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"Hin und her macht Taschen leer", pflegte der verstorbene Financier André Kostolany stets zu sagen. Bei Grossanlegern stösst dieser wohlgemeinte Ratschlag allerdings auf taube Ohren. Schon seit Monaten werden namhafte Aktienpakete verschoben, als gebe es kein Morgen.

Selten zuvor gingen bei der Schweizer Börse SIX so viele Offenlegungsmeldungen ein wie im Dezember. Dabei überwogen die Verkaufstransaktionen (siehe cash-Artikel vom 8. Januar) - als hätten viele Grossanleger die ab Januar um den Globus rollende Ausverkaufswelle damals schon erahnt.

Mitte Februar war dann genau das Gegenteil der Fall: Findige Investoren aus dem Ausland langten hierzulande wieder beherzt zu (siehe Kolumne vom 18. Februar). Dass der Swiss Performance Index (SPI) nur wenige Tage zuvor die Talsohle durchschritten hatte, dürfte mehr als bloss ein Zufall sein. Nicht selten verstreichen nämlich von der Entstehung der Meldepflicht bis zur Veröffentlichung der Meldung ein paar Tage.

Wie mir seit Freitagnachmittag aus dem Berufshandel berichtet wird, treten gerade bei den hiesigen Indexschwergewichten Nestlé, Roche und Novartis vermehrt wieder namhafte ausländische Fondsgesellschaften als Verkäufer in Erscheinung. Das würde auch die auffällig grossen ausserbörslichen Blocktransaktionen in diesen Valoren erklären.

Die Grossanleger werden gerne auch als "Smart Money" bezeichnet, was ins Deutsche übersetzt soviel wie "schlaues Geld" heisst. Schon seit Wochen machen diese mächtigen Marktakteure ihrem Namen alle Ehre. Es scheint, als seien sie allen anderen jeweils einen entscheidenden Schritt voraus.

Gut ins Bild der Verkäufe bei den hiesigen Indexschwergewichten passen auch die zuletzt bekanntgewordenen Offenlegungsmeldungen.

So reduzierte die Fondsgesellschaft der Credit Suisse die an Comet gehaltene Beteiligung von 3,21 auf unter 3 Prozent. Bei Charles Vögele bildete sich der Stimmenanteil sogar von 5,26 auf unter 3 Prozent zurück. Damit befindet sich die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken in bester Gesellschaft, denn auch der Migros Genossenschaftsbund trennte sich von Aktien des angeschlagenen Modekonzerns.

Beim Bankensoftwarehersteller Temenos aus Genf unterschritt die Fondsgesellschaft der UBS den meldepflichtigen Schwellenwert von 3 Prozent. Zuvor vereinte die Grossaktionärin noch 3,02 Prozent der Stimmen auf sich.

Während der deutsche Versicherungskonzern Allianz seine an Burckhardt Compression gehaltene Beteiligung von 4,1 auf unter 3 Prozent reduzierte, unterschritten bei EFG International mit F&C Managers Limited und Wellington gleich zwei grosse Anteilseigner den Schwellenwert von 3 Prozent. Das nicht ohne Grund, muss doch befürchtet werden, dass sich der Vermögensverwalter mit der milliardenschweren Übernahme der Banca della Svizzera Italiana, kurz BSI, übernimmt. Diese lässt sich vermutlich nur mit einer Ausgabe neuer Aktien stemmen.

Der bekannte Substanzinvestor Harris Associates nahm hingegen bei Bucher Geld vom Tisch. In der Folge fiel der Stimmenanteil von 3 auf 2,97 Prozent. Vermutlich ahnte der amerikanische Vermögensverwalter schon damals, dass der in Niederweningen beheimatete Industriekonzern mit einem vorsichtigen Ausblick aufwarten könnte.

Verhält es sich wie in den vergangenen Monaten, dann stehen uns wohl noch einmal rückläufige Aktiennotierungen ins Haus. Im Hinblick auf den geldpolitischen Entscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) von übermorgen werden vermutlich schon die nächsten Tage zeigen, ob die mächtigen Grossanleger einmal mehr in weiser Vorahnung gehandelt haben.

Solange der Swiss Market Index (SMI) nicht unter das bisherige Februar-Tief bei 7425 Punkten fällt, ist eine Wiederaufnahme des Abwärtstrends sehr unwahrscheinlich (siehe Kolumne vom 17. Februar). Wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir von den Aktien der beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse. Ihnen kommt die undankbare Rolle der Vorlaufindikatoren für die Schweizer Börse zu. Denn wenn in diesen Tagen Hiobsbotschaften zu erwarten sind, dann vermutlich aus dem Bankensektor.
 

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