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Vergangene Woche setzte die Credit Suisse gleich zwei bei cash-Lesern beliebte Schweizer Aktien unter negativen Vorzeichen auf die "High Conviction Ideas Switzerland List" – darunter jene von Meyer Burger.

Dass Chefanalyst Patrick Laager nicht viel vom Solarunternehmen hält, ist nicht neu. Er bringt seine Abneigung gegen die Aktien nämlich schon seit Jahren bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit zum Ausdruck. Das Anlageurteil lautet unmissverständlich "Underperform". Das Kursziel liegt mit 26 (zuvor 28) Rappen um gut 40 Prozent unter den zuletzt bezahlten Kursen.

Credit Suisse setzt zwei bei cash-Lesern beliebte Schweizer Aktien auf die Abschussliste


Neu ist allerdings, dass Laager dem Unternehmen Worte in den Mund legt, die dieses so offenbar nie gesagt hat. Beispielsweise, dass Meyer Burger erst ab einer Produktionsmenge von 3,5 Gigawatt positive Cashflows schreibe. Das ist so nicht ganz richtig, würde diese Produktionsmenge doch auch den Mittelbedarf für den künftigen Kapazitätsausbau abdecken, wie mir seitens des Unternehmens erklärt wird.

Mit ihrer Verkaufsempfehlung vereitelte die Credit Suisse bei den Aktien von Meyer Burger einen Vorstoss auf über 50 Rappen (Quelle: www.cash.ch)

Solche Missverständnisse sind es, die in Börsenkreisen Stimmen laut werden lassen, wonach sich der Credit-Suisse-Analyst einem Gespräch mit Firmenchef Gunter Erfurt verweigern würde. Auf Anfrage lassen die Investors-Relations-Verantwortlichen mich wissen, dass es durchaus Kontakte zwischen dem Unternehmen und dem besagten Analysten gebe.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich es gerne gesehen hätte, wenn Meyer Burger über die Produktionsziele hinaus auch gleich Zielgrössen für die künftige Umsatz- und Gewinnentwicklung kommuniziert hätte. Denn wer immer sich auch auf das Zahlenmaterial von Analysten abstützt, stösst auf die unterschiedlichsten Schätzungen. Aus der Reihe tanzt – wer hätte es gedacht – insbesondere der Chefanalyst der Credit Suisse.

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Die Rechnung von Roche scheint aufgegangen: Im Anschluss an den diesjährigen Pharmatag hagelt es neue Kaufempfehlungen für die Genussscheine des Pharma-Urgesteins aus Basel.

Der für die Credit Suisse tätige Analyst Matthew Weston stuft die Valoren von "Neutral" auf "Outperform" hinauf und veranschlagt neuerdings ein Kursziel von 375 (zuvor 350) Franken. Er sieht das Unternehmen auch künftig stärker in die Forschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe investieren als andere Mitbewerber. Das werde sich längerfristig auszahlen. Dabei halten ihn weder die Umsatzerosion bei einstigen Umsatzträgern wie Rituxan, Avastin und Herceptin, noch die künftig wohl rückläufigen Pandemieumsätze ab, eine Kaufempfehlung für die Genussscheine auszusprechen.

Auch seine Berufskollegin Kerry Holford von der Berenberg Bank lobt die Innovationskraft der Basler. Sie vollzieht denselben Schritt und stuft die Valoren mit einem Kursziel von 380 (zuvor 350) Franken von "Hold" auf "Buy" hinauf. Ihre Schlüsselbotschaft: Anleger sollten aus den Aktien von Novartis in die Genussscheine von Roche umschichten.

Lachender Dritter bei diesen beiden Kaufempfehlungen ist Peter Welford von Jefferies. Er hatte die Valoren von Roche schon im Vorfeld des Pharmatages von "Hold" auf "Buy" heraufgestuft und das Kursziel auf 375 (zuvor 355) Franken angehoben.

Die Valoren von Roche (rot) entwickelten sich in den letzten zwei Wochen besser als jene von Novartis (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Ein wenig aus der Reihe tanzt Stifel-Analyst Eric Le Berrigaud – obwohl er die Genussscheine sogar mit einem Kursziel von 400 Franken zum Kauf anpreist. Le Berrigaud begrüsst das anlässlich des Pharmatages kommunizierte Zahlenmaterial zwar, leitet von diesem für die kommenden vier Jahre allerdings nur ein jährliches Umsatzwachstum von etwas mehr als 5 Prozent ab. In Erwartung einer zunehmend verhalteneren Entwicklung im Diagnostikgeschäft rechnet er auf Gruppenebene sogar mit einer noch trägeren Umsatzentwicklung.

Er äussert deshalb die Besorgnis, dass Roche in den besagten Jahren beim Gewinnwachstum den Anschluss an andere europäische Pharmahersteller verlieren könnte. Und obwohl er aus Bewertungsgründen auch nach dem Pharmatag an seiner Kaufempfehlung festhält, gibt er den Valoren von AstraZeneca und Novo Nordisk ganz klar den Vorteil. Überzeugung sieht für mich anders aus...

 

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