwei Stufen von «Outperform» auf «Underperform» zurück. Nachdem das Kursziel von 215 Franken erreicht ist, rät der verantwortliche Experte seiner Anlagekundschaft zu Gewinnmitnahmen.

Zwar habe das organische Umsatzwachstum im Schlussquartal des letzten Jahres wieder angezogen. Allerdings gebe es auf kurze Sicht Gründe für eine vorsichtige Haltung. Der milde Winter von 2012 werde sich im laufenden Jahr wohl nicht wiederholen. Ausserdem hätten sich die Firmenverantwortlichen anlässlich der Analystenkonferenz vom vergangenen Dienstag wiederholt vorsichtig geäussert. Eine Wachstumsenttäuschung würde Geberit am Markt wohl nicht verziehen, so der Experte. Und auch von den zuletzt höheren Rohmaterialkosten würden derzeit Gefahren ausgehen.

Die Bewertung von Geberit steht am oberen Ende der historischen Bandbreite. Sollte sich die organische Wachstumsbelebung des zurückliegenden vierten Quartals nicht ins laufende Jahr hineinziehen, ist den Aktien des Börsenlieblings eine Bewertungskorrektur so gut wie sicher. Ich gehe mit dem für die MainFirst Bank tätigen Experten einig, dass der Zeitpunkt für Gewinnmitnahmen bestimmt nicht der schlechteste ist.

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Bei Richemont sitzt die Enttäuschung nach gestern tief. Nach ersten ermutigenden Eckdaten des Mitbewerbers Swatch Group und besser als erwarteten Branchenstatistiken hatten sich viele Marktteilnehmer auch bei den Westschweizern auf eine positive Überraschung eingestellt.

Wider diesen anders lautenden Erwartungen blieb das organische Umsatzwachstum im dritten Quartal des Fiskaljahres 2012/13 allerdings hinter den Konsensschätzungen zurück. Gleichzeitig äusserten sich die Firmenverantwortlichen mit einem eher vorsichtigen Ausblick zu Wort. Prompt wurden die Aktien von Richemont im gestrigen Handel vom Markt abgestraft.

Dennoch trafen bisher fast ausschliesslich verteidigende Wortmeldungen aus der Analystengemeinde bei mir ein. Mit Macquarie nutzt ein Bankinstitut heute sogar die Gunst der Stunde um die Papiere des Börsenlieblings von «Neutral» auf «Outperform» hochzustufen. Nach einer Aufwärtsrevision der zukünftigen Gewinnschätzungen um bis zu 9 Prozent lautet das Kursziel neu 89,99 (64,65) Franken. Der verantwortliche Experte begründet seine positive Haltung mit der sich im Schlüsselmarkt China abzeichnenden Nachfragebelebung sowie mit den mittlerweile vernünftigeren Konsensschätzungen des Marktes.

Ich muss zugeben, dass ich die Absatzentwicklung der beiden führenden Westschweizer Luxusgüterhersteller in den letzten Monaten massiv unterschätzt habe. Rückblickend erwiesen sich meine Ängste rund um zu hohe Lagerbestände in den Absatzkanälen als übertrieben. Asche über mein Haupt.

Allerdings sollte die bei Richemont beobachtete Wachstumsflaute in der Schlüsselregion Asien/Pazifik im Auge behalten werden. Es muss sich zeigen, ob die jüngste Flaute auch tatsächlich mit dem in diesem Jahr späteren Neujahrsfest in China und dem kürzlichen Regierungswechsel in Verbindung steht.