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Über die vergangenen zwei Jahre haben die Schwellenländeraktien deutlich schlechter als europäische oder amerikanische Aktien abgeschnitten. Im Zuge der jüngsten Turbulenzen ist die Differenz auf nicht weniger als 40 Prozent angewachsen.

In einer Strategiestudie raten die für JP Morgan tätigen Verfasser dennoch davon ab, diesen Exzess in den Schwellenländern zum Einstieg zu nutzen. Zwar betrage der Bewertungsabschlag gegenüber den westlichen Aktienmärkten mittlerweile gut 30 Prozent. Allerdings hätten sich die Wachstumsaussichten weiter eingetrübt. Die Amerikaner sagen den Schwellenländern auf Stufe Bruttoinlandprodukt über die kommenden 12 Monate gerademal ein Wachstum von 0,1 Prozent vorher. Den Industriestaaten traut JP Morgan hingegen ein Wirtschaftswachstum von gut einem Prozent zu.

Die Strategen raten der eigenen Anlagekundschaft davon ab, aus den westlichen Aktienmärkten in die Schwellenländer umzuschichten. Die Zeit für solche Umschichtungstransaktionen sei schlichtweg noch nicht reif, auch wenn der jüngste Rückschlag das Gegenteil vermuten lasse.

Auch für Aktien von amerikanischen und europäischen Unternehmen mit einem hohen Ergebnisbeitrag aus den Schwellenländern kann man sich bei JP Morgan nicht erwärmen. Denn die Bewertung dieser Papiere liege noch immer weit über ihrem historischen Durchschnitt. Darüber hinaus stehe die Margenentwicklung bei den Chemie- und Luxusgüterherstellern sowie im Investitionsgütersektor kurz davor, das Zyklushoch zu durchschreiten. Eine Ausnahme machen die Strategen bei den Baumaterialherstellern aus, welche von «Neutral» auf «Overweight» hochgestuft werden.

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Einen anderen Ansatz verfolgen die Experten von Jefferies International. Zumindest lässt ihre Erstabdeckung für die Namenaktien von Dufry einen solchen erahnen. Gerade aufgrund des hohen Ergebnisbeitrags aus den Schwellenländern empfehlen die Experten die Papiere neu mit einem Kursziel von 165 Franken zum Kauf.

Der Betreiber von Zollfreiverkaufsstellen an Flughäfen habe seinen Reingewinn über die letzten acht Jahre um jährlich 19 Prozent gesteigert. Und darf man den Experten Glauben schenken, dann gestalten sich die Aussichten für die kommenden Jahre nicht weniger vielversprechend.

In Erwartung einer Erholung im Schlüsselmarkt Brasilien und zumindest einer Stabilisierung in den übrigen südamerikanischen Märkten werde Dufry den Umsatz über die kommenden Jahre um jährlich 11 Prozent und den Gewinn je Aktie um überproportionale 24 Prozent erhöhen können.

Der Währungszerfall in Südamerika habe den Aktien sichtlich zugesetzt und für einen Bewertungsabschlag von 40 Prozent gegenüber dem Erzrivalen World Duty Free sowie einem Abschlag von 25 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der Vergangenheit gesorgt.

Da Dufry in Brasilien gegen Dollar verrechne, geht dem Experten zufolge vom schwachen Real nur bedingt ein Risiko für die Gewinnentwicklung des Unternehmens aus. Mit dem jüngsten Rückschlag sei das Risiko überdurchschnittlich stark eingepreist.

Ich selber sehe die Sache etwas differenzierter, schmälern die Währungsturbulenzen in den betroffenen Ländern doch die Kaufkraft. Dies wiederum dürfte früher oder später auch auf Dufry zurückfallen. So sehr ich mich vor Jahresfrist an dieser Stelle für die Aktien des Unternehmens stark gemacht habe, so sehr rate ich mittlerweile zur Vorsicht. Auch wenn ich mir den längerfristigen Wachstumsaussichten durchaus bewusst bin. Etwas zuversichtlicher bin ich hingegen für die Schwellenländeraktien selber, wobei ich selektiv auf die Börsen einzelner Länder wie Mexiko oder Indien setzen würde.

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Der Markt reagierte gestern im ersten Moment ziemlich unterkühlt auf den von Roche für das Geschäftsjahr 2013 veröffentlichten Zahlenkranz. Und auch der Ausblick des Basler Pharmakonzerns auf das laufende Jahr und die zum Währungsumfeld gemachten Aussagen wurden als überraschend vorsichtig eingestuft.

Anlässlich der Analystenkonferenz vom Nachmittag konnten die Firmenverantwortlichen dann allerdings punkten. Unter Ausklammerung negativer Wechselkurseinflüsse dürfte das Umsatzwachstum im Jahresverlauf höher als von Analysten erwartet ausfallen.

Schon kurz nach Beginn der Konferenz stiessen die Genussscheine von Roche deshalb weit in positives Kursterrain vor. Händler berichteten mir von aggressiven Anlagekäufen aus dem angelsächsischen Raum. Mir zugetragenen Gerüchten zufolge handelte es sich mehrheitlich um Umschichtungstransaktionen innerhalb des Pharmasektors. Mit anderen Worten: Angelsächsischen Grossinvestoren schichteten aus anderen amerikanischen und europäischen Pharmaaktien mit verhalteneren Wachstumsaussichten in die Bons von Roche um.

Auch im heutigen Handel halten sich die Papiere in Anbetracht des schwächeren Gesamtmarktes vergleichsweise gut. Bleibt zu hoffen, dass im Laufe des Nachmittags erneut angelsächsische Käufer in Erscheinung treten werden.