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In den letzten Jahren wurden vor allem Roche an der Börse milliardenschwere Grossübernahmen angedichtet. Doch nur in den seltensten Fällen stellte sich rückblickend heraus, dass tatsächlich Verhandlungen stattgefunden hatten - wie einst mit dem amerikanischen Diagnostikkonzern Illumina. Bei anderen heissen Übernahmekandidaten wie Alexion Pharmaceuticals oder Medivation blieb es hingegen bei blossen Spekulationen.

Bei der britischen AstraZeneca muss für einmal nicht Roche, sondern der ebenfalls in Basel beheimatete Rivale Novartis als Interessent herhalten. Die Gerüchteküche zum Brodeln brachte ein Kommentar aus dem Hause Citigroup. Darin legte der viel beachtete Autor den beiden Unternehmen einen Zusammenschluss nahe (siehe Kolumne vom 28. Juli).

Innerhalb von gerademal zwei Wochen schossen die Aktien von AstraZeneca an der Börse in London vorübergehend um knapp 20 Prozent nach oben. Dieses von regen Handelsaktivitäten begleitete Kursfeuerwerk lässt viel Fleisch am Knochen vermuten.

Was Roche angeht, so wird an der Börse schon seit Monaten über einen Verkauf des Aktienpakets durch Novartis spekuliert. Egal ob sich der Platzrivale mit AstraZeneca zusammenschliesst oder nicht - dieses "Relikt" aus der Ära Daniel Vasellas muss weg.

In einer Studie zur Pharmaindustrie bringt der für Jefferies tätige Verfasser neuerdings sogar Roche selber als Käufer des Aktienpakets ins Spiel. Der Experte räumt zwar ein, dass dem Basler Pharma- und Diagnostikkonzern ein Interesse am amerikanischen Partnerunternehmen Biogen Idec nachgesagt wird. Dennoch hält er einen Aktienrückkauf für wahrscheinlicher.

Was der Studienverfasser übrigens nicht schreibt: Roche könnte sogar noch einen Schritt weiter gehen und mittels Einführung der Einheitsnamenaktie die nicht mehr zeitgemässe Kapitalstruktur vereinfachen. Das letzte Wort dürften diesbezüglich aber die Familienaktionäre haben.

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Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen wartete LafargeHolcim am vergangenen Freitag für einmal mit guten Neuigkeiten auf: Obschon der Umsatz im zurückliegenden zweiten Quartal nicht unwesentlich hinter den Analystenerwartungen zurückgeblieben war, übertraf das Unternehmen diese beim bereinigten operativen Gewinn (EBITDA) ziemlich klar. Balsam auf die Wunden der geschundenen Aktionärsseele, so liesse sich behaupten.

Von aggressiven Deckungskäufen ausländischer Hedgefonds angepeitscht, kletterten die Aktien des weltweit führenden Zementherstellers seither um knapp 10 Prozent nach oben. Der Grund: Nach nur sechs Monaten hat LafargeHolcim bereits 273 Millionen Franken der für dieses Jahr angestrebten 450 Millionen Franken an Synergien realisiert.

Nun entnehme ich einem Kommentar aus dem Hause J.P. Morgan aber, dass im ersten Halbjahr 40 von insgesamt 140 Millionen Franken bei den Energiekosten erzielten Einsparungen in die Berechnung der Synergien flossen.

Anlässlich der Analystenkonferenz machten die Unternehmensvertreter denn angeblich auch kein Geheimnis daraus, dass sie bei den Energiekosten mit weiteren Einsparungen im Umfang von 100 Millionen Franken rechnen und ein Fünftel davon als Synergien aus dem Zusammenschluss anerkennen wollen.

Das wiederum lässt die in Analystenkreisen hochgelobten Synergien in einem ganz anderen Licht erscheinen. Darüber hinaus schmälern die in den vergangenen Wochen bekanntgewordenen Devestitionen den jährlichen operativen Gewinn (EBITDA) um geschätzte 600 Millionen Franken. Dass die im Zuge einer tieferen Nettoverschuldung erzielten Zinsersparnisse für diese entgangenen Gewinne aufkommen werden, erachte ich als sehr unwahrscheinlich.

Aus diesem Grund streiche ich die Aktien von LafargeHolcim mit einem leichten Verlust von 0,2 Prozent aus meinen Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2016.

 

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