Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

***

Auch heute noch sind die Auswirkungen der Finanzkrise zu spüren. Ein stummer Zeuge ist die derzeitige Zins- und Geldpolitik führender Wirtschaftsnationen.

Doch obschon an den Finanzmärkten Normalität eingekehrt ist, warnt der für das französische Bankinstitut Natixis tätige Stratege vor einer Neuauflage der Finanzkrise.

In der mir aus dem Handel zugespielten Strategiestudie schreibt der Verfasser, dass sich die Anleger keinen Illusionen hingeben sollten. Mit ihrem schnellen und entschiedenen Eingreifen habe die Europäische Zentralbank die Folgen der Finanzkrise zwar in den Griff bekommen. Um mehr als eine vorübergehende Beruhigung handle es sich dabei allerdings nicht.

Ungemach macht der Stratege bei den in den USA schon seit Monaten steigenden Zinsen aus. Für die von der Schuldenkrise betroffenen europäischen Länder und ihre Banken werde es ungemütlich, sollten die Zinsen auch in unseren Breitengraden steigen.

Nicht zuletzt deshalb sei nicht auszuschliessen, dass weitere südeuropäische Länder dem Beispiel von Griechenland folgen müssen. Insbesondere in Portugal sei die Situation sehr ernst, was auch Folgen für andere Länder und ihre Banken haben könnte.

Darüber hinaus biete auch die geplante Bankenunion nicht die erhoffte Stabilität. Schon heute zeichne sich ab, dass die Solidarität unter den einzelnen Mitgliedstaaten nicht weit genug gehen werde. Noch seien sich die Finanzmärkte diesem Umstand nicht allzu bewusst.

Es ist kein Geheimnis, dass die Reformen in den von der Krise betroffenen europäischen Ländern harzen. Aktuellstes Beispiel ist Portugal. Man darf es dem für Natixis tätigen Strategen deshalb nicht übel nehmen, dass er ein erneutes Aufflammen der Finanzkrise befürchtet. Der Experte spricht in seiner Studie offen aus, was andere seiner Berufskollegen nicht mal zu denken wagen.

Und obschon ich den Teufel nicht an die Wand malen will, scheinen mir die Finanzmärkte derzeit in einer etwas gar ausgelassenen und sorglosen Stimmung. Denn was Europa bisher hervorgebracht hat, ist nichts anderes als Symptombekämpfung. Die Ursachen der Krise sind noch immer da und bergen politisch wohl zu grossen Zündtstoff um in absehbarer Zukunft angegangen zu werden.

***

Darf man Berichten aus dem Berufshandel Glauben schenken, dann stehen die Baissiers bei den Namenaktien der UBS mit dem Rücken zur Wand. Durch die überraschend starke Geschäftsentwicklung und die geplante Ausübung der Option auf den Stabilisierungsfonds haben sich die Dividendenaussichten deutlich aufgehellt.

Ein Stimmungsumschwung ist auch im Analystenlager festzustellen. So warf zuletzt der für Keefe, Bruyette & Woods tätige Experte das Handtuch auf seiner Verkaufsempfehlung. Da Keefe, Bruyette & Woods als Spezialist für Aktien aus dem Banken- und Versicherungssektor gilt, dürfte davon durchaus Signalwirkung ausgehen.

Noch gehen die Dividendenerwartungen bei der UBS weit auseinander. Zum einen des weiterhin eher hohen sogenannten Leverage Ratios wegen und zum anderen aufgrund der von vielen Experten noch immer unterschätzten Auswirkungen des Rückkaufs von Aktiven aus dem Stabilisierungsfonds.

Dass die Situation zunehmend neu beurteilt wird, erklärt auch die schon seit mehreren Handelstagen zu beobachtenden Deckungskäufe aus dem Lager der Baissiers. Diese dürften sich auch in naher Zukunft als stützend erweisen.

***

Bei BNP Paribas werden die Namenaktien von Logitech schon eine ganze Weile zum Kauf empfohlen. Das französische Bankinstitut machte in der Vergangenheit gleich mehrfach mit Aufsehen erregend hohen Kurszielen für die Papiere von sich reden.

Interessant ist allerdings, dass BNP Paribas heute nicht in einer Unternehmens- oder Branchenstudie zum Kauf der Aktien des Westschweizer Peripheriegeräteherstellers aufruft. Die Franzosen tun dies erstmals in einer Strategiestudie zu den europäischen Aktienmärkten.

Diese Empfehlung ist insofern ungewöhnlich, als dass es sich bei Logitech um ein sich im Turnaround befindlichen Unternehmen handelt. Trotzdem scheinen sich die Strategen nicht von den damit verbundenen Risiken abschrecken zu lassen.

Denn selbst nach der Ergebnisüberraschung von vergangener Woche sind die Firmenverantwortlichen von Logitech gefordert. Im Kerngeschäft mit Peripheriegeräten bläst dem Unternehmen jedenfalls noch immer ein eisiger Wind ins Gesicht. Der Turnaround nimmt deshalb nur sehr langsam Formen an.