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Am frühen Freitagmorgen wurden die Aktionäre von Orior vor vollendete Tatsachen gestellt: In einer Medienmitteilung setzte sie der Fleischverarbeiter aus Zürich davon in Kenntnis, dass sich die Ernst Göhner Stiftung aus dem Aktionariat zurückgezogen und das 10,5-Prozent-Paket bei neuen Investoren platziert habe. Im gleichen Atemzug nutzte das Unternehmen die Gelegenheit, die Investoren herzlich im Aktionariat willkommen zu heissen.

Selbst für Branchenkenner wie den für Helvea tätigen Nahrungsmittelanalysten Andreas von Arx kam der Ausstieg des langjährigen Ankeraktionärs überraschend. Über die Gründe, die letztendlich zum Rückzug aus dem Aktionariat führten, lässt sich bloss spekulieren. Vermutlich liess sich die Ernst Göhner Stiftung vom hohen Aktienkurs verleiten – koppelte sich dieser bei Orior in den letzten Jahren doch immer weiter vom eigentlichen Tagesgeschäft ab.

Die Ernst Göhner Stiftung hält weitere namhafte Aktienpakete, unter anderem am Luftfrachtspezialisten Panalpina (46 Prozent), am Sensorenhersteller Sensirion (10 Prozent), am Elektronikkonzern Huber + Suhner (knapp 6 Prozent) sowie am Pharmazulieferer Siegfried (1 Prozent).

Der Rückzug bei Orior bietet Nährboden für unterschiedlichste Spekulationen. Was geschieht mit dem Verkaufserlös? Fliesst dieser in andere oder gar in neue Firmenbeteiligungen? Oder folgen auf den Ausstieg beim Fleischverarbeiter gar weitere Beteiligungsverkäufe?

Gerade bei Panalpina gerät die Ernst Göhner Stiftung immer mehr in die Kritik anderer Grossaktionäre. Cevian Capital und Artisan Partners werfen ihr Interessenskonflikte vor. Die beiden Finanzinvestoren würden den Luftfrachtspezialisten aus Basel angesichts des nur langsam greifenden Turnarounds am liebsten gewinnbringend ins Ausland verkaufen.

Kursentwicklung der Aktien von Panalpinta über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Doch nicht nur bei Orior, auch bei anderen Unternehmen aus der Schweiz sind bedeutende Aktionäre vermehrt im Rückzug begriffen. Das verraten zumindest die jüngsten Offenlegungsmeldungen an die Schweizer Börsenbetreiberin SIX.

Geradezu eine Einladung zum Ausstieg sprach CMA CGM den nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionären von Ceva Logistics aus. Um die Übernahme durch DSV abzuwehren, baute der französische Ankeraktionär ein Abwehrdispositiv um das Transportunternehmen auf. Dabei überschritt er - gewollt oder ungewollt - den Schwellenwert von einem Drittel aller Stimmen und musste den übrigen Aktionären daraufhin ein Pflichtangebot in Höhe von 30 Franken je Aktie unterbreiten.

Für einige Aktionäre kommt dieses Angebot zu spät, unter ihnen so bekannte Hedgefonds-Milliardäre wie Dan Och oder Ross Turner. Beide suchten bei Ceva Logistics schon zwei Wochen zuvor den Notausgang.

In die Lücke springen ausländische Arbitrageure. Sie kaufen zu Kursen unter 29,60 Franken über den offenen Markt Titel zu, um diese dann zu je 30 Franken CMA CGM andienen zu können.

Einer Kapitulation kommt der Rückzug von Hillhouse Capital aus dem Aktionariat von AMS gleich. Rückblickend war der Hedgefonds des Yale-Absolventen Zhang Lei schon im Dezember letzten Jahres mit gut 3 Prozent beim Sensorenhersteller aus dem österreichischen Unterpremstätten eingestiegen. Die Schweizer Börsenbetreiberin SIX hielt es allerdings erst Ende August für nötig, die Öffentlichkeit von der Beteiligungsnahme in Kenntnis zu setzen (siehe Öffentlichkeitsscheuer Star-Investor steigt bei AMS ein vom 29. August).

Im hiesigen Berufshandel geht man davon aus, dass die Aktien von AMS den amerikanischen Hedgefonds Kursverluste in Höhe von rund 50 Prozent bescherten.

Einen Hedgefonds im Aktionariat hatte bis vor wenigen Wochen auch der Elektronikkonzern Schaffner. Erst im April gab sich der Camox Master Fund als Grossaktionär mit einem Stimmenanteil von mehr als 3 Prozent zu erkennen (siehe Aktionärsaktivist nistet sich bei Schaffner ein vom 11. April). Seit wenigen Tagen hält der für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen berüchtigte Hedgefonds nun wieder weniger als 3 Prozent.

Auch bei anderen Nebenwerten machten bedeutende Aktionäre in den letzten ein bis zwei Wochen vermehrt Kasse. Im Zuge dessen fiel der Stimmenanteil der Fondstochter der Credit Suisse sowohl beim Maschinenhersteller Schweiter als auch beim Bauunternehmen Implenia auf unter 3 Prozent. Der amerikanische Fondsanbieter Capital Group reduzierte hingegen die Beteiligung an der VZ Holding auf unter 5 Prozent. Ebenfalls auf unter 5 Prozent ging es für Massachusetts Mutual/Oppenheimer beim Genfer Bankensoftwarespezialisten Temenos. Zeitweise hielt der Grossaktionär mehr als 6,33 Prozent der Stimmen.

Dass es auch anders geht, zeigt die Allianz beim Vakuumventilehersteller VAT Group. Der deutsche Versicherungsriese - er gilt als einer der grössten Vermögensverwalter der Welt - bewies eine gute Nase, als er vor zwei Wochen zu tieferen Kursen Aktien zukaufte und die Beteiligung auf über 3 Prozent erhöhte.

Die Aktien der VAT Group haben dank der Beteiligungsnahme durch Allianz wieder etwas Auftrieb (Quelle: www.cash.ch)

Im Wissen, dass von Beteiligungsveränderungen seitens bedeutender Aktionäre durchaus Signalwirkung für die übrigen Aktionäre ausgeht, würde ich mir wünschen, in Zukunft wieder mehr Offenlegungsmeldungen vom Schlag der Allianz bei der VAT Group anzutreffen.

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