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Die Aktionäre von Syngenta sind nicht zu beneiden. Während der Schweizer Aktienmarkt in den vergangenen Monaten von einem Rekord zum nächsten kletterte, kennen die Namenaktien des Basler Agrarchemieherstellers seit über einem Jahr nur eine Richtung: die nach unten. Seit ihren Höchstständen vom März letzten Jahres bei 410 Franken haben die Papiere rund 20 Prozent eingebüsst. Vom Glanz vergangener Tage haftet dem einstigen Börsenliebling nicht mehr viel an.

Wenig überraschend werden mittlerweile Spekulationen aus dem Handel an mich herangetragen, wonach der Druck auf die Firmenverantwortlichen spürbar zugenommen habe. Gerade die angelsächsische Fraktion des Aktionariats sei "not amused".

Für die im Frühjahr 2011 kommunizierte Zusammenlegung des Pflanzenschutz- mit dem Saatgutgeschäft erhielt Syngenta gerade aus diesen Breitengraden gewaltige Vorschusslorbeeren. Schliesslich versprach sich das Unternehmen vom integrierten Geschäftsmodell jährliche Kosteneinsparungen sowie einen Wettbewerbsvorteil mit ganzheitlichen und massgeschneiderten Lösungen für Landwirte aus einer Hand. Bis heute ist Syngenta den Aktionären diesbezüglich allerdings Einiges schuldig geblieben.

Wie schon vor Wochen in die Medien durchsickerte, fanden im Frühjahr Sondierungsgespräche mit dem Erzrivalen Monsanto statt. Die Amerikaner hätten dieses substanzielle Steuereinsparungen versprechende Vorhaben dann allerdings aufgrund wettbewerbsrechtlicher Bedenken abgebrochen, so heisst es.

Für einen strategischen Befreiungsschlag bleiben Syngenta glücklicherweise weitere Alternativen. So machte der Chemiegigant Dow Chemical in der jüngeren Vergangenheit kein Geheimnis daraus, dass das Agrarchemiegeschäft zum Verkauf kommen könnte. Im letzten Jahr steuerte dieser Bereich bei den Amerikanern 7,1 Milliarden Dollar oder gut 12 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Anknüpfungspunkte gibt es auch beim Partnerunternehmen DuPont. Die beiden Firmen arbeiten schon seit ewig in der Forschung und Entwicklung zusammen und haben diese Zusammenarbeit über die Jahre kontinuierlich ausgebaut. Mit einem Umsatz von 11,7 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr ist die Agrarchemiesparte von DuPont um einiges grösser und erst noch rentabler als die von Dow Chemical.

Anders als Syngenta mit einem Umsatzanteil von drei Vierteln aus dem Pflanzenschutzgeschäft, erzielt DuPont rund 70 Prozent des Spartenumsatzes mit Saatgut. Mit einem Zusammenschluss könnte das Basler Unternehmen die Abhängigkeit vom hart umkämpften Geschäft mit Fungiziden, Herbiziden und Insektiziden reduzieren. Denn gerade in den Schwellenländern wird der Wettbewerb immer intensiver.

Darüber hinaus geben die jüngsten Erhebungen für das verfügbare Einkommen der Landwirte Anlass zur Sorge. In Erwartung eines dadurch schwierigen kommenden Jahres stuft heute Bernstein Research die Aktien von Syngenta von "Market Perform" auf "Underperform" zurück. Neu beziffert der Verfasser der Branchenstudie das Kursziel auf 280 (290) Franken, was substanziell unter dem Schlussstand vom Freitag liegt. Sein Berufskollege von JP Morgan kommt in einer ebenfalls heute veröffentlichten Studie sogar auf ein ernüchternd tiefes Kursziel von 240 Franken.

Unter meinen Ende Dezember kommunizierten Schweizer Aktienfavoriten für 2014 sind jene von Syngenta mein Sorgenkind. Obschon sich die enttäuschende Geschäftsentwicklung der ersten sechs Monate zumindest teilweise mit Sonderfaktoren erklären lässt, hat der Unmut im Aktionariat zugenommen. Nicht nur aus Sicht der Aktionäre sondern auch im Sinne aller anderer Anspruchsgruppen bleibt zu hoffen, dass sich die Firmenverantwortlichen den Problemen annehmen und eventuell sogar zu einem strategischen Befreiungsschlag ausholen werden.

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Von wegen träge und langweilig: Die Namenaktien von Novartis wollen dem ihnen anhaftenden Ruf so gar nicht gerecht werden. Unter Miteinbezug der Ende März ausgeschütteten Dividende hat sich seit Jahresbeginn ein stolzes Plus von 23 Prozent aufgebaut.

Heute markieren die Papiere nach besser als erwarteten Studienergebnissen zu LCZ696 sogar einen neuen historischen Höchststand. Die Rückmeldungen aus der Analystengemeinde fallen den auch durchwegs positiv aus. Die Wirksamkeit bei Patienten mit akutem Herzversagen sei beeindruckend und das Nebenwirkungsprofil vielversprechend, so heisst es. Erstmals stehen deshalb sogar Schätzungen für den Spitzenumsatz von 10 Milliarden Dollar im Raum.

Kein Wunder, decken die Baissiers ihre Wetten auf rückläufige Kurse heute panikartig ein. Und auch die letzten pessimistisch gestimmten Analysten sehen sich zum Handeln gezwungen.

So stuft beispielsweise der für die MainFirst Bank tätige Experte die Aktien von Novartis gleich um zwei Stufen von "Underperform" auf "Outperform" hoch. Nach einer Aufwärtsrevision seiner langjährigen Gewinnschätzungen um bis zu 20 Prozent errechnet er neu ein Kursziel von 95 Franken. Vermutlich werden in den kommenden Tagen weitere Analysten dem Beispiel ihres Berufskollegen der MainFirst Bank folgen und ihre Bewertungsmodelle grundlegend überdenken.