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Die Interventionen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Schwächung des zuvor starken Euro haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Zumindest gegenüber dem Dollar hat die Einheitswährung über die letzten Wochen deutlich verloren. Dank dem von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vor nahezu drei Jahren eingeführten Euro-Mindestkurs machte sich dies hierzulande in Form eines festeren Greenbacks bemerkbar. Dieser kletterte zuletzt in die Nähe der Jahreshöchststände von Anfang Januar.

Und darf man den Strategen von Kepler Cheuvreux Glauben schenken, dann ist das Ende der Fahnenstange damit noch lange nicht erreicht. Dadurch, dass sich die Geldpolitik der USA immer stärker von jener Europas abhebe, sei der Grundstein für einen in Zukunft deutlich festeren Dollar gelegt. Während die Akteure am Geldmarkt mittlerweile darauf reagiert hätten, bleibe der Devisenmarkt eine Reaktion vorerst schuldig. Die Experten rechnen in den USA über die kommenden zwölf Monate nicht nur mit höheren Zinsen, sondern im Windschatten davon auch mit einem höheren Greenback.

Der Euro werde noch in diesem Jahr in die Nähe von 1,30 Dollar zurückfallen. Im Laufe des nächsten Jahres sei dann sogar ein Rückgang in die Region von 1,20 bis 1,25 Dollar möglich. Gegen den Franken werde der Greenback in dieser Zeit bis auf die Parität steigen.

Obschon sich dieses Szenario mit den Erwartungen anderer Berufskollegen deckt, findet es bisher keinen Einzug in die Konsensschätzungen für die Gewinnentwicklung europäischer Unternehmen. Zu diesem Schluss kommen auch die Strategen von Kepler Cheuvreux. Gerade bei Firmen mit einem hohen Ergebnisbeitrag aus dem Dollarraum machen die Experten deshalb die Möglichkeit positiver Überraschungen geltend. Ein festerer Greenback habe das Zeug, das noch immer negative Momentum bei den Unternehmensgewinnen zu drehen.

Zu den Schweizer Firmen mit einem hohen Umsatzbeitrag aus Nordamerika zählen die Strategen den Automobilzulieferer Autoneum sowie das Biotechnologieunternehmen Actelion mit einem Anteil von jeweils 43 Prozent, gefolgt vom Laborausrüster Tecan mit 42 Prozent und dem Backwarenhersteller Aryzta mit 40 Prozent.

Nicht berücksichtigt seien dabei in an den Dollar geknüpften Schwellenländerwährungen anfallende Umsätze. Beziehe man diese mit ein, hätten hierzulande Dufry und Swatch Group die Nase vorn. Falle der Euro bei einem gegenüber dem Franken gleichbleibenden Kurs auf 1,25 Dollar, seien bei Dufry Gewinnschätzungserhöhungen im Umfang von 7 Prozent, bei der Swatch Group sogar von bis zu 10 Prozent zu erwarten.

An dieser Stelle sei gesagt, dass Kepler Cheuvreux schon eine ganze Weile mit einem stärkeren Greenback rechnet. Damit befindet sich das Bankinstitut in bester Gesellschaft. Mit dem geldpolitischen Kurswechsel der US-Notenbank und dem weiterhin sehr expansiven Kurs der europäischen Währungshüter stehen die Chancen besser denn je, dass sich diese Erwartungen früher oder später auch erfüllen.

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Wie mir Händler berichten, stehen die Namenaktien der Zurich Insurance Group heute unter Verkaufsdruck aus dem angelsächsischen Raum. Auslöser ist eine ziemlich ernüchternde Unternehmensstudie aus dem Hause Bernstein Research. Darin senkt der Verfasser sein Anlageurteil von "Market Perform" auf "Underperform", was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt.

Dass sich vom neu 240 (250) Franken lautenden Kursziel ein Abwärtspotenzial von knapp 8 Prozent ableiten lässt, ist Wasser auf die Mühlen der Baissiers. Denn gerade in der Hedgefonds-Industrie finden die Studien von Bernstein Research grosse Beachtung.

Die Botschaft des Studienverfassers an die Aktionäre der Zurich Insurance Group ist denn auch unmissverständlich: Sowohl im Sachversicherungsgeschäft als auch bei der US-Tochter Farmers werde das Unternehmen die Erwartungen mit ziemlicher Sicherheit verfehlen. Dasselbe gelte für das firmeneigene Ziel einer operativen Eigenkapitalrendite von 12 bis 14 Prozent. Mit seinen Gewinnschätzungen für das laufende Geschäftsjahr liegt der Experte in der Folge um nicht weniger als 16 Prozent unter den Konsensschätzungen anderer Berufskollegen.

Der Studienverfasser geht sogar so weit, dass er mit zunehmenden Vorbehalten rechnet, was die Nachhaltigkeit der derzeitigen Dividendenpolitik anbetrifft. Unter der Annahme eines stabilen Dollars werde das Unternehmen im laufenden Jahr 82 Prozent des vom Experten erwarteten Gewinns ausschütten.

Die Aktionäre der Zurich Insurance Group müssen sich noch bis zum 7. August in Geduld üben. Erst an diesem Tag wird der Versicherungskonzern seinen Zahlenkranz für die ersten sechs Monate veröffentlichen. Und auch wenn man bei Bernstein Research nicht explizit von einem schwachen Halbjahresergebnis ausgeht, so wird ein solches auch nicht ausgeschlossen.

Bleibt aus Sicht der Aktionäre zu hoffen, dass sich das Unternehmen unter dem neuen CFO Goerge Quinn zu einem einschneidenden Restrukturierungsprogramm durchringen kann. Falls ja, müsste der Verfasser der mir zugespielten Studie seine negative Haltung für die Aktien vermutlich grundlegend überdenken.