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Der Mensch vergisst oft viel zu schnell. Dasselbe gilt für die Finanzmärkte. Und trotzdem berichten mir Asien-Beobachter, dass die jüngsten Turbulenzen bei ihnen Erinnerungen an die Krise von Mitte 1997 wecken.

Eine Strategiestudie aus dem Hause Merrill Lynch fängt die Stimmung meiner Meinung nach sehr passend ein: Die asiatischen Märkte seien zwar verletzbar geworden. Noch gestalte sich die Situation allerdings nicht ganz so prekär wie im Frühsommer 1997.

Die Experten geben Indien, Malaysia und Singapur die schlechtesten Noten. Doch auch in China, Hongkong und Indonesien sei die Lage besorgniserregend. Alle diese Länder hätten nun die Quittung für das zuvor exzessive und von der Wirtschaftsentwicklung abgekoppelte Kreditwachstum erhalten. Die wirtschaftliche Wachstumsverlangsamung und die nicht nur am kurzen Ende steigenden Zinsen würden die Situation zusätzlich destabilisieren.

Was derzeit in den USA passiere, betreffe indirekt auch Asien. Der Wechsel an der Spitze der US-Notenbank sei für die Region ebenso eine Herausforderung wie der sich abzeichnende geldpolitische Kurswechsel oder das kleiner werdende Handels- und Zahlungsbilanzdefizit.

Für gewöhnlich seien die einem Wechsel an der Spitze der US-Notenbank vorangehenden Monate von steigenden Zinsen geprägt. Bankintern wird bis Ende dieses Jahres denn auch von einem Anstieg der Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen auf 3 Prozent gerechnet. Die Prognose für Ende nächsten Jahres liegt sogar bei 4 Prozent. Dadurch nehme die Wahrscheinlichkeit einer Bankenkrise in den Schwellenländern zu, so die Warnung der Experten.

Noch will ich den Teufel nicht an die Wand malen. Aus Schweizer Sicht müssen die weiteren Entwicklungen in Asien dennoch genauestens im Auge behalten werden. Denn bei den meisten unserer Grossunternehmen ist der Ergebnisbeitrag aus dieser Region sehr viel umfassender als 1997. Bleibt zu hoffen, dass Asien anders als damals an einer Krise vorbeischrammt.

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In einer Strategiestudie kürt die Credit Suisse quartalsweise ihre Favoriten bei den Schweizer Nebenwerten. So viele Veränderungen wie in ihrer jüngsten Studie vollzog die Grossbank allerdings noch nie.

Bei den Kaufempfehlungen setzt sich die Favoritenliste aus den Aktien von GAM, Schindler und Sonova zusammen. Bei allen drei Valoren handelt es sich um Neuaufnahmen. Ersetzt werden die Aktien von Komax, Leonteq, OC Oerlikon, Straumann und u-blox.

Bei den Verkaufsempfehlungen ersetzen die Aktien von Swiss Life jene von Panalpina.

Interessant sind die Anpassungen meines Erachtens vor allem deshalb, weil die Strategen der Credit Suisse in der Vergangenheit zumindest bei den Kaufempfehlungen über einen Leistungsausweis verfügen, der sich sehen lassen kann. Von der Verkleinerung der Favoritenliste von 5 auf 3 Kaufempfehlungen geht deshalb möglicherweise Signalwirkung für die Märkte aus – genauso wie von der Streichung aller bisherigen Favoriten.

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Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen in Folge sind die Namenaktien von Nestlé nur noch ein Schatten ihrer selbst. Obschon der Westschweizer Nahrungsmittelhersteller in den letzten Jahren vieles richtig gemacht hat, holt ihn dieser Erfolg zusehends ein. Es macht ganz den Anschein, als wollten sich die erfolgsverwöhnten Aktionäre nicht mit einem tieferen organischen Wachstum zufriedengeben.

Ende Juni korrigierten die Papiere vorübergehend in die Nähe von 59 Franken. Damals noch ohne Folgen für die charttechnische Ausgangslage. Allerdings hat der gleitende Durchschnitt auf 50 Tage jenen auf 200 Tage längst zu einem sogenannten "Kreuz des Todes" durchbrochen. Und als ob dies nicht schon genug wäre, zeichnet sich seit Wochen eine asymmetrische Schulter-Kopf-Schulter-Formation ab. Gemäss Lehrbuch liegt das Ziel dieser Formation bei rund 56 Franken, sollten die Aktien von Nestlé in den kommenden Tagen unter die Nackenlinie bei 60 Franken fallen.

Längerfristig orientierten Anlegern käme ein solcher Rückschlag möglicherweise gelegen. Denn mit der Ergebnisenttäuschung von Ende Juli sind die Konsensschätzungen für die Jahre 2013 und 2014 auf ein sehr viel realistischeres Niveau gefallen.

Und wer weiss, vielleicht kann sich Nestlé im kommenden Frühsommer ja doch noch zu einem Verkauf der L'Oréal-Beteiligung oder einem neuen Aktienrückkaufprogramm durchringen. Für Fantasie ist jedenfalls gesorgt.