Morgen wird Swiss Re das Ergebnis für das Geschäftsjahr 2012 vorlegen. Schon heute dürfte klar sein, dass das vergangene Jahr als eines, wenn nicht gar als das schadensärmste überhaupt in die Firmengeschichte eingehen wird. Gleichzeitig liessen sich in den meisten Geschäftsfeldern Prämienerhöhungen durchsetzen. Mit anderen Worten: Der in Zürich niedergelassene Rückversicherungskonzern schwimmt geradezu im Überschusskapital.

Schon seit Monaten weckt dieses reichlich vorhandene Überschusskapital im Aktionariat Begehrlichkeiten. Da das Unternehmen in diesem Jahr auf sein 150-jähriges Bestehen zurückblicken kann, stehen die Chancen für eine Sonderdividende gut.

Allerdings scheint die Erwartungshaltung des Marktes in diesem Zusammenhang in den letzten Wochen etwas aus dem Ruder gelaufen zu sein. Wie ich einem Kommentar aus dem Aktienhandel der UBS entnehmen kann, rechnen die meisten Analysten offiziell mit einer regulären Dividende von 3,25 Franken und darüber hinaus mit einer Sonderdividende von weiteren 2 Franken je Aktie, was insgesamt 750 Millionen Franken entspreche. Die Erwartungen des Marktes würden mittlerweile jedoch bei über einer Milliarde Franken liegen, heisst es im Kommentar weiter.

Enttäuschungspotenzial sehe ich morgen nicht beim Jahresergebnis selber. Ganz im Gegenteil: Swiss Re dürfte auch im Schlussquartal des letzten Jahres brilliert haben. Sollte das Unternehmen der Generalversammlung jedoch tatsächlich nur eine reguläre Dividende von 3,25 Franken und eine Sonderdividende von 2 Franken pro Titel vorschlagen und parallel dazu kein Aktienrückkaufprogramm bekanntgeben, dürfte die Reaktion des Marktes wohl eher harsch ausfallen.

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Schon seit Tagen treten in den Namenaktien von Sulzer im grossen Stil ausländische Marktteilnehmer als Käufer in Erscheinung. Auch heute nähern sich die Papiere des Winterthurer Traditionsunternehmens dank einer geradezu euphorisch anmutenden Sektorstudie aus dem Hause CA Cheuvreux unaufhaltsam den historischen Höchstständen von Ende 2007.

In der Studie stuft der viel beachtete Verfasser die Aktien von Sulzer selbst nach der jüngsten Kurshausse von «Outperform» auf «Selected List» hoch. Nach Anpassungen im Bewertungsmodell errechnet der Experte neu ein Kursziel von 190 (160) Franken. Das Unternehmen sei hervorragend positioniert, um von den jüngsten Entwicklungen in den beiden Absatzmärkten Öl und Gas sowie Wasser und Abwasser profitieren zu können.

Die langfristigen Wachstumstreiber seien intakt, die firmeneigenen Zielsetzungen bis Ende 2015 ehrgeizig und sowohl der Ergebnisbeitrag aus den Schwellenländern als auch jener aus dem margenstarken Servicegeschäft betrage je mehr als 40 Prozent.

Für mich zählen die Aktien von Sulzer hierzulande weiterhin zu den Favoriten für 2013. Nach der seit Anfang Februar beobachteten Neubeurteilung und -bewertung durch den Markt machen mir die Papiere auf kurze Sicht allerdings einen stark überkauften Eindruck. Deshalb rate ich auf dem aktuellen Kursniveau entschieden von einem Positionsauf- oder -ausbau ab.

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Ende Januar hiess es am Markt, Basilea werde vom ebenfalls in der Region Basel niedergelassenen Mitbewerber Actelion übernommen. Die Übernahmespekulationen verbreiteten sich wie ein Lauffeuer und bescherten den Namenaktien des Biotechnologieunternehmens und zahlreichen darauf ausstehenden Call-Warrants ein regelrechtes Kursfeuerwerk.

Nachdem in der hiesigen Finanzpresse ein ausländischer Hedge Fonds als Drahtzieher hinter den aus London eintreffenden Spekulationen vermutet wurde, gaben die Aktien die Kursavancen grösstenteils wieder preis.

In den letzten Tagen näherten sich die Aktien von Basilea allerdings unaufhaltsam den Ende Januar im Laufe der Übernahmespekulationen erreichten Mehrjahreshöchstständen. Konzentrierte sich das Kaufinteresse damals auf die Call-Warrants BSLJD und VTBSLQ, so sind mittlerweile in den beiden Call-Warrants BSLXX und BSLJF gezielte Käufe zu beobachten.

Und obschon die Handelsaktivitäten in diesen Derivaten bei weitem nicht der Grössenordnung von Ende Januar entsprechen, lassen sie bei Basilea vermuten, dass wo Rauch ist oder war auch Feuer sein muss.

Das Argument, dass beim Basler Biotechnologieunternehmen in den kommenden Monaten wichtige produktseitige Neuigkeiten anstehen und ein potenzieller Interessent letztere abwarten dürfte, ist zwar nicht völlig von der Hand zu weisen. Sollten die zu Beginn des dritten Quartals erwarteten Studienergebnisse für das Medikament Isavuconazole allerdings vielversprechend ausfallen, müsste sich ein solcher Interessent auf einen Übernahmekampf mit dem Partnerunternehmen Astellas gefasst machen und möglicherweise tief in die Geldschatulle greifen.

In Analystenkreisen wird die Wahrscheinlichkeit, dass es Isavuconazole auf den jährlich drei Milliarden Dollar schweren Markt für Medikamente gegen Pilzerkrankungen schafft auf respektable 60 Prozent geschätzt. Nach dem im vergangenen Jahr verabschiedeten US Gain Antibiotic Incentives Now Act stehen die Chancen für eine Zulassung des Antibiotikums Ceftobiprole nicht nur in Europa sondern auch in den USA besser denn je.

Ende letzten Jahres hatte Basilea liquide Mittel von 344 Millionen Franken in den Büchern, was bei einer derzeitigen Börsenkapitalisierung von 540 Millionen Franken kein Apropos ist. Oder sagen wir es so: Für Actelion liesse sich eine Übernahme von Basilea problemlos mit den im Rahmen des nahezu abgeschlossenen Aktienrückkaufprogramms erworbenen Aktien sowie mit einem Teil der vom angeblichen Objekt der Begierde gehaltenen Barmitteln finanzieren. Und das mit Hinblick auf die über die kommenden Monate anstehenden produktseitigen Neuigkeiten mit einem erst noch recht überblickbaren Risiko. Und wieso sollte beispielsweise eine bereits im Antibiotikabereich forschende Actelion diese Geschäftsaktivitäten nicht ausbauen wollen?

Ich wäre nicht erstaunt, würde Basilea noch vor Beginn des dritten Quartals in fremde Hände fallen. Deshalb werde ich die derivatseitigen Handelsaktivitäten in Zukunft besonders genau im Auge behalten.