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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

«Sippenhaft» - immer öfter werden Schweizer Aktien völlig unverschuldet mit Kursverlusten abgestraft

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Star-Investorin Cathie Wood bleibt ungehört. Givaudan, Lonza und Sonova leiden für andere. - Und: Eine weitere bittere Pille für Zur Rose.

04.11.2022   12:30
Von cash Insider
Niederlassung von Lonza in Portsmouth im amerikanischen Staat New Hampshire.
Niederlassung von Lonza in Portsmouth im amerikanischen Staat New Hampshire.Quelle: ZVG

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Der Schweizer Aktienmarkt war schon geschlossen, als die amerikanische Notenbank die Finanzmarktakteure am Mittwochabend auf den harten Boden der Realität zurückgeholte. Mit weiteren 75 Basispunkten bewegte sich die Leitzinserhöhung zwar im Rahmen dessen, was Ökonomen vorhergesagt hatten. Auch bei den Anhaltspunkten für den Zinsentscheid vom Dezember blieben böse Überraschungen aus: Es deutet alles auf einen etwas gemächlicheren Zinsschritt um 50 Basispunkte hin.

Allerdings zerstreute Notenbankchef Jerome Powell jegliche Hoffnung auf eine anschliessende Pause. Zudem machte er Andeutungen, wonach die Leitzinsen länger hoch bleiben könnten als den Marktakteuren lieb ist. Selbst wirtschaftliche Kollateralschäden scheinen Powell und seine Notenbank-Gouverneure billigend in Kauf zu nehmen.

Diese Worte sind insbesondere für die amerikanische Finanzministerin Janet Yellen – früher selber an der Spitze der dortigen Notenbank – ein ziemlicher Affront. Sie hatte in den letzten Wochen, was den geldpolitischen Kurs angeht, öffentlich ihr Unbehagen signalisiert. Und die einst hochgejubelte "Star-Investorin" Cathie Wood übte in mehreren Schreiben sogar offen Kritik, was in Anbetracht der schmerzhaften Verluste bei den Fonds ihrer Anlagegesellschaft Ark Investment Management nicht weiter überrascht.

Interessant ist, dass die hiesigen Handelsumsätze sowohl vor als auch nach dem Zinsentscheid dünn blieben. Bis zum Eintritt der amerikanischen Aktienmarktakteure waren am gestrigen Donnerstag Aktien von Novartis und Nestlé für jeweils weniger als 80 Millionen Franken und Genussscheine von Roche für keine 60 Millionen Franken umgegangen. Bei solchen Zahlen werden bei mir schon jetzt Erinnerungen an die umsatzarme Adventszeit wach.

Schweizer Aktienfavoriten: Profis sind bei Aktien sträflich unterinvestiert


Neben dem Zinsentscheid der amerikanischen Notenbank standen die letzten Tage ganz im Zeichen der Quartalsberichterstattung. Die Bühne gehörte dabei dem Sensorenhersteller AMS Osram, dem Dentalimplantatehersteller Straumann, dem Sanitärtechnikspezialisten Geberit sowie dem Stellenvermittler Adecco. Dass es bei den betroffenen Aktien rund um die Ergebnisveröffentlichung zu starken Kursausschlägen kam, überrascht mich nicht. Die ungewöhnlich dünnen Handelsumsätze bieten einen geradezu idealen Nährboden für solche Ausschläge.

Immer öfters kommen Aktien übrigens auch völlig unverschuldet unter die Räder. Der Hörgerätespezialist Sonova beispielsweise wurde zuerst für eine Gewinnwarnung beim Erzrivalen Demant, dann auch noch für eine selbige bei der GN-Resound-Mutter GN Store Nord in Sippenhaft genommen und mit Kursverlusten abgestraft.

Den Valoren des Aromen- und Duftstoffherstellers Givaudan setzte hingegen eine einschneidende Reduktion der diesjährigen Gewinnvorgaben durch den führenden amerikanischen Kosmetikriesen Estée Lauder zu. Das wiederum liess Stimmen laut werden, wonach das lukrative Geschäft der Genfer mit hochmargigen Feinriechstoffen unter Druck geraten könnte.

Auch Lonza blieb nicht verschont. Am Dienstagnachmittag brach eine Verkaufswelle über die Aktien des Pharmazulieferers herein, nachdem die amerikanische Catalent mit enttäuschenden Quartalszahlen aufwartete und die diesjährigen Vorgaben kappte. Gestern Donnerstag erwies sich dann das Partnerunternehmen Moderna als Spielverderberin. Angeblich verkauft sich der Covid-Impfstoff der Amerikaner schlechter als erhofft. Mit einem geschätzten Jahresumsatz von 18 bis 19 Milliarden Dollar in diesem Jahr ist der Impfstoff aber noch immer ein "Big Business". Daran ändert auch nichts, dass Analysten durchschnittlich sogar von einem Jahresumsatz von 21 Milliarden Dollar ausgegangen waren. Lonza stellt Impfstoff für Moderna her.

Die Folge: Givaudan büsste innerhalb von gerade mal zwei Tagen 4 Prozent des Börsenwerts ein, Sonova 6 Prozent und Lonza innerhalb von drei Tagen sogar mehr als 7 Prozent. Und das eigentlich völlig unverschuldet. Ob die Aktien dieser Unternehmen zurecht in Sippenhaft genommen wurden, wird sich erst noch zeigen. Fest steht: Für die Börse ist das Glas momentan halb leer und nicht halb voll.

Eine bittere Pille hatten einmal mehr die Aktionärinnen und Aktionäre von Zur Rose zu schlucken. Aufgrund datenschutzrechtlicher Bedenken legt nun selbst die Pilotregion Westfalen-Lippe die Einführung elektronischer Medikamentenrezepte vorderhand wieder auf Eis.

Diese Neuigkeit bescherte den Aktien der Versandapotheke gestern Donnerstag prozentual zweistellige Verluste. Zeitweise wurden sogar Kurse von 23 Franken bezahlt - ein neuer Tiefpunkt in der Geschichte von Zur Rose.

Wie der für die britische Barclays tätige Analyst Otto Sieber schreibt, könnte sich die deutschlandweite Einführung elektronischer Medikamentenrezepte dadurch um weitere vier bis acht Monate nach hinten verschieben. Eine Wartezeit, die sich die Versandapotheke vermutlich mit einer weiteren Kapitalerhöhung teuer erkaufen muss.

Darauf, wo genau die Aktien von Zur Rose denn Boden finden könnten, will sich Sieber nicht festlegen. Bei jenen von Shop Apotheke sieht er den Boden bei einem Verhältnis von Unternehmenswert zum nächstjährigen Umsatz von 0,4 – wobei die Rivalin über eine solidere Bilanz als Zur Rose verfügt. Offiziell werden die Valoren der Versandapotheke mit "Equal weight" und einem Kursziel von 35 Franken eingestuft.

Ich schrieb gestern Donnerstag zum Thema Zur Rose:

Mich persönlich freut es übrigens sehr zu sehen, dass der Barclays-Analyst zu unserer geschätzten Leserschaft zählt, beruft er sich in seinem Kommentar doch auf einen entsprechenden Artikel bei uns auf cash.ch.

Die kommende Woche verspricht noch einmal spannend zu werden, stehen unter anderem doch bei Zurich Insurance und Swiss Life Zwischenberichte an. Ausserdem wartet Richemont mit dem Halbjahresergebnis auf. Mehr dazu nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

 

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