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Allen Unkenrufen zum Trotz blieben grössere Rückschläge an den Aktienmärkten bislang aus. Insbesondere in New York muss man weit in die Vergangenheit zurückgehen, um auch nur im Ansatz auf eine vergleichbare Rekordjagd zu stossen.

Denn über die letzten fünfeinhalb Jahre hat sich der breit gefasste S&P-500-Index mehr als verdreifacht. Das Börsenbarometer steht damit knapp 30 Prozent über dem Stand vor Ausbruch der Finanzkrise. Noch mehr Geld liess sich mit dem Nasdaq-100-Index verdienen, welcher heute viermal soviel gilt wie noch im März 2009.

In den USA überbieten sich die Strategen mittlerweile gegenseitig mit immer Aufsehen erregenderen Prognosen für den heimischen Aktienmarkt. Während die Strategen von Morgan Stanley beim S&P-500-Index bis in fünf Jahren mit einem Anstieg auf 3‘000 Punkte rechnen, sieht ihr für Stifel Nicolaus tätiger Berufskollege über die nächsten zehn Jahre sogar noch einmal Raum für eine Verdoppelung.

Ungewöhnlich vorsichtige Töne schlägt für einmal der Chefstratege der Credit Suisse an. In einem Kommentar warnt er zumindest vor einem Rückschlag. Der Markt für Hochrisiko-Anleihen habe seinen Höhepunkt schon vor gut drei Monaten durchschritten. Seither sei der Renditeaufschlag in diesem Bereich um durchschnittlich 108 Basispunkte gestiegen.

Obschon der Experte bei den Hochrisiko-Anleihen nicht mit einem weiteren substanziellen Rückschlag rechnet, hält er die Entwicklung des Renditeaufschlags für gefährlich. In der Vergangenheit habe ein Anstieg beim Renditeaufschlag von 115 Basispunkten für gewöhnlich die Aktienmärkte in Mitleidenschaft gezogen und eine Korrektur von 10 oder mehr Prozent losgetreten, so warnt er.

Am stärksten seien in Europa die Finanzwerte sowie die Aktien der Automobilhersteller von der Entwicklung der Renditeaufschläge abhängig, am wenigsten die der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie zurechenbaren Papiere.

Lass die Gewinne laufen, lautet eine alte Börsenweisheit. Mit diesem Vorgehen war man in den vergangenen Wochen und Monaten auch am Schweizer Aktienmarkt gut beraten. Anders als die geradezu euphorischen amerikanischen Aktienstrategen halte ich die Aktienhausse mittlerweile jedoch für weit fortgeschritten. In diese Richtung gehende Anhaltspunkte liefert auch der von Euphorie begleitete Publikumsöffnung des chinesischen Internetkonzerns Alibaba oder die vorgezogenen Börsengänge europäischer Branchengrössen wie Zalando und Rocket Internet.

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Schon kurz nach Handelsbeginn brach heute eine Verkaufswelle aus dem angelsächsischen Raum über die Namenaktien von Sonova herein. Der Grund liegt auf der Hand: In einer Unternehmensstudie aus dem Hause Merrill Lynch rät der Verfasser zu Gewinnmitnahmen und zu Umschichtungen in die Papiere des Rivalen GN Store Nord. Und um dieser Empfehlung Nachdruck zu verleihen, stuft er die Aktien mit einem neu 153 (157) Franken lautenden Kursziel von "Buy" auf "Underperform" zurück.

Der in Stäfa beheimatete Hörgerätehersteller verfüge zwar weiterhin über gute Gewinnaussichten. Das nicht zuletzt dank der starken Produktpipeline. Allerdings nehme die seit Jahresbeginn überdurchschnittlich starke Kursentwicklung die Aussichten weitestgehend vorweg, so der Experte. Er sieht beim Weltmarktführer in Form von Marktanteilsverlusten in den USA und einem intensiveren Wettbewerb bei Hörimplantaten sogar Wolken am Horizont aufziehen.

Dass die Aktien von Sonova in den letzten Monaten nicht nur besser als der breite Markt, sondern auch besser als jene ähnlich ausgerichteter Mitbewerber abgeschnitten haben, ist kein Geheimnis. Das Unternehmen muss an der diesjährigen Branchenkonferenz vom 15. Und 16. Oktober in Hannover schon mit überzeugenden neuen Produkten aufwarten, um in den Genuss einer weiteren Höherbewertung zu kommen. Da die diesbezüglichen Erwartungen bereits recht hoch sind, könnte der für Merrill Lynch tätige Experte mit seiner heutigen Rückstufung einmal mehr eine glückliche Hand beweisen.

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Am Firmensitz von Clariant in Muttenz darf man mit Stolz auf die letzten Jahre zurückblicken. Der Spezialitätenchemiehersteller kann erste Früchte der unter CEO Hariolf Kottmann eingeleiteten Restrukturierung ernten, und auch mit der anfänglich harsch kritisierten Übernahme von Süd-Chemie konnten Aktionärswerte geschaffen werden.

Nach dem ernüchternden Zahlenkranz für das zweite Quartal von Ende Juli droht dem Unternehmen allerdings eine weitere Ergebnisenttäuschung. Zumindest warnt BNP Paribas in einer Studie zum europäischen Chemiesektor vor einer solchen. In Erwartung einer Absatzverlangsamung in den Bereichen Plastics and Coatings, Natural Resources und Catalysis hält er rückläufige Konsensschätzungen für möglich. Während seine Berufskollegen für das dritte Quartal mit einem EBITDA von 217 Millionen Franken rechnen, prognostiziert der Experte nur gerade 214 Millionen Franken. Auch hinsichtlich der Cash-Flow-Entwicklung sieht er Raum für Enttäuschungen, was sich sowohl in der "Underperform" lautenden Verkaufsempfehlung als auch im Kursziel von 14,70 Franken spiegelt.

Die Aktionäre von Clariant müssen sich noch bis Ende Monat in Geduld üben, wird das Unternehmen doch erst am 30. Oktober über die Geschäftsentwicklung während des dritten Quartals berichten.