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Mit LafargeHolcim legte heute vor einer Woche auch der letzte Vertreter aus dem hiesigen Swiss Market Index (SMI) seinen Zahlenkranz für das vergangene Jahr vor. Wer nun denkt, dass die Börse deswegen in ein tiefes Loch fällt, der irrt allerdings gewaltig. Wenn in diesen Tagen etwas nicht herrscht, dann ist das Nachrichtenflaute. Gerade die leidgeplagten Aktionäre der Credit Suisse dürften wissen, wovon ich spreche.

Interessante Einblicke liefert eine zweitägige Investorenkonferenz von Kepler Cheuvreux. Im Rahmen dieser Konferenz trafen am Dienstag und Mittwoch rund 250 Grossinvestoren aus dem In- und Ausland auf die Vertreter von mehr als 50 börsenkotierten Unternehmen aus der Schweiz. Wie mir berichtet wird, bot sich zwischen den Firmenpräsentationen auch die Gelegenheit für Einzel- und kleinere Gruppentreffen.

Da liegt es geradezu auf der Hand, dass in den letzten Tagen der eine oder andere kursrelevante Sachverhalt zur Sprache kam. Hier nun Querbeet ein kurzer Überblick:

Arbonia-Forster droht eigenen Angaben zufolge ein abermals schärferer Wettbewerb im Fenstergeschäft. Gleich zwei Rivalen aus dem Norden könnten nach Mitteleuropa expandieren. Dank der bereits vollzogenen Zusammenlegung von Produktionsstätten in Deutschland, Polen und der Slowakei wähnt sich das Ostschweizer Unternehmen jedoch im Wettbewerbsvorteil.

Bei Bucher erweist sich die auf Landwirtschaftsmaschinen spezialisierte Tochtergesellschaft Kuhn auch weiterhin als bremsend. Den Firmenvertretern zufolge sollten die eingeleiteten Kosteneinsparmassnahmen schon bald Früchte tragen und im Jahresverlauf trotz Umsatzrückgang zu einer stabilen operativen Marge (EBIT) führen. Auf längere Sicht gibt sich das Mutterhaus nicht zuletzt aufgrund des technologisch fortschrittlichen Produktangebots zuversichtlich für Kuhn. So führen Effizienzverbesserungen dazu, dass Landwirte die Kosten für neue Maschinen innerhalb eines Jahres wieder herausschlagen können. Was die an der Börse befürchteten ausserordentlichen Wertberichtungen auf der in Brasilien übernommenen Montana anbetrifft, so gibt der Finanzchef Entwarnung. Solche sind seines Erachtens nicht zu erwarten.

Aufatmen dürfen auch die Aktionäre von Clariant. Die Angst vor einem Nachfrageeinbruch in den Absatzmärkten scheint übertrieben. Wie einer Publikation von Kepler Cheuvreux entnommen werden kann, bleiben die Auftragsbücher des Spezialitätenchemieherstellers aus Basel dank einer starken Nachfrage in den Schlüsselmärkten gut gefüllt.

Dufry verspricht sich im Laufe dieses Jahres erstmals Margenverbesserungen im Zusammenhang mit Neuverhandlungen mit den Lieferanten. Nach der Übernahme von Nuance und World Duty Free winken hier Skaleneffekte. So feige die Terroranschläge in Brüssel auch sein mögen, vor Ort vertreten ist der weltweit grösste Betreiber von Zollfreiverkaufsstellen nicht. Finanzielle Folgen sind deshalb keine zu erwarten. Ab dem nächsten Jahr könnte den Aktionären erstmals wieder eine Dividende ausbezahlt werden. Alternativ ist auch eine Kapitalrückführung über ein Aktienrückkaufprogramm möglich.

Keine grösseren Neuigkeiten gibt es hingegen bei Galenica. Wie es bei Kepler Cheuvreux heisst, warnte der Finanzchef anlässlich der Firmenpräsentation einmal mehr davor, das starke Absatzwachstum beim Medikament Mircera in die Zukunft zu extrapolieren. Das Unternehmen selber erwartet negative Lagereffekte.

Sonova liess an der Investorenkonferenz hingegen durchblicken, dass sich die Wettbewerbssituation im Schlüsselmarkt verschärft habe. Andere Rivalen wie GN Resound oder William Demant haben über die letzten Jahre technologisch zum Weltmarktführer aufgeschlossen. Auch von der ehemaligen Hörgerätetochter von Siemens geht eine immer härtere Konkurrenz aus.

Bei Straumann drehte sich alles um den Schlüsselmarkt Brasilien. Obschon der Finanzchef des Dentalimplantateherstellers bislang keine negativen Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung ausmacht, erachtet er die dortige Situation gemäss Kepler Cheuvreux als herausfordernd. Die diesjährige Umsatzprognose wird vom Unternehmen selber als konservativ beurteilt. Längerfristig sprechen die Wachstumsinvestitionen aber für eine langsamere Gangart bei den Margen.

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Bereits im Laufe des gestrigen Nachmittags mussten die Aktien der Credit Suisse die frühen Kursgewinne weitestgehend wieder preisgeben. Heute nun rollt sogar eine regelrechte Ausverkaufswelle über die Valoren der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken.

Der Grund: Der gestern von Tidjane Thiam vorgestellte "Plan B" weiss nicht so recht zu überzeugen. Auch deshalb, weil der neue starke Mann bei der Credit Suisse nicht von seinen Wachstumsambitionen in Asien abkehren will. Was die Beschleunigung und den Ausbau der schon in der Vergangenheit eingeleiteten Kosteneinsparmassnahmen anbetrifft, so haben diese ihren Preis in Form wegbrechender Erträge und Restrukturierungskosten.

Der für die Rivalin UBS tätige Bankenanalyst gibt sich in einem Kommentar jedenfalls desillusioniert. Er befürchtet, dass 2016 aufgrund von Verlusten ausserhalb des Kerngeschäfts, Restrukturierungskosten und anderen Sonderaufwänden zu einem weiteren Übergangsjahr für das Unternehmen wird. Berechnungen des Experten zufolge muss die Credit Suisse im Jahresverlauf mindestens 21 Milliarden Franken an Erträgen generieren, um rentabel zu arbeiten. Obschon er selber von Erträgen von 22 Milliarden Franken ausgeht, liegen seine Gewinnprognosen um aufsehenerregende 60 Prozent unter den Konsensschätzungen. Unmissverständlich ist auch das "Neutral" lautende Anlageurteil und das 12-Monats-Kursziel von 14 Franken für die Aktien der Credit Suisse.

Während die meisten Experten den Sinneswandel bei der Schweizer Grossbank auf Druck aus dem Aktionariat zurückführen, schliesse ich nicht aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Finger im Spiel haben könnte. Es wäre nach den verbalen Interventionen vom Frühsommer 2012 jedenfalls nicht das erste Mal, dass unsere Währungshüter tätig werden.
 

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