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Nach einem vorübergehenden Rückschlag hat der amerikanische Aktienmarkt seine Rekordjagd wieder aufgenommen. Der Höhenflug des breit gefassten und viel beachteten S&P-500-Index ist schlichtweg nicht zu bremsen. Zumindest in Übersee schwören sich die Marktakteure schon jetzt gegenseitig auf einen Angriff auf die psychologisch wichtige Marke von 2000 Punkten ein. Ihr Argument: Die Rotation aus stolz bewerteten Wachstumswerten in defensive Aktien und Sektoren sei weitestgehend abgeschlossen und der breite Markt reif für einen weiteren Sprung nach oben.

Und tatsächlich wurde die Rekordjagd am amerikanischen Aktienmarkt in den letzten Tagen auch endlich wieder von den Wachstumswerten mitgetragen. So weit so gut, könnte man meinen. Dennoch wäre es verfrüht, jetzt schon in Euphorie zu verfallen. Denn der Anstieg bei den Wachstumswerten passt beim Nasdaq Composite Index ins Bild einer geradezu lehrbuchmässigen "Schulter-Kopf-Schulter"-Formation. Diese entsteht meist am Ende einer mehrere Jahre dauernden Aktien-Hausse und kündigt damit einen substanziellen Rückschlag an. Nicht selten läutet diese Formation eine grundlegende Trendumkehr ein.

Nachdem sich das Börsenbarometer für Technologieaktien seit seinen Tiefstständen vom März 2009 mehr als verdreifacht hat, hat es vor gut zwei Monaten bei 4371 Zählern seine Höchststände durchschritten. Noch hat der Nasdaq Composite Index die zweite Schulter zwar nicht ganz abgeschlossen. Solange das Börsenbarometer jedoch nicht auf neue Höchststände klettert, ist unweigerlich von einer Vollendung der Trendumkehrformation auszugehen. Dem Lehrbuch zufolge ist bei einem Unterschreiten der bei 3980 Punkten verlaufenden Nackenlinie zuerst einmal mit einem Rückschlag in die Region von 3600 Zählern zu rechnen. Auf dem Weg dorthin wird der Nasdaq Composite Index nicht nur den trendbestimmenden gleitenden Durchschnitt auf 200 Tage sondern auch den seit November 2012 entstandenen beschleunigten Aufwärtstrendkanal brechen und weiteren charttechnischen Schaden verursachen.

Sehr ähnlich gestaltet sich derzeit übrigens die Situation beim breit gefassten Russell-2000-Index. Auch bei diesem für amerikanische Nebenwerte hinzugezogenen Börsenbarometer zeichnet sich eine "Schulter-Kopf-Schulter"-Formation mit Nackenlinie bei 1090 Punkten ab, während einige Charttechnikexperten fälschlicherweise einen sogenannten "Double Bottom" proklamieren. Beim Russell-2000-Index dürfte es allerdings noch etwas länger dauern, bis die zweite Schulter vollzogen ist und die Nackenlinie unterschritten wird. Auch hier sieht das Lehrbuch für einen solchen Fall einen schmerzhaften Rückschlag bis in die Region von 970 Punkten vor.

Ich will an dieser Stelle nicht den Teufel an die Wand malen. Mir ist durchaus bewusst, dass ich schon eine ganze Weile "lätz" liege, was den amerikanischen Aktienmarkt anbetrifft. Dass ich Ende Februar rechtzeitig vor einem Rückschlag des Biotechnologiesektors gewarnt habe, macht die Sache nur wenig besser. Allerdings lässt sich mein Bauchgefühl erstmals auch mit charttechnischen Fakten unterlegen. In meinen Augen gehen von den sich beim Nasdaq Composite Index genauso wie beim Russell-2000-Index abzeichnenden Trendumkehrformationen ganz klar negative Divergenzen für den S&P-500-Index aus.

Da Trends für gewöhnlich länger als erwartet dauern, rate ich davon ab, die Flinte voreilig ins Korn zu werfen. Dennoch scheint mir eine hohe Disziplin bei Neuanlagen durchaus angebracht. Ausserdem empfiehlt es sich, die weiteren Entwicklungen in Übersee genauestens im Auge zu behalten.

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Auch diesseits des Atlantiks notieren noch immer viele Börsenlieblinge unter ihren im März oder April erreichten Höchstständen. Nicht so die Inhaberaktien von AMS. Der Höhenflug des im österreichischen Unterpremstätten beheimateten und am Schweizer Aktienmarkt gehandelten Halbleiterherstellers ist nicht zu stoppen.

Erst vor wenigen Tagen gerieten die Papiere ins Zentrum von Übernahmespekulationen, nachdem die Mainfirst Bank das Unternehmen in einer Strategiestudie überraschend als Ziel für den Rivalen Broadcom genannt hatte (siehe Insider vom Montag).

Heute nun zieht der für Kepler Cheuvreux tätige Experte nach und nimmt sowohl die "Hold" lautende Anlageempfehlung als auch das Kursziel von 105 Franken in positive Überprüfung. Der Ausblick gestalte sich auf Jahre hinaus sehr stark, was zusätzliche Produktionskapazitäten notwendig mache.

Die jüngsten Übernahmespekulationen hält der Experte übrigens für nicht völlig an den Haaren herbeigezogen. Die fortschrittliche Technologie und die Führerschaft im Bereich der gut laufenden Sensoren und das stark fragmentierte Aktionariat würden AMS zu einem attraktiven Übernahmeziel machen. Als wahrscheinlichste Interessenten nennt der Experte neben Broadcom auch die Rivalen NXP Semiconductors und Analog Devices.

Als ich die Aktien von AMS Ende Dezember auf meine Liste der diesjährigen Schweizer Aktienfavoriten gesetzt habe, tat ich dies nicht in der Erwartung, dass das Unternehmen übernommen wird. Dennoch werde ich mich nicht wehren, sollte ein Interessent den Publikumsaktionären eine attraktive Offerte unterbreiten.

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Schon seit Monaten befinden sich die Firmenverantwortlichen von Basilea auf der Suche nach einem Vertriebspartner für das Medikament Ceftobiprole. Bisher wartete man allerdings vergeblich auf die Bekanntgabe eines Partners für das Antibiotikum.

Der für Kepler Cheuvreux tätige Experte sieht darin einen Hinweis, dass das Basler Pharmaunternehmen das Präparat in Eigenregie vermarkten will. Nicht zuletzt um möglichst umfangreiche Synergien zum Pilzmedikament Isavuconazole freizusetzen.

Vermutlich werde der Markt anfänglich leicht verstimmt auf einen solchen Entscheid reagieren. Allerdings sei Basilea zuerst auch beim Medikament Toctino so vorgegangen, bis sich mit GlaxoSmithKline dann aber ein attraktiver Partner gemeldet habe.

In Erwartung schwarzer Zahlen ab 2016 oder 2017 hält man bei Kepler Cheuvreux dennoch sowohl an der Kaufempfehlung als auch am Kursziel von 160 Franken fest.