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"Roche ist nur am Tag des Kaufes teuer", so konterten Händler damals am Ring, wurden sie auf die stolze Bewertung des Basler Pharmaherstellers angesprochen. Seither ist viel Wasser am Rheinknie vorbeigeflossen.

Heute errechnet sich für die Genussscheine auf Basis der nächstjährigen Konsensschätzungen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gut 17. Damit deckt sich die Bewertung nicht nur mit der des breiten Schweizer Aktienmarkts, sondern auch mit jener von Novartis.

Allerdings gilt der Erzrivale und Grossaktionär mittlerweile als besser aufgestellt als Roche. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr mehrere produktseitige Rückschläge zu beklagen. Zudem bedrohen biotechnologische Nachahmerpräparate, sogenannte Biosimilars, das margenstarke Geschäft mit Krebsmedikamenten.

Nachdem die US-Gesundheitsbehörde FDA der Novartis-Tochter Sandoz die Marktzulassung für eine eigene Version des von Amgen entwickelten Präparats Neupogen erteilt hat, scheint der Weg für weitere Biosimilars geebnet.

Darf man dem für die Citigroup tätigen Experten Glauben schenken, dann werden in den USA schon in zwei bis drei Jahren erste Nachahmerpräparate für die Krebsmedikamente Rituxan, Herceptin und Avastin von Roche auf den Markt kommen. In Europa rechnet er sogar noch früher mit Konkurrenz für die Brustkrebsfranchise der Basler. Bis Ende 2023 rechnet er bei diesen milliardenschweren Präparaten mit einem Verlust der Hälfte des Umsatzes.

Deshalb wurden die Genussscheine bei der Citigroup erst Anfang Februar von "Buy" auf "Neutral" heruntergestuft und das Kursziel auf 250 (310) Franken zurückgenommen.

Nun legt die amerikanische Grossbank nach und sagt Roche auch beim Augenmedikament Lucentis einen in Zukunft deutlich intensiveren Wettbewerb vorher. In einem aktuellen Kommentar warnt der Verfasser vor Marktanteilsverlusten an das Konkurrenzpräparat Eylea von Regeneron und Bayer. Für Lucentis sei nämlich früher oder später mit einem Nachahmermedikament zu rechnen, so schreibt er weiter.

Für den Experten ist die 8,3 Milliarden Dollar teure Übernahme von Intermune aus dem vergangenen Jahr der beste Beweis dafür, dass sich Roche diesen Problemen durchaus bewusst ist. Nur so lasse sich erklären, weshalb man für ein Unternehmen mit gerade mal einem einzigen marktreifen Medikament einen derart hohen Preis bezahlt habe.

Einen Seitenhieb in Richtung des Basler Pharmakonzerns kann sich der Verfasser des Kommentars allerdings nicht verkneifen. Wie er schreibt, hat sich der Börsenwert des amerikanischen Diagnostikunternehmens Illumina seit dem erfolglosen Übernahmeversuch von Roche verdreifacht und jener von Alexion Pharmaceuticals immerhin verdoppelt.

Der Experte sieht eine hohe Wahrscheinlichkeit eines strategischen Befreiungsschlags in Form weiterer milliardenschwerer Firmenzukäufe. Was er nicht schreibt: Teure Grossübernahmen hätten bei Roche vermutlich negative Folgen für die zukünftige Dividendenpolitik.

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In der neusten Ausgabe der "Technical Investment Strategy" brechen die für Julius Bär tätigen Autoren einmal mehr eine Lanze für den amerikanischen Aktienmarkt. Der breit gefasste S&P-500-Index habe zum neunten aufeinanderfolgenden Mal ein Quartal mit einer positiven Kursentwicklung beendet, so ist der Publikation zu entnehmen.

Die Experten wähnen die Börse in New York in einem strukturell bedingten Aufwärtstrend und rechnen damit, dass amerikanische Aktien auch in Zukunft deutlich besser als sämtliche anderen Anlageklassen abschneiden werden.

Auch für den Swiss Market Index ist man bei Julius Bär optimistisch gestimmt. Die Charttechniker sehen das Börsenbarometer nach der jüngsten Verschnaufpause auf 10'000 Punkte und damit erstmals in den fünfstelligen Bereich vorstossen.

Die geradezu euphorische Haltung von Julius Bär passt wunderbar ins Bild der sich abzeichnenden Überhitzung (siehe Artikel von gestern). Nicht zuletzt deshalb, weil die Charttechnik auf einen klaren Trend angewiesen ist, um zuverlässige Rückschlüsse zu liefern. Bleibt aus Sicht der Anlagekundschaft zu hoffen, dass die Zürcher Traditionsbank nicht nur beim Folgen von Trends erfolgreich ist, sondern auch rechtzeitig vor einer möglichen Trendumkehr warnen wird.
 

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