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Noch nie zuvor kippte die Stimmung so schnell wie in den letzten Wochen. Wie Dominosteine purzelten die Kurse rund um den Globus. Auch das ist Globalisierung: Hustet der chinesische Konsument, verschlägt es die westlichen Unternehmen mit einer Grippe ins Bett.

Lange ignorierte man an den Börsen den Ausverkauf bei den Rohstoffpreisen und übersah, dass sich darin die Wirtschaftsentwicklung spiegelt. China, bis vor kurzem noch eine schier unerschöpfliche Wachstumsquelle, erhält die Quittung für das unkontrollierte Wachstum vergangener Tage. Immer wieder war von staatlicher Fehlallokation zu hören. Jetzt zeichnet sich ab: Teuer erbaute Geisterstädte sind noch das geringste Problem der Regierungsverantwortlichen in Peking.

Auch die gängige Meinung, die Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen würden es schon richten, muss hinterfragt werden. Denn obschon die Bank of Japan mit ihren Milliarden alles an Wertpapieren zusammenkauft, was sich zusammenkaufen lässt, darbt die dortige Wirtschaft weiter vor sich hin. Zu mehr als zu Drohgebärden ist derzeit auch die Europäische Zentralbank (EZB) nicht fähig. Notenbankchef Mario Draghi will zwar schon im März ein neues Kapitel in der Politik des billigen Geldes öffnen. Anders als vor Jahresfrist hat er von den Börsen allerdings keine Vorschusslorbeeren mehr erhalten.

Die Notenbanken sind an einem Punkt angelangt, an dem sich mit Worten alleine nicht mehr viel bewegen lässt. Und als ob das nicht schon genug wäre, lässt sich sogar mit Taten kaum noch etwas anreissen.

Für den für das Cross Asset Research von Kepler Cheuvreux tätigen Anlagestrategen steht jedenfalls fest: Schon die kommenden Wochen werden über das gesamte Börsenjahr entscheiden.

Erst der Ausverkauf bei den Rohstoffen habe überhaupt zum jüngsten Rückschlag bei europäischen Aktien geführt, so lässt er in seinem neusten Kommentar durchblicken. Dem Experten zufolge gab es in den letzten fünf Dekaden an den Rohstoffmärkten nur gerade zwei vergleichbare Ausverkaufswellen. Nach 18 bis 24 Monaten seien diese dann aber jeweils ausgestanden gewesen.

Der Stratege räumt zwar ein, dass die Aktienmärkte einer Baisse diesmal gefährlich nahe gekommen sind. Er hält den Ausverkauf bei Rohstoffen allerdings schon bald für ausgestanden.

Für die kommenden zwei Woche erwartet der Experte ein vorläufiges Aufatmen an den Aktien- und Rohstoffmärkten, womöglich gefolgt von einer letzten Abgabewelle. Wichtige Anhaltspunkte erhofft er sich dann vom Ölpreis. Taucht dieser nicht doch noch unter die Tiefststände vom Januar, haben die Rohstoffmärkte und damit auch die Börsen die Talsohle erreicht.

Den entscheidenden Hinweis erwartet man bei Kepler Cheuvreux jedoch von den Anleihenmärkten. Das macht denn auch Sinn, mündet der Ausverkauf bei den Rohstoffpreisen letztendlich doch in eine Kreditkrise. Gut in dieses Bild passen die schon seit Wochen zu beobachtenden Kursverluste bei den Ramschanleihen und den Bankaktien (siehe auch die gestrige Kolumne).

Obschon der Anlagestratege seiner Anlagekundschaft zu einem Übergewicht in den defensiven Pharmaaktien rät, stuft er unseren Schweizer Aktienmarkt gerademal mit "Neutral" ein. Das wiederum mutet etwas inkonsequent an, sind die beiden Basler Pharmakonzerne Roche und Novartis bei den im Swiss Market Index (SMI) vertretenen Unternehmen doch für 40 Prozent der Gesamtkapitalisierung verantwortlich.

Vergangene Woche war an den Börsen erstmals so etwas wie eine Kapitulation auszumachen. In der Folge tauchte der SMI vorübergehend bis auf 8187 Punkte. Damit verfehlte das Börsenbarometer die im Zuge der Aufgabe des SNB-Mindestkurses erlittenen Tiefststände bei 7853 Zählern um Haaresbreite. Werden diese in den nächsten Tagen und Wochen nicht verletzt, steht einer Gegenbewegung in die Region von 8600 Punkten meines Erachtens nichts im Wege.

Interessant ist, dass die Abgaben der letzten Wochen vor allem aus dem Ausland bestimmt worden sind. Im Gespräch mit hiesigen Pensionskassenverwaltern und Anlageverantwortlichen bei den Versicherungen stellte man Aktienverkäufe nämlich in Abrede. Wohin schliesslich auch mit dem Verkaufserlös?

So weit, so gut. Doch wird unser Heimmarkt kaum ein Eigenleben entwickeln. Die amerikanische Leitbörse und ihre mächtigen Investmentbanken dürfte auch in Zukunft den alles entscheidenden Ton angeben.
 

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