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Zu den Anlagekunden von Merrill Lynch zählen nicht nur grosse Versicherungen und Pensionskassen sondern auch namhafte Anlagefonds und prominente Milliardäre. Tritt die amerikanische Grossbank bei uns am Aktienmarkt in Erscheinung, erzittern selbst die abgebrühtesten Profis in Ehrfurcht.

Diese Kundenbasis und die damit einhergehende Marktmacht macht sich das Unternehmen wie kaum eine andere Bank zunutze. Monat für Monat fühlt sie im legendären "Fund Manager Survey" Vermögensverwaltern und Fondsmanagern auf der ganzen Welt auf den Zahn. Nur allzuoft sind die Umfrageteilnehmer Herr über Vermögen im Umfang von mehreren Hundert Milliarden Dollar.

Doch auch sonst berichtet Merrill Lynch beinahe wöchentlich über die Aktivitäten der eigenen Anlagekundschaft. Dem jüngsten Kommentar mit dem vielsagenden Titel «Unsere Kunden verkaufen Aktien» ist zu entnehmen, dass sich die Kunden der Grossbank innerhalb von nur einer Woche netto von amerikanischen Aktien im Gegenwert von 1,1 Milliarden Dollar getrennt haben. Es seien dies die umfangreichsten Verkäufe seit Jahresbeginn.

Bankinternen Statistiken zufolge traten nach zwei aufeinanderfolgenden Wochen mit Nettokäufen vor allem institutionelle Anleger als Abgeber in Erscheinung. Doch auch aus dem Lager von Privatinvestoren seien Aktienverkäufe zu beobachten gewesen, so schreiben die Verfasser des Kommentars. Ein Teil dieser Abgaben sei allerdings von Hedgefonds absorbiert worden.

Interessant ist auch, dass die über Merrill Lynch abgewickelten Aktienrückkäufe amerikanischer Grossunternehmen ebenfalls weniger geworden sind. Im bisherigen Jahresverlauf sei dieses Volumen auf die Hälfte des Vorjahres geschrumpft. Denn in den letzten Jahren erwiesen sich vor allem die Aktienrückkaufprogramme und die damit verbundene Verdichtung der Unternehmensgewinne als wichtiger Treiber für die amerikanische Leitbörse.

Vom Auftragsfluss bei Merrill Lynch dürfen keine voreiligen Rückschlüsse auf den anderer Grossbanken gezogen werden. Ausserdem ist dem Kommentar nicht zu entnehmen, ob die eigene Anlagekundschaft nicht einfach nur wie alle anderen auch aus amerikanischen in europäische Aktien umschichtet. Beidem bin ich mir durchaus bewusst. Dennoch wage ich zu behaupten, dass die vorliegenden Statistiken ein recht zuverlässiges Stimmungsbild für den amerikanischen Aktienmarkt abgeben.

Stummer Zeuge ist der breit gefasste S&P-500-Index. Nach fünf schwächeren Handelstagen in Folge notiert das Börsenbarometer mittlerweile unter dem Stand von Anfang Jahr. Gleichzeitig sind negative Divergenzen, beispielsweise in Form eines schwachen Transportindex, festzustellen.

Bleibt abzuwarten, ob die europäischen Aktienmärkte auch weiterhin ein unabhängiges Leben führen oder ob sie sich vermehrt wieder an der amerikanischen Leitbörse orientieren werden. Letztere scheint mir nämlich angezählt und rückschlagsgefährdet.

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Gestern setzte ich die Namenaktien von Logitech auf die Liste meiner Schweizer Aktienfavoriten. Eigentlich liebäugle ich schon eine ganze Weile mit den Valoren des in Lausanne beheimateten Peripheriegeräteherstellers.

Während der breit gefasste Swiss Performance Index von einem Rekord zum nächsten klettert, werden die Papiere schon seit über einem Jahr vom gegenüber dem Dollar sackschwachen Euro ausgebremst. Nicht ohne Grund, weist das Unternehmen doch ein ungünstiges Verhältnis zwischen den in Dollar anfallenden Kosten und Erträgen auf. Erst kürzlich sah sich Logitech deshalb zu einer Reduktion der diesjährigen Bandbreite für den operativen Gewinn (EBIT) veranlasst.

Sollte sich der Euro weiter stabilisieren oder gar erholen, was nicht auszuschliessen ist, dann könnte sich diese Zielbandbreite als konservativ erweisen.

Positive Impulse erhoffe ich mir auch vom Aktienrückkaufprogramm. Noch befindet sich Logitech bis zum 23. April in der sogenannten "Blackout-Periode". Ab dann darf das Unternehmen wieder eigene Aktien erwerben.

Bei kaum einer anderen grossen Schweizer Firma hatten Aktienrückkäufe in den letzten Jahren auch nur annähernd derart positive Auswirkungen auf die Kursentwicklung wie bei Logitech. Ich verspreche mir deshalb eine deutliche Belebung der vernachlässigten Papiere.

Gleichzeitig bietet die erst kürzlich auf umgerechnet 0,52 Franken je Aktie verdoppelte Jahresdividende einen natürlichen Schutz vor grösseren Rückschlägen. Schliesslich beträgt die Dividendenrendite damit attraktiv hohe 4 Prozent.

Wie aus dem Berufshandel zu hören ist, haben Baissiers bei Logitech noch immer Wetten im Umfang von rund 7,5 Prozent aller ausstehenden Aktien am Laufen. Spätestens mit der Wiederaufnahme der Aktienrückkäufe könnten diese Engagements weiter zusammenschmelzen.

 

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