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Seit Mitte Januar gelangen beinahe täglich europäische Unternehmen mit ihren Jahresergebnissen an die Öffentlichkeit. Mit wenigen Ausnahmen wurden die Ergebnisse den Erwartungen bestenfalls knapp gerecht. Und auch die Ausblicke wussten nicht immer zu überzeugen.

In einer Strategiestudie zieht die UBS erstmals Bilanz. Den Verfassern zufolge hat bisher gut ein Sechstel der von ihrem Arbeitgeber mitverfolgten Unternehmen die Ergebnisse vorgelegt. Wie schon im dritten Quartal hätten 14 Prozent dieser Firmen die Erwartungen beim Umsatz teilweise klar verfehlt und magere 3 Prozent die Erwartungen beim Gewinn je Aktie übertroffen. Die Situation sei mit Mitte 2011 vergleichbar, als Europa in eine Rezession zurückgefallen sei.

Diese Entwicklung lasse sich zwar noch nicht zuverlässig hochrechnen, so die Studienverfasser. Falls ja, stehe den europäischen Aktienmärkten eine möglicherweise «hässliche» Quartalsberichterstattung bevor. Und um ihre Warnung zu unterstreichen, führen die Strategen auch gleich vier gute Gründe für eine solche an.

Bei den Banken stehe das vierte Quartal noch einmal im Zeichen grösserer Rückstellungen für faule Kredite und Rechtskosten sowie Bilanzbereinigungen im Vorfeld des von der Europäischen Zentralbank angekündigten Stresstests. Und auch Unternehmen ausserhalb des Bankensektors könnten im Hinblick auf die sich abzeichnende Belebung versucht sein, möglichst viele Sonderbelastungen ins Ergebnis zu packen. Gefahren gingen zudem vom starken Euro sowie von der ernüchternden Entwicklung bei den Konsumenten- und Produzentenpreisen aus. Bei letzteren sei die Situation so verhalten wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr.

Allerdings relativieren die Strategen ihre Warnung, indem sie der eigenen Anlagekundschaft dazu raten, über die vermutlich negativen Quartalsberichterstattungen hinwegzusehen. Denn sobald die schlechten Nachrichten verdaut seien, sollten sich die europäischen Aktienmärkte auf das laufende Jahr konzentrieren. Und dieses verspreche deutliche Verbesserungen bei den Unternehmensgewinnen. Die Strategen vergleichen die Ausgangslage mit jener der Jahre 2003/04, als die Gewinne in unseren Breitengraden regelrecht explodiert seien.

In einem Punkt muss ich den Studienverfassern Recht geben: Die Aktienmärkte leben nicht in der Vergangenheit, sondern in der Zukunft. Nachdem sich die Schere zwischen der Entwicklung der europäischen Aktienmärkte und jener der Unternehmensgewinne über die vergangenen 18 bis 24 Monate weit geöffnet hat, muss die schon seit längerer Zeit erhoffte Belebung bald einmal einsetzen. Und anders als in der Vergangenheit bremst die Entwicklung in den Schwellenländern die hiesigen Unternehmen mehr, als dass sie ihnen hilft.

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Auch am Tag nach der Ergebnisenttäuschung herrscht bei den Namenaktien der Credit Suisse Katerstimmung. Wie mir aus dem Berufshandel berichtet wird, treten schon seit gestern Nachmittag angelsächsische Marktkreise als Verkäufer in Erscheinung.

Während sich viele seiner Berufskollegen in Zweckoptimismus üben, quittiert der für Macquarie tätige Experte den gestrigen Zahlenkranz mit einer Rückstufung von «Outperform» auf «Neutral». Nach einer Abwärtsrevision der Gewinnschätzungen um durchschnittlich 5 Prozent lautet das Kursziel neu 30 (33) Franken.

Anders als die Rivalin UBS scheine die Credit Suisse weniger stark von der Reduktion von Risikoaktiven zu profitieren. Zumindest auf kurze Sicht vermisse der Experte deshalb Gründe, die für höhere Kursnotierungen sprechen würden. Denn die Credit Suisse sei im zurückliegenden vierten Quartal ganz klar im Schatten der UBS gestanden.

Dieser Aussage kann ich nur beipflichten. Interessant sind übrigens die gestern von der Credit Suisse anlässlich der Analystenkonferenz gemachten Aussagen. Letztere lassen vermuten, dass sich die Turbulenzen in den Schwellenländern bei der Schweizer Grossbank im laufenden Quartal tatsächlich in der Geschäftsentwicklung niedergeschlagen haben. Über das Ausmass lässt sich vorerst allerdings nur spekulieren.

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Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen in Folge sorgte die Zurich Insurance Group mit den Neunmonatszahlen endlich einmal wieder für eine positive Überraschung. Am kommenden Donnerstag wird der Versicherungskonzern sein Gesamtjahresergebnis vorlegen.

Aufgrund des durchzogenen Leistungsausweises aus vergangenen Jahren ist im Hinblick auf die Ergebnisveröffentlichung eine gewisse Grundnervosität zu verspüren. Und das vermutlich nicht ohne Grund.

In einem Ausblick für den gesamten Versicherungssektor zählt der für Nomura tätige Verfasser die Zurich Insurance Group zu den Branchenvertretern, bei denen Vorsicht geboten ist. Der früher für die Berenberg Bank tätige und bei institutionellen Grosskunden viel beachtete Experte rechnet mit einem verhaltenen Ausblick. Und auch in Bezug auf die zukünftige Ausschüttungspolitik seien keine Überraschungen zu erwarten.

Der Verfasser nimmt den Ausblick zum Anlass, um seine Gewinnschätzungen für die Jahre 2013 und 2014 substanziell zu reduzieren. Auf das vergangene Jahr bezogen liegt der Experte mit seinen neuen Schätzungen um nicht weniger als 7 Prozent unter den Konsensschätzungen.

Ich bin gespannt, ob die Zurich Insurance Group die Kritiker erneut eines Besseren belehren kann. Auf die Firmenverantwortlichen wartet jedenfalls noch immer eine ganze Menge Arbeit. Und ob es George Quinn als zukünftiger CFO zu richten vermag, wird sich zeigen müssen. Die Vorschlusslorbeeren des Marktes sind jedenfalls bereits wieder verpufft.