Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

***

Am März weitet die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Rückkaufprogramm für Schuldverschreibungen auf Staatsanleihen aus. Ab dann werden den Märkten Monat für Monat rund 60 Milliarden Euro zufliessen. Dass zumindest ein Teil davon in Aktien fliesst, gilt schon heute als sicher.

Ich habe in den vergangenen Tagen einigen Aktienstrategen auf den Zahn gefühlt und sie nach den Gewinnern der Liquiditätsschwemme gefragt. Wenig überraschend wurden mir gegenüber vor allem deutsche (Commerzbank, Daimler, Deutsche Post, Infineon Technologies, Siemens oder Volkswagen) und französische Aktien (Accor, Axa, BNP Paribas, Cap Gemini, Groupe Eurotunnel oder Société Générale) genannt. Alle diese Unternehmen haben eines gemeinsam: Sie profitieren sowohl vom schwachen Euro als auch von historisch tiefen Finanzierungskosten.

Es ist zu befürchten, dass in Franken rechnende Anlegerinnen und Anleger ab März aussen vor bleiben. Auch ihnen bleibt zwar die Möglichkeit, sich einige dieser Aktien ins Wertschriftendepot zu legen. Zumindest was den schwachen Euro anbetrifft, ist die Liquiditätsschwemme allerdings ein zweischneidiges Schwert. Es drohen Währungsverluste.

Damit befinden sich Anlegerinnen und Anleger mit in Franken anfallenden Lebenshaltungskosten in bester Gesellschaft mit den hiesigen Exportfirmen. Auch bei ihnen dürfte sich die Freude über das geplante Anleihenrückkaufprogramm der EZB nach amerikanischem Vorbild in Grenzen halten.

Darf man dem für Helvea tätigen Verfasser einer Unternehmensstudie Glauben schenken, dann ist Adecco hierzulande eine der wenigen Ausnahmen. Wie der Experte schreibt, folgte in der Vergangenheit auf einen stark nachgebenden Euro nach wenigen Monaten jeweils eine wirtschaftliche Erholung.

Alleine schon ein moderates Wirtschaftswachstum könne beim Westschweizer Stellenvermittler zu einem substanziellen Umsatzwachstum führen, so der Studienverfasser. Er begründet dies damit, dass viele Unternehmen in einer ersten Phase des Aufschwungs temporäre und nicht permanente Stellen schaffen. Nur so lasse sich in einem unsicheren Umfeld rasch auf Veränderungen reagieren.

Der Experte rechnet auch in Zukunft mit einer grosszügigen Ausschüttungspolitik. Über das erst kürzlich ins Leben gerufene Aktienrückkaufprogramm erwartet er eine Dividendenerhöhung um 10 Prozent auf 2,20 Franken je Aktie, was einer Rendite von 3,2 Prozent entspräche.

Es überrascht deshalb nicht, dass die Aktien von Adecco bei Helvea als einer der Gewinner der Geldpolitik der EZB und des in der Folge schwachen Euros mit einem neu 76 (72) Franken lautenden Kursziel zum Kauf empfiehlt.

Nur in einem Punkt muss ich die Zuversicht des Experten etwas bremsen: Obschon Adecco in Euro bilanziert und die Zahlen durch die jüngsten Verschiebungen im Währungsgefüge dadurch besser aussehen, sind Schweizer Anlegerinnen und Anleger dennoch gehalten, in Franken zu rechnen.

***

Bei kaum einem anderen im prestigeträchtigen Swiss Market Index vertretenen Unternehmen gehen die Analystenmeinungen derart stark auseinander wie bei der Credit Suisse. Stummer Zeuge ist die breite Palette an Kurszielen. Diese reichen von 15,50 Franken (Société Générale) bis 33,60 Franken (Goldman Sachs).

Bis gestern lautete das Kursziel von Nomura für die Namenaktien der Zürcher Grossbank sogar 36 Franken. Als Folge des Entscheids der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den Mindestkurs für den Euro aufzugeben, sieht sich der verantwortliche Experte allerdings zu einer Reduktion des Kursziels auf 32 Franken gezwungen. An seiner Kaufempfehlung hält er dennoch unbeirrt fest, was in Anbetracht des rechnerischen Aufwärtspotenzials von knapp 60 Prozent alles andere als überrascht.

Für den Experten steht fest: Die Credit Suisse kann die in Zukunft strengeren Eigenmittelvorschriften aus eigener Kraft mit einbehaltenen Gewinnen erfüllen. In diesem Zusammenhang werde die Grossbank für das vergangene Jahr vermutlich eine Stock- und keine Bardividende entrichten.

Das um 8 Prozent höhere Kernkapital (Tier 1) und das um 14 Prozent geringere Bilanzziel der UBS würden den um 90 Prozent höheren Börsenwert der Erzrivalin nicht rechtfertigen, so der Experte. Er empfiehlt zwar weiterhin beide Schweizer Grossbankaktien zum Kauf, gibt jenen der Credit Suisse aus Bewertungsgründen jedoch ganz klar den Vorzug.

Händlern zufolge waren in den letzten Tagen bei Kursen unter 20 Franken gute Käufe festzustellen. Die gerademal bei 2 Prozent aller ausstehenden Aktien liegenden Baisseengagements lassen die Vermutung zu, dass es sich bei den Käufern um Grossaktionäre handeln könnte.

Für mich bleiben die Papiere der Credit Suisse eine Wette auf einen strategischen Befreiungsschlag oder aber zumindest auf glaubwürdige Massnahmen zur Stärkung der Eigenkapitalbasis.
 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insider muss sich nicht mit derjenigen der cash Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kaufs- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.