Der cash Insider berichtet im Insider Briefing börsentäglich von brandaktuellen Beobachtungen rund um den Schweizer Aktienmarkt und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

+++

Dienstagnacht flimmerte in New York eine Meldung über den Börsenticker, wonach sich die amerikanische Moderna und Brüssel handelseinig sind. Der Lonza-Partner kann die Europäische Union mit 160 Millionen Dosen des Covid-19-Impfstoffs beliefern.

Angesichts dieser Erfolgsmeldung dürfte sich der eine oder andere Aktionär des hiesigen Pharmazulieferers in Vorfreude schon die Hände gerieben haben, produzieren die Basler doch den Impfstoff für Moderna.

Allerdings blieb das erhoffte Kursfeuerwerk bei den Aktien von Lonza am gestrigen Mittwoch aus.

Kursentwicklung der Lonza-Aktien während den letzten zwei Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Nicht eben besser erging es den Valoren von Tecan – einem weiteren diesjährigen Börsenüberflieger. Da äussern sich Firmenvertreter des Laborausrüsters aus Männedorf an einer von Kepler Cheuvreux organisierten Investorenkonferenz zuversichtlich zum Tagesgeschäft und trotzdem üben sich die Käufer in vornehmer Zurückhaltung.

Hätten solche Neuigkeiten vor wenigen Wochen noch ein Kursfeuerwerk gezündet, will die Zündschnur nicht länger Feuer fangen - beinahe als wäre sie feucht. Und das, obwohl die Aktien von Lonza seit ihrem Rekordhoch von Mitte November um fast 14 Prozent zurückgefallen und jene von Tecan sogar um 20 Prozent günstiger als noch vor wenigen Wochen zu haben sind.

Während die Handelsvolumina an schwachen Tagen spürbar anschwellen, werden anschliessende Erholungsversuche von eher dünnen Umsätzen begleitet. Nicht nur bei Tecan und Lonza. Fast noch deutlicher lässt sich dieses Phänomen bei Logitech oder Siegfried beobachten. Das lässt bei Käufern auf geringe Überzeugung schliessen – oder aber: Es greifen fast nur noch Kleinanleger zu.

Die Tecan-Aktien sind von den Höchstkursen aus um rund 20 Prozent zurückgefallen (Quelle: www.cash.ch)

Meine Vermutung: Mächtige Grossinvestoren haben bei den diesjährigen Schweizer Börsenüberfliegern den Rückzug angetreten, lassen ihre Gegenspieler allerdings immer mal wieder durchatmen – bis die nächste Verkaufswelle anrollt. Das Nachsehen dürfte dann die hiesige Lokalprominenz haben, tummelt sich diese doch noch immer in den besagten Wachstumsaktien und ist angeblich bis über beide Ohren investiert. Wenn das mal bloss gut kommt.

Nicht nur von einem Stimmungsumschwung bei den Wachstumsaktien, sondern gar an den Aktienmärkten weltweit berichten die Strategen der Deutschen Bank. Gestern Mittwoch schrieb ich zu diesem Thema:

Es wäre zu früh, um den Teufel jetzt schon an die Wand zu malen. Die Vergangenheit lehrt uns allerdings, dass steigende Kurse bei rückläufigen Handelsvolumina für gewöhnlich keine guten Vorboten sind – immer in der Hoffnung, dass ich mich irre.

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Wer an hiesigen Wachstumsaktien festhält – oder die Kursschwäche der letzten Wochen gar zum Zukauf nutzt – sollte deshalb nicht mehr länger nur die Entwicklung der Dollar-Zinsen, sondern auch die Handelsvolumina genauestens im Auge behalten.

Mit 0,9 Prozent ist die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen in den letzten Tagen wieder gestiegen. Zieht sie auf über ein Prozent an, könnte das den Damm bei den Wachstumsaktien zum Brechen bringen. Noch hat der Damm bloss erste Risse.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.