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Vergangene Woche gelangte Ascom mit einem etwas schwächer als erwarteten Halbjahresergebnis an die Öffentlichkeit. Dennoch darf man sich am Hauptsitz des Telekommunikationskonzerns in Bern zurecht auf die Schulter klopfen. Denn zumindest hierzulande sucht der Turnaround der letzten Monate seinesgleichen.

Seit dem Frühsommer vergangenen Jahres hat sich die Börsenkapitalisierung von Ascom denn auch mehr als verdoppelt. Freuen dürfte dies vor allem die Zürcher Kantonalbank, die auf einem grösseren Aktienpaket sitzt. Die Beteiligung geht ins Jahr 2007 zurück. Damals stand die Staatsbank dem österreichischen Investor Ronny Pecik zur Seite, als dieser bei Ascom über eine Derivattransaktion die Kontrolle anstrebte. In letzter Sekunde liessen die Verantwortlichen den Österreicher dann aber fallen.

Seither ist die Zürcher Kantonalbank im Aktienregister von Ascom mit 26,9 Prozent aller Stimmen eingetragen. Und obschon die Schätzungen für den Einstandspreis der Beteiligung nördlich von 20 Franken liegen, werden der unfreiwilligen Grossaktionärin in der Kursregion von 15 Franken Verkaufsabsichten nachgesagt. So auch Ende letzter Woche in einem Kommentar aus dem Handel der MainFirst Bank.

Spätestens seit der Analystenkonferenz im Anschluss an die Ergebnisveröffentlichung von vergangener Woche wird den Aktien von Ascom ein solcher Vorstoss zugetraut. Denn wie ich einem Kommentar der UBS entnehme, rechnen die Firmenverantwortlichen in der zweiten Jahreshälfte in beiden Geschäftsfeldern Wireless und Network Testing mit einer positiven Entwicklung. Dank weiteren Fortschritten beim Umlaufvermögen sei bei den Bernern ein Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit von 50 bis 60 Millionen Franken möglich, so heisst es weiter. Dies wiederum entspreche einer Rendite zwischen 10 und 12 Prozent.

Wichtig ist aus Aktionärssicht vor allem, wohin das Aktienpaket verkauft wird. In den letzten zwei Jahren kamen am Markt mehr als einmal Gerüchte auf, wonach Unternehmen aus der Private-Equity-Industrie Interesse an Ascom bekunden würden. Ob ein solcher Grossaktionär allerdings gut für das Unternehmen wäre, wage ich zu bezweifeln.

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Das Lager der Baissiers wird bei Meyer Burger kleiner und kleiner. Mit J. Safra Sarasin wirft zu Wochenbeginn ein weiteres Bankinstitut das Handtuch und stuft die Namenaktien von «Reduce» auf «Neutral» hoch.

Die jüngere Vergangenheit sei beim Solarzulieferunternehmen von substanziellen Verlusten, mehreren Gewinnwarnungen und einer Kapitalerhöhung geprägt gewesen. Und auch das für die erste Jahreshälfte veröffentlichte Ergebnis habe nicht zu überzeugen gewusst, so der verantwortliche Experte.

Meyer Burger selber rechne derzeit mit einer Barmittelverbrennung von 8 Millionen Franken im Monat. Sofern sich die Auftragslage nicht aufhelle, benötige das Unternehmen schon Mitte nächsten Jahres frisches Kapital.

Trotz weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen hätten sich die Aktien zuletzt gut in Szene gesetzt. Und obschon der Experte die Kursavancen von vergangener Woche als wenig nachhaltig erachtet, macht er grundsätzliche Veränderungen im Geschäftsumfeld aus. Die zuvor massiven Überkapazitäten der Solarindustrie seien weniger geworden. Mehrere der ehemaligen Grosskunden von Meyer Burger würden deshalb nicht mehr länger rote Zahlen schreiben, was sich in Zukunft positiv auf die Investitionsbereitschaft auswirke.

Doch auch beim einstigen Börsenliebling sieht der Experte Fortschritte. Anstatt den geplanten 50 bis 60 Millionen Franken habe das Unternehmen die Kostenbasis um mehr als 80 Millionen Franken gesenkt. Meyer Burger verfüge damit über eine solide Ausgangslage für zukünftige Ergebnisverbesserungen.

Darüber hinaus stehe man schon seit über einem Jahr in Verhandlungen mit potenziellen Kunden. Es gebe mittlerweile Anhaltspunkte, dass Aufträge nicht mehr lange auf sich warten liessen. Möglicherweise stehe die Branche sogar am Anfang eines neuen Investitionszyklus, so der Experte weiter.

Dass die Baissiers bei den Aktien von Meyer Burger nach dem Kursfeuerwerk von vergangener Woche verunsichert sind, ist nur allzu verständlich. Den Stein ins Rollen brachte eine geradezu euphorische Unternehmensstudie aus dem Hause Macquarie mit einem Kursziel von 15 Franken.

Ich habe mir die Studie im Detail angeschaut und bleibe bei meiner Meinung: Der Studienverfasser wartet darin vor allem mit Effekthascherei auf. Ich kann mir schlichtweg nicht vorstellen, dass der Umsatz bei Meyer Burger schon im kommenden Jahr wieder auf über 600 Millionen Franken steigt und sich bis Ende 2015 vervierfacht. Gleichzeitig geht der Experte von einer anhaltend tiefen Kostenbasis aus. Ob diese so tief bleibt, wage ich zu bezweifeln. Die Schätzungen der Australier für die kommenden zwei Jahre liegen auf Stufe EBITDA denn auch um 214 und 129 Prozent über den derzeitigen Konsensschätzungen. Vielleicht machen sich die wenigen verbleibenden Baissiers ja auch zu viele Sorgen?