Spätestens seit den überraschend schwachen Nachrichten aus Übersee von gestern Nachmittag hat der Schweizer Franken an den Märkten wieder Auftrieb. Gemessen am Bruttoinlandprodukt hat sich die US-Wirtschaft im zurückliegenden vierten Quartal überraschend um 0,1 Prozent abgeschwächt. Dabei wurden die bei einem Wachstum von 1,1 Prozent liegenden Erwartungen klar verfehlt.

Die kurz zuvor von der Société Générale ausgesprochene strategische Verkaufsempfehlung für den Franken erwies sich im ersten Moment deshalb als eher unglücklich. In einer Strategiestudie raten die Verfasser ihren Anlagekunden beim Euro mit einem Kursziel von 1,35 Franken zu einem Einstieg. Zu einer Stop-Loss-Limite raten sie bei 1,20 Franken.

Auf Basis der meisten Kennzahlen bleibe der Franken sehr teuer. Aufgrund der mittlerweile negativen Verzinsung von Einlagen und dem vorläufigen Verlust seines Status als sicherer Hafen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei mit einer Fortsetzung der jüngsten Abschwächung zu rechnen.

Die Strategen führen die plötzliche Frankenschwäche auf Rückabwicklungen auf der Derivatseite zurück, weshalb sich der Franken in Zukunft weniger rasant abschwächen werde. Auf längere Sicht rechnen die Studienverfasser dennoch damit, dass sich viele Marktteilnehmer an den Devisenmärkten neu orientieren und vom Franken wegbewegen werden.

Meines Erachtens darf die Konjunkturdelle in den USA nicht überbewertet werden, lässt sich die Differenz zu den Erwartungen doch mit Sonderfaktoren wie deutlich tiefere Rüstungsausgaben, Exporte und rückläufige Lagerbestände erklären. Der in meinen Augen wichtige Privatkonsum und die Investitionstätigkeit wussten hingegen zu überzeugen.

Ob sich der EUR/USD nach der gestrigen Hausse auf den höchsten Stand seit November 2011 behaupten und der EUR/CHF im Windschatten davon zu einer Aufholjagd durchstarten kann, wird sich zeigen müssen. Dennoch wurde beim Franken in den letzten Wochen ein Damm gebrochen. Die Geschwindigkeit einer weiteren Abschwächung liegt allerdings im Ermessen der Schweizerischen Nationalbank, welche nun ihre Fremdwährungsbestände kontinuierlich reduzieren kann.

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Die Namenaktien von Nobel Biocare stehen am frühen Donnerstagnachmittag unter Verkaufsdruck. Darf man Berichten aus dem Berufshandel Glauben schenken, dann treten seit der ersten Handelsstunde vor allem ausländische Marktteilnehmer als Verkäufer in Erscheinung.

Als belastend erweist sich eine Studie von Goldman Sachs zum europäischen Medizinaltechniksektor. In der Studie stuft die viel beachtete Verfasserin die Papiere von Nobel Biocare von «Buy» auf «Neutral» zurück. Nach einer Abwärtsrevision ihrer Gewinnschätzungen um bis zu 12 Prozent errechnet die Analystin neu ein 12-Monats-Kursziel von 9,10 (10,80) Franken.

Nach der seit Jahresbeginn beobachteten Höherbewertung weise der in Glattbrugg niedergelassene Hersteller von Premiumimplantaten eine höhere Bewertung als die US-Mitbewerber Dentsply, Henry Schein oder Petterson auf.

Die für Goldman Sachs tätige Analystin rechnet für 2013 mit einem Wachstum von 2 Prozent im Markt für Dentalimplantate. Dies vor allem aufgrund der recht tiefen und damit wenig ambitiösen Vergleichsbasis aus dem vergangenen Jahr. Im kommenden Jahr wird bei den Amerikanern dann sogar eine Wachstumsbeschleunigung auf 4 Prozent prognostiziert. Das aktuelle Kurs- und Bewertungsniveau von Nobel Biocare nehme ein solches Wachstum jedoch bereits vorweg, so die Analystin.

Meines Erachtens ist das Unternehmen mit einem Umsatzbeitrag von mehr als 40 Prozent in einem hohen Grad von der Absatzentwicklung in Europa abhängig. Und auch der ebenfalls wichtige japanische Markt sorgte in der jüngeren Vergangenheit immer wieder für Enttäuschung. Anders als bei Nobel Biocare scheint mir das Kosteneinsparpotenzial bei Straumann noch nicht ausgeschöpft. Aufgrund der glaubwürdigen diesbezüglichen Massnahmen gebe ich den Aktien des Erzrivalen ganz klar den Vorzug.

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Selbst wieder erwachte Wachstumsängste konnten der Hausse am amerikanischen Aktienmarkt vergangene Nacht nichts anhaben. Noch in der ersten Handelsstunde stieg der breit gefasste S&P-500-Index auf den höchsten Stand seit Dezember 2007. Wie mir aus Übersee berichtet wird, setzten über 1500 Punkten dann allerdings selektiv Gewinnmitnahmen ein.

Gut möglich, dass uns nach gestern noch einmal ein paar schwächere Handelstage ins Haus steht. Denn gemäss Aussagen von Goldman Sachs müssen amerikanische Institutionelle auf den Monatswechsel hin ein sogenanntes «Rebalancing» zwischen Aktien und Anleihen vornehmen und sich in diesem Zusammenhang von Aktien im Umfang von 20 Milliarden Dollar trennen.

Die alles entscheidende Frage wird deshalb sein: Können andere Marktteilnehmer die drohenden Verkäufe absorbieren, ohne dass der amerikanische Aktienmarkt zurückfällt? Ich für meinen Teil halte eine Korrektur in Übersee für überfällig und rechne auch aufgrund saisonaler Gegebenheiten in Zukunft mit günstigeren Einstiegsgelegenheiten.