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In eigener Sache: Aufgrund von Auswärtsterminen gibt es morgen Freitag keine Börsenwoche im Schnelldurchlauf. Die nächste Kolumne erscheint am kommenden Montag, wie gewohnt um 12.30 Uhr. Auf das Insider-Briefing müssen meine Leserinnen und Leser allerdings nicht verzichten.

Herzlichst,

der cash Insider

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Den Valoren von Roche wird schon mal nachgesagt, sie seien "schwerfällig" oder "langweilig". Das mag auch damit zu tun haben, dass der Pharma- und Diagnostikkonzern alleine im letzten Jahr mehr als 65 Milliarden Franken umgesetzt hat und an der Börse fast 300 Milliarden Franken auf die Waage bringt.

Es sind Grössen, die hierzulande ihresgleichen suchen. Da mag den Baslern auch mal verziehen werden, wenn sie - wie erst kürzlich – bei den Wachstumsvorgaben tiefstapeln und für das laufende Jahr bloss von einem stabilen bis leicht höheren Umsatz ausgehen. Und Firmenchef Severin Schwan ist ja eh bekannt dafür, dass er den Ball so früh im Jahr gerne flachhält.

In den vergangenen Tagen vollzog das SMI-Schwergewicht allerdings seltsame Bocksprünge. Zwischen Freitagmorgen und dem darauffolgenden Montagnachmittag schoss der Kurs der Genussscheine erst um gut 13 Franken nach oben, nur um diese dann am Dienstagmorgen innerhalb von wenigen Stunden wieder abzugeben. Seither ging es für die Valoren des Pharma- und Diagnostikkonzerns gleich noch mal rauf und anschliessend wieder runter.

Interessant ist, dass die beiden anderen Schwergewichte Nestlé und Novartis das rasante Auf und Ab vom Dienstag nicht mitmachten und sich stattdessen zu behaupten wussten. Das wiederum beflügelte die Fantasie einiger Händler. Gerade weil der Verkaufsdruck von den Inhaberaktien auszugehen schien, folgerten sie, dass die japanische Softbank gezwungen gewesen sein könnte, sich von Teilen des Aktien-Pakets zu trennen, um anderswo Löcher zu stopfen.

Seit Freitag ist bei den Bons von Roche ein wildes Hin und Her zu beobachten (Quelle: www.cash.ch)

Zur Erinnerung: Wie die renommierte Financial Times vor gut einem halben Jahr berichtete, soll sich das mächtige Investmentvehikel still und leise mit umgerechnet 5 Milliarden Dollar bei Roche eingenistet haben. Den Japanern zufolge sei die amerikanische Tochter Genentech substanziell unterbewertet, so hiess es damals.

Der cash Insider zum Thema Softbank

Ungewöhnliche Handelsaktivitäten: Was tut sich denn da bei Roche? (vom 2. März 2021)
Seltenes Phänomen beim Écart des SMI-Schwergewichts Roche (vom 4. April 2021)
Ein Ebner-Moment bei Roche (vom 28. Mai 2021)


Dieser Meldung ging erst eine ungewöhnliche ausserbörsliche Blocktransaktion in Höhe von 770 Millionen Franken voraus. In den darauffolgenden Wochen bauten die Inhaberaktien dann kontinuierlich einen "Écart" gegenüber den Genussscheinen auf.

Öffentlich bestätigt wurde die angebliche Beteiligungsnahme nie, weshalb gemutmasst wurde, dass die Japaner über Derivate eingestiegen sein könnten. Mit den jetzigen Spekulationen, wonach Softbank von den kreditgebenden Banken zu Titelverkäufen gedrängt worden sein könnte, öffnet sich ein weiteres, mysteriöses Kapitel.

Mit der Reduktion des Kursziels für die Genussscheine von Roche auf 400 (zuvor 422) Franken durch Citigroup-Analyst Andrew Baum lassen sich die Bocksprünge beim Schwergewicht jedenfalls nicht erklären.

Aus meiner jahrzehntelangen Erfahrung weiss ich aber, dass man solch kurzlebigen Gerüchten besser keine allzugrosse Bedeutung beimisst...

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Als SoftwareOne im Oktober 2019 den Gang an die Schweizer Börse SIX wagte, hatte der Anbieter von Cloud-Lösungen aus dem steuergünstigen Stans eigentlich alle für einen Erfolg notwendigen Zutaten mit im Gepäck. Dementsprechend gross war die Zuversicht und damit auch das Interesse an den Aktien.

Heute – knapp zweieinhalb Jahre später – ist von der Zuversicht von damals nicht mehr viel übrig. Am heutigen Donnerstag werden die Papiere zeitweise mit einem Minus von fast 20 Prozent abgestraft, beendet das Unternehmen das vergangene Jahr doch bloss mit einem operativen Gewinn (EBIT) in Höhe von etwas mehr als 219 Millionen Franken. Analysten hatten durchschnittlich mit 249 Millionen Franken gerechnet, einige gar mit bis bis zu 257 Millionen Franken.

Kursentwicklung der SoftwareOne-Aktien seit dem Börsengang im Oktober 2019 (Quelle: www.cash.ch)

Für Gesprächsstoff sorgen insbesondere die deutlich gestiegenen Lohnkosten. Letztere zwingen den Anbieter von Cloud-Lösungen zu eher vorsichtigen Gewinnvorgaben für das laufende Jahr. Gleichzeitig krebst das Unternehmen bei den Mittelfristzielen etwas zurück. Unnötig zu erwähnen, dass sich SoftwareOne mit diesen Schritten nicht gerade Lorbeeren holt.

Viele Analysten werden nun vermutlich den dicken Rotstift ansetzen müssen – sowohl bei ihren Gewinnschätzungen als auch bei den Kurszielen. Bleibt mir nichts anderes als zu hoffen, dass der Aktienkurs in Folge dessen nicht unter das langjährige Tief bei 13 Franken fällt. Ansonsten könnte das noch einmal eine Verkaufswelle lostreten.

Gut Lachen hat der frühere Grossaktionär KKR. Der amerikanische Risikokapitalgeber und frühere Ankeraktionär hat seine Schärfchen längst am Trockenen. Das zeigt einmal mehr: Finanzinvestoren vom Schlag von KKR machen eben keine Geschenke.

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